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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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einen Punkt am Fluss.
    “Hier wurde der Junge gefunden. Mounties aus Banff und Canmore sind am Unglücksort und der Gerichtsmediziner ist auch gerade eingetroffen.”
    “Haben Sie eine Ahnung, um wen es sich bei dem Jungen handelt? Oder zu wem er gehört? Wurden Kinder als vermisst gemeldet?”
    Dawson schüttelte den Kopf. “Noch nicht. Es gibt noch zu viele Möglichkeiten.” Mit dem Bleistift folgte er dem Fluss. “Wir haben überall in der Gegend Zeltplätze. Und jede Menge Tagesausflügler. Wir gehen jetzt die Registrierungen durch und schicken Zweierteams zu jedem Campingplatz und jedem Besucher. Aber die Leute sind mobil. Sie wandern oder halten sich in Banff oder Calgary oder wo auch immer auf. Das wird Zeit brauchen.”
    Graham verstand.
    “Wir haben das Gebiet in Planquadrate aufgeteilt. Wir haben Leute am Boden, zu Wasser, in der Luft … wir suchen –”
    “Ist hier ein Corporal Graham?” Am anderen Ende des Raums hielt eine junge Frau einen schwarzen Telefonhörer hoch.
    “Das bin ich”, meldete sich Graham.
    “Anruf für Sie!”
    Als Graham den Hörer nahm, hielt er sich das andere Ohr zu.
    “Dan, wir haben gehört, was Sie da unten getan haben. Sind Sie in Ordnung?”
    Es war sein Chef, Inspector Mike Stotter, Leiter der Abteilung für Gewaltverbrechen der RCMP im südlichen Distrikt von Calgary.
    “Es geht mir gut.”
    “Sie haben weit mehr als Ihre Pflicht getan.”
    “Nein, habe ich nicht.”
    “Dan, hören Sie, es tut mir leid, aber sie haben sie im Krankenhaus gerade für tot erklärt.”
    “Was?”
    “Man hat uns gerade benachrichtigt. Sie hat es nicht geschafft. Es tut mir leid.”
    Ihr bebender Körper. Ihre Augen. Die letzten Worte, die sie in sein Ohr flüsterte.
    Graham fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
    “Geben Sie mir diesen Fall, Mike.”
    “Es ist zu früh für Sie.”
    “Ich sollte diese Woche aus dem Urlaub zurückkommen.”
    “Ich habe da noch ein paar alte Fälle für Sie. Diese Sache wird sich vermutlich sowieso als Unglücksfall in der Wildnis herausstellen. Wir müssen da nichts tun. Die grünen Jungs von Fornier in Banff können den Fall gerne haben.”
    “Ich brauche diesen Fall, Mike.”
    “Sie
brauchen
ihn?”
    “Hat die Besatzung des Hubschraubers oder das Personal im Krankenhaus angedeutet, dass sie noch etwas gesagt hat? Oder ob sie noch versucht hat zu sprechen, bevor sie starb?”
    “Bleiben Sie mal dran. Shane hat den Anruf entgegengenommen.”
    Graham blickte hinüber zu den Bergen und fühlte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte, bis Stotter wieder am Apparat war.
    “Nein, Dan, warum?”
    “Sie sprach mit mir, Mike.”
    “Was hat sie gesagt?”
    “Es war nicht ganz deutlich. Doch ich habe das Gefühl, dass dies hier kein Unfall war. Wir müssen dranbleiben. Ich will diesen Fall, Mike.”
    Langes Schweigen.
    “Okay. Ich werde Fornier Bescheid geben. Sie leiten die Ermittlungen. Vorläufig. Wenn es sich um ein Verbrechen handelt, gehört der Fall unserem Department. Wenn nicht, geben Sie den Fall an Forniers Leute ab. Ach ja, Prell ist wegen einer anderen Angelegenheit in Canmore; ich schicke ihn zu Ihnen rüber, um Ihnen zur Hand zu gehen.”
    “Prell? Wer ist Prell?”
    “Constable Owen Prell. Er kam gerade aus Medicine Hat zu uns.”
    “Gut. Danke, Mike.”
    “Und Sie sind sicher, dass Sie sich das antun wollen? Sie haben bereits zwei Todesopfer zu verzeichnen, und der Fluss wird vermutlich noch weitere fordern.”
    “Ich bin mir sicher.”
    “Dann machen Sie sich auf den Weg dahin, wo man den Jungen gefunden hat.”

5. KAPITEL
    F aust’s Fork, in der Nähe von Banff, Alberta, Kanada
    Das Gesicht des Jungen wirkte friedlich, im Tode geradezu erhaben.
    Die Augen waren geschlossen. Die Haut war makellos. Er sah aus wie ein schlafender Engel, als eine Brise ein paar Strähnen seines Haares anhob, wie von einer Mutter berührt, die ihren Sohn zärtlich weckt.
    Die Ähnlichkeit mit dem Mädchen war nicht zu übersehen. Er war älter, vermutlich ihr großer Bruder. Seine Jeans waren ausgeblichen, auf dem blauen Sweatshirt prangte das Logo der Kanadischen Rockies. Seine Sneaker stammten von einer populären Marke und sahen relativ neu aus. Er schien acht oder neun Jahre alt zu sein und wirkte winzig in dem offenen Leichensack.
    Wer ist er? Was tat er am liebsten? Welche Träume hatte er? Und welchen letzten Gedanken?
Diese Fragen gingen Graham durch den Kopf, während er sich mit Liz DeYoung vom gerichtsmedizinischen Institut

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