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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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redete ich mir ein. »Lass uns heute abend reden. Ich schaue mal, wie die Lage ist. Und besorge was zu essen. Du lässt dich nicht am Fenster sehen und bleibst auf jeden Fall in der Wohnung. Versuch zu schlafen.«
    Ich drückte sie noch einmal an mich, dann machte ich mich auf den Weg zum Präsidium. Ich war hundemüde, und meine Knochen taten mir weh. Die Nase juckte, die Erkältung steckte in mir, sie brach nicht richtig aus, verschwand aber auch nicht. Es pochte unter der Stirn.
    *
    Auf dem Weg zum Alexanderplatz warf ich den Schlüssel vom Dienstzimmer des Oberreichsanwalts in einen Abfallkorb. Als ich mein Büro betrat, war ich zurück im Kriminalistendasein. Es klopfte, Wohlfeld trat ein. »Sie müssen gleich zum Präsidenten«, sagte er.
    »Gibt es neue Spuren?« fragte ich. »Im Fall Goebbels vielleicht?«
    Wohlfeld schüttelte den Kopf. »Wir sind nicht weitergekommen, wir hatten Krieg, kurz, aber heftig.« Er zeigte ein betrübtes Gesicht, als machte er sich Vorwürfe.
    Ich winkte ab. »Sie sollten bald herausfinden, wo sich Goebbels in den Tagen vor seinem Tod aufgehalten hat, wen er getroffen hat, ob er sich mit jemandem gestritten hat.« Ich verließ das Büro.
    Es war wie immer. Die Sekretärin tippte, wahrscheinlich tat sie es auch im Schlaf. Sie wies auf Melchers Tür. Der saß hinter seinem Schreibtisch und blätterte in einer Akte.
    »Da sind wir ja froh, dass wir Sie wieder haben«, sagte er und zeigte auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch. »Ich dachte schon, Sie wären verlorengegangen.«
    Ich setzte mich. »Ich wollte die beiden Verdächtigen in Leipzig verhören, geriet aber in die Gewalt von RFB-Leuten. Als ich fliehen konnte, hatte die Kommune Leutbold und Schmoll schon aus der Untersuchungshaft befreit.«
    Der Präsident nickte. »Eine freche Aktion, dafür werden sie bezahlen. Den Leiter des M-Apparats, den Genossen Kippenberger« - er legte Verachtung in das Wort Genosse - »haben wir in Moabit in Verwahrung. Wir rechnen mit ihm ab. Vorher sollten Sie ihn ausquetschen. Vielleicht fällt ihm ja ein, wo die Hitler-Mörder sich verkrochen haben.«
    »Ich fürchte, die trinken Wodka in Moskau«, sagte ich und wunderte mich über die neue Schärfe in den Worten des Präsidenten.
    »Wir haben die Grenzen streng bewacht«, erwiderte Melcher. Er legte den Kopf in den Nacken. »Ich fürchte, Sie haben trotzdem recht. Es gibt so viele Schlupflöcher und Schleuser. Manchmal träume ich davon, dass wir in Moskau einziehen und das Rattennest ausheben. Oder dass wir wenigstens einen Zaun um Deutschland herumziehen mit wenigen Durchgängen, an denen wir jeden bis auf die Haut überprüfen.«
    Ich nickte eifrig. »Aber ich will den Kippenberger trotzdem verhören, vielleicht haben wir Glück. Vielleicht sagt er was aus. Wenn Leutbold und Schmoll es doch waren, dann haben sie vermutlich im Auftrag des M-Apparats gemordet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Würstchen aus eigenem Antrieb handeln.«
    »Gewiss, tun Sie das. Ich fürchte nur, Kippenberger wird Ihnen nichts verraten. In welche Richtung gehen Ihre weiteren Ermittlungen?«
    Ich überlegte einen Augenblick. Es war wohl die Eingebung, die mich sagen ließ: »In keine bestimmte. Wir wissen noch nicht einmal, ob die Fälle zusammenhängen. Die Morde an Röhm und Goebbels können Leutbold und Schmoll nicht begangen haben, die waren inhaftiert. Wenn aber der M-Apparat dahintersteckt, hätten wir einen Zusammenhang.« »Aber das ist doch eine Ermittlungsrichtung.«
    »Es ist mehr Spekulation als Spur.«
    »Wie komme ich zu dem Eindruck, Herr Kommissar, dass Sie sich in diesem Fall nicht festlegen wollen? Wir haben zwei Tatverdächtige aus Weimar, die haben gelogen über ihre Beziehung zum Terrorapparat der Kommune. Über das Motiv müssen wir gar nicht nachdenken, es liegt auf der Hand.«
    »Wir verfolgen auch die Hypothese, es könnten verschiedene Täter sein.«
    »Aber das ist es doch, was ich sage. Wenn es sich um verschiedene Täter handelt, wenn die Opfer hochgestellte Persönlichkeiten der NSDAP sind, dann kommt doch niemand anderes in Frage als die Kommune. Die Sozis haben keinen Mumm in den Knochen, die tun so was nicht. Aber Kippenberger und Genossen, das sind Mörder, die haben schon gemordet. Was wollen Sie mehr?«
    »Beweise, Herr Polizeipräsident. Kriminalistische Beweise, die den Ansprüchen unserer Strafprozessordnung genügen.« Ich bemühte mich um einen ruhigen Ton.
    »Was wollen Sie damit andeuten, Herr

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