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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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fünfundzwanzigsten Stock, auf das nordöstliche Fenster.
    Auf der Straße und auf dem Dach tauchten blitzartig Sicherheitsleute auf.
    Während Walker und die anderen Agenten den Papst aus der Schusslinie und zurück ins Obdachlosenheim brachten, stürmte ein Spezialeinsatzkommando das Gebäude und fuhr mit den Fahrstühlen in den fünfundzwanzigsten Stock.
    Helikopter donnerten über das Haus hinweg. Das alles wurde von der Menge kaum bemerkt. Doch einige Nachrichtenteams ließ die plötzliche Aktivität stutzig werden. Kameras richteten sich auf das Gebäude, und Reporter eilten dorthin.
    Irgendwas ging da vor sich.
    Scharfschützen nahmen das Fenster ins Visier. Im Gebäude rannte das Einsatzkommando von den Fahrstühlen zu dem Zimmer. Schwer bewaffnete Agenten traten die Tür ein und stürmten hinein. Sie stießen auf einen Jungen und seinen Großvater, die den Papst durch das Fernrohr betrachteten.
    Der alte Mann fluchte.
    Sein erschrockener Enkel erstarrte mit den Händen in der Luft und angstgeweiteten Augen.
    “Es tut mir leid. Bitte töten Sie mich nicht. Es tut mir leid.”
    Dann begann der Junge zu weinen.
    Der alte Mann war ein pensionierter Architekt.
    Walkers Team hatte sich energisch dafür ausgesprochen, dass die Fenster und Vorhänge in allen Gebäuden, die einen Blick auf die Prozession boten, geschlossen werden sollten. Doch der Protest der Anwohner hatte Seattles Stadtbeauftragte einen Rückzieher machen lassen.
    Später auf dem Qwest Field fand die Open-Air-Messe des Papstes für die einhunderttausend Menschen ohne weitere Zwischenfälle statt. Ebenso harmlos verlief der abendliche Aufenthalt in der Erzdiözese.
    Noch lange nachdem der Papst zu Bett gegangen war, arbeiteten Walker und die anderen Agenten an Aktualisierungen, Einsatzplänen und Anweisungen für Montana.
    Erst weit nach Mitternacht waren sie endlich damit fertig.
    Doch Walker konnte nicht einschlafen. Noch immer pumpte das Adrenalin durch seinen Körper.
    Er versuchte sich zu beruhigen, indem er sich sagte, dass der nächste Tag in Lone Tree, Montana – mitten im Nirgendwo –, einfacher ablaufen würde als in Seattle. Gerade als ihm allmählich seine Augen zufielen, vibrierte Walkers Blackberry.
    Ein Rancher hatte eine rätselhafte Explosion am nordöstlichen Rand der Malmstrom Air Force Base gemeldet. Das örtliche Sheriffbüro und die Militärbasis untersuchten den Vorfall.
    Die Spezialeinheit aus Indian Head war dorthin unterwegs.
    Walkers Herzschlag würde sich bis zum Abflug des Papstes nach Rom nicht mehr normalisieren.

60. KAPITEL
    A uf dem Flug nach Montana
    Innerhalb von vier Stunden nach Wandas Anruf hatten Maggie und Graham ihre Flüge abgesagt und eine Chartermaschine ausfindig gemacht, die nach Great Falls in Montana flog.
    “Sie haben Glück”, hatte die Frau am Schalter gesagt. “Ein paar Plätze sind gerade erst frei geworden, und wir möchten sie gern besetzen.”
    Maggie bezahlte ihr Ticket von den sechshunderteinunddreißig Dollar, die sie an dem einarmigen Banditen gewonnen hatte. Graham zahlte es aus eigener Tasche und wollte sich erst um die Erstattung kümmern, wenn er wieder zurück in Calgary war.
    Denn er hatte die Tatsachen akzeptiert.
    Er konnte den Tarver-Fall nicht abschließen.
    Obwohl man ihm die Rückkehr befohlen hatte, konnte er dem einfach nicht nachkommen. Noch nicht. Es gab zu viele offene Fragen. Nun, da das Flugzeug über die Große Salzwüste flog, suchte er in den Wolken nach Antworten.
    Emily Tarvers letzte Worte bereiteten ihm Sorgen. Und er schwor, dass er unter Wasser Noras Stimme gehört hatte. Wenn er dem Tod der Familie nicht nachging, würde sein Versagen ihn den Rest seines Lebens verfolgen – hier ging es um mehr als um einen gewöhnlichen Fall.
    Hier ging es um Nora.
    Vielleicht konnte er mit seiner Schuld leben, wenn er für jemand anderen etwas richtig machte.
    Vielleicht
.
    In der Luft hatte sich Graham entschlossen, um seine sofortige Freistellung zu bitten, sodass er den Fall auf eigene Faust und auf eigene Kosten bearbeiten konnte.
    Und wenn das abgelehnt wurde?
    Dann würde er den Dienst quittieren.
    Würde er das?
    Wenn es sein musste.
    Weil er sonst erledigt sein würde.
    Weil sein Schicksal an einem seidenen Faden hing.
    Great Falls lag etwa sieben Autostunden oder einen kurzen Flug von Calgary aus entfernt. Merkwürdig, dachte er, während er auf die schneebedeckten Gipfel unter ihm starrte. Da hatte er nun wieder beinahe den ganzen Weg nach Norden bis zum

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