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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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sollen Leben schützen und verhindern, dass Leute umgebracht werden.«
    »Ich glaube, Sie führen uns an der Nase rum«, sagte Meier. »Sie benutzen uns für etwas, das uns nichts angeht.«
    »Und warum sind diese Gefangenen in Gefahr?« fragte Gutmann.
    »Wenn die Nazis sie in die Hände kriegen, bringen sie sie um.«
    »Wenn ich mir das so recht überlege, kann es sich ja nur um Kommunisten handeln«, sagte Meier.
    »Mensch, wir sind doch Kameraden. Haben im Krieg im Dreck gelegen.«
    »Nee, Herr Kommissar, so nicht. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Mein Kamerad und ich hauen jetzt ab. Wir sagen niemandem, dass Sie hier drin sind. Aber klären Sie Ihre Sache allein. Wir sollten Sie nach Leipzig bringen, Sie sind in Leipzig. Von Einbruch war nicht die Rede. Und für Leute von der Kommune in den Bau wandern, beim besten Willen, das ist nichts für uns.«
    Ich gab auf. Sie hatten recht. Es war meine Sache. Ich übertrat das Gesetz und brachte Leute, die mir halfen, in Teufels Küche.
    »Gut«, sagte ich. »Sie sagen niemandem, dass ich hier bin. Lassen Sie mir die Streichhölzer hier.«
    Gutmann klopfte mir auf die Schulter und steckte mir die Streichhölzer in die Hand. »Viel Glück, Kamerad«, sagte er. Es klang nach schlechtem Gewissen.
    Ich hörte, wie sich ihre Schritte entfernten. Einen Moment lang spürte ich den Drang, ihnen nachzulaufen, das Abenteuer abzubrechen. Mit etwas Glück hätte ich das Reichsgericht so unerkannt verlassen können, wie wir eingedrungen waren. Aber eine andere Kraft hielt mich fest. Ich lief den Gang entlang, hin und wieder entzündete ich ein Streichholz. Vor der Tür der Herrentoilette fiel mir ein, was ich tun könnte. Ich betrat die Toilette, öffnete eine Kabine und setzte mich auf die Kloschüssel. Nachdem ich mich erleichtert hatte, klappte ich den Klositz herunter und setzte mich darauf. Ich versuchte mich anzulehnen, aber das Rohr in meinem Rücken war unbequem. Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich an die Seitenwand der Kabine. Irgendwann fiel ich in einen Halbschlaf.
    *
    Ich schreckte auf, als in einer Nachbarkabine die Wasserspülung betätigt wurde. Vorsichtig erhob ich mich. Es war hell geworden. Ich betrachtete meine Kleidung. Sie war schmutzig, unmöglich, sie auch nur einigermaßen zu reinigen. Ich hörte den Wasserhahn. Dann fiel die Tür ins Schloss. Ich wartete einige Sekunden, dann nahm ich die Luger aus dem Halfter und steckte sie in die Manteltasche. Als ich den Griff der Tür schon in der Hand hatte, kam wieder jemand herein und setzte sich in die Kabine nebenan. Er schnaufte stark. Als er fertig war, verließ er die Toilette, ohne sich die Hände zu waschen.
    Ich musste es jetzt riskieren. Ich ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt und linste hinaus. Es war niemand zu sehen. Ich öffnete die Tür weiter und blickte nach beiden Seiten den Gang hinunter. Am entgegengesetzten Ende sah ich eine Frau in einem Zimmer verschwinden.
    Ich umklammerte die Pistole in der Manteltasche, als ich losrannte. Fast hätte ich die Tür des Sekretariats aufgesprengt.
    Eine schwarzhaarige Frau, die vor einem Aktenschrank stand, fuhr erschreckt herum. Sie schaute mich aus großen Augen an. Dann musterte sie meine Kleidung und fragte: »Wer sind Sie? Was wollen Sie?« Nun sah sie ärgerlich aus. Sie drehte sich zu ihrem Schreibtisch, darauf stand ein schwarzes Telefon. Als sie zum Hörer griff, zog ich die Luger und fauchte: »Kein Telefon!« Ihre Hand zuckte zurück. Sie starrte mich an, erst wütend, dann ängstlich. Eine Träne lief ihr die Wange hinunter.
    »Bleiben Sie ruhig, es passiert Ihnen nichts. Niemandem passiert etwas.«
    Sie schaute mich ungläubig an.
    »Ist Dr. Voß da?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wo ist er?«
    »Eine Besprechung.«
    »Wann kommt er wieder?«
    »Bald, er hat gesagt, es dauert nicht lange.«
    »Gut, wir warten in seinem Büro. Gehen Sie voraus.«
    Sie stand langsam auf, dann ging sie ins Nebenzimmer. Es war groß, in der Mitte stand ein mächtiger Schreibtisch, darauf Akten, sorgfältig gestapelt, und zwei Telefone. An der Wand das Porträt eines Mannes mit kurzgeschorenen weißen Haaren. Durch ein Handzeichen forderte ich die Frau auf, sich an den Schreibtisch zu setzen. Ich trat ans Fenster. Draußen sammelten sich mindestens zwei Kompanien Reichswehr. Weit im Hintergrund flatterte eine Hakenkreuzfahne.
    »Rufen Sie im Rathaus an«, sagte ich zu der Frau.
    Sie verstand nicht.
    »Rufen Sie einfach an, und wenn jemand abhebt, geben Sie

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