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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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hatte, trat er hinaus, wo Prell ihn auf den aktuellen Stand brachte.
    “Das SUV wurde am Flughafen von Calgary gemietet. Kunde ist Raymond Tarver, dieselbe Adresse in Washington.”
    “Irgendwas Interessantes im Fahrzeug gefunden?”
    “Es ist verschlossen.”
    “Die Autovermietung soll ihn so schnell wie möglich für uns öffnen. Sagen Sie denen, dass es ein polizeilicher Notfall ist. Dann soll die Spurensicherung sich den Wagen und diesen Zeltplatz vornehmen. Vorher trampelt keiner hier rum oder fasst irgendetwas an.”
    Graham nickte in Richtung flussaufwärts.
    “Was ist mit den Leuten auf den benachbarten Zeltplätzen?”
    “Einige der Leute schreiben bereits ihre persönlichen Daten für uns auf.”
    “Gut. Ich möchte Aussagen, Zeitabläufe und Personenrecherchen.”
    “Mach ich. Corporal, was glauben Sie, was den Eltern zugestoßen ist?”
    “Ich weiß es nicht.” Graham überflog erneut den Platz: die Schwimmwesten, die Kühlbox mit Lebensmitteln in sicherer Entfernung zum Zelt, ein Eimer Asche neben der Feuerstelle.
Haben sie Hotdogs gemacht, Marshmallows gegrillt und sich unter den Sternen zusammengekuschelt? Sind sie zusammen gestorben?
“Diese Leute befolgen die Regeln, sichern ihre Sache ab, gehen kein Risiko ein. Ich habe keine Ahnung, was passiert ist.”
    Nachdem Prell später am Abend zurück nach Calgary gefahren war, beobachtete Graham, wie das Rettungsteam mit Taschenlampen und Scheinwerfern die Suche im dunklen Flusstal fortsetzten. Graham saß neben seinem eigenen Zelt allein am Feuer und lauschte den Gesprächen aus dem geborgten Funkgerät neben ihm.
    Während die Suchmannschaften berichteten, dachte Graham über seinen Fall nach.
    Nachdem ein Mechaniker von der Autovermietung das SUV geöffnet hatte, fand Prell diverse Gegenstände, darunter eine Brieftasche, ein Portemonnaie und US-Pässe, die den Tarvers gehörten. Die Fackel beleuchtete die Gesichter von Raymond, seiner Frau Anita, seinem Sohn Thomas und seiner Tochter Emily – jenem Mädchen, das in Grahams Armen ihren letzten Atemzug getan hatte.
    Was war hier schiefgelaufen?
    Graham wollte glauben, dass es sich um eine nette amerikanische Durchschnittsfamilie handelte. Doch wo waren Ray und Anita Tarver?
    Hatten sie ihre Kinder ertränkt?
    Oder waren sie mit ihnen ertrunken?
    Was war geschehen?
    Hatten sie einen herrlichen Urlaub in den Bergen verbracht, bevor sie einem entsetzlichen Unfall zum Opfer fielen? Oder war etwas anderes vor sich gegangen? Gab es Streit in der Familie? Was hatte sich vor der Tragödie im Leben der Tarvers ereignet?
    Und wie sah es mit seinem eigenen Leben aus?
    Der Lichtschein des Feuers beleuchtete auch die Urne, die durch das Fliegennetz vor seinem Zelt zu sehen war.
    Graham fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
    Es war ein furchtbarer Tag gewesen. Er war hierhergekommen, um an einem von Noras Lieblingsplätzen ihre Asche zu verstreuen. Er war hierhergekommen, um seinen Job aufzugeben. Er konnte ohne sie nicht weitermachen wie bisher, weil ihm nichts geblieben war.
    Nichts.
    Weil es sein Fehler gewesen war.
    Und dann geschah es. In seinem schwärzesten Moment, als er im Fluss sicher gewesen war, nun ebenfalls zu sterben, hatte er Noras Stimme gehört, die ihn aufforderte, er solle durchhalten.
    Er solle weitermachen.
    Und dann folgten Emily Tarvers letzte rätselhafte Worte.
    Wie konnte er sich dem entziehen?
    Er schuldete den Toten etwas.
    Im Funkgerät knackte es.
    “Wiederholen Sie, Sektor 17 …”
    “Wir haben hier etwas!”

7. KAPITEL
    B lue Rose Creek, Kalifornien
    Es war fast halb zwei Uhr morgens.
    In der Stille verlor Maggie die Hoffnung, dass sie jemals Madame Fatima begegnen würde. Während sie zu Bett ging, dachte sie an all die Nachrichten, die sie für sie hinterlassen hatte. Alle waren unbeantwortet geblieben.
    Sie würde es morgen wieder versuchen.
    Maggie zog die Decke über sich und erstarrte.
    Was ist das?
    Sie hatte etwas gehört. Unten im Erdgeschoss. In der Arbeitsecke des Wohnzimmers. Sie blickte sich um und lauschte für einen Augenblick.
    Nichts.
    Sie war erschöpft und entschied, dass sie sich geirrt hatte. Sie versuchte zu schlafen, doch ihre Ängste hielten sie wach.
    Sind Jake und Logan tot?
    Warum hatte sie nichts von ihnen gehört? Sie sehnte sich danach, Logan in den Armen zu halten und mit Jake zu sprechen.
    Nimm einfach den verdammten Hörer ab, Jake, und ruf mich an. Gib mir Nachricht, dass es euch gut geht.
    Warum tust du mir das an?
    Warum?
    Schon

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