Der Countdown
Aber sie war hübsch. Ein bisschen dunkel, auf eine exotische Art und Weise. Sie sagte nicht viel, lächelte nur. Oh … ich muss los, es tut mir leid. Viel Glück. Ich hoffe, Sie finden Ihren Sohn.”
“Danke. Vielen, vielen Dank.”
Maggie beendete das Gespräch und sah Graham an.
“Ich nehme das nächste Flugzeug nach Great Falls”, sagte sie. “Begleiten Sie mich?”
Buch fünf
“Vergib mir, was ich getan habe …”
59. KAPITEL
S eattle, Bundesstaat Washington
Ein Helikopter des King County Sheriffbüros kreiste am klaren Morgenhimmel über der Stadt.
Auf dem Pioneer Square und zwischen den angrenzenden Häuserblöcken drängten sich die Menschen, um einen Blick auf den Papst zu erhaschen. Laut der Schätzungen, die Blake Walker über seinen Ohrstöpsel erhielt, sollten es fünfunddreißigtausend sein.
Er überflog die Gesichter an den Absperrungen und in den Fenstern, von denen aus man den Platz übersah.
Jetzt ging es los.
Sein Team war an der Reihe, den Papst zu schützen.
Jeder im Sicherheitsteam des Secret Service hatte für diese Etappe des Papstbesuchs Neunzehn-Stunden-Tage absolviert. Nach Prüfung der Überwachungsliste und in Absprache mit der örtlichen Polizei sowie den Geheimdiensten hatten sie alle Personen verhört, die eine Drohung gegen den Papst oder den Präsidenten auch nur gemurmelt hatten.
In Boston, New York, Miami, Houston oder Los Angeles, den letzten Stationen des Papstbesuchs, war es zu keinerlei besonderen Vorkommnissen gekommen.
In New York hatte eine sechsundsiebzigjährige Frau nur die Arme um den Hals des Papstes geschlungen und ihn nicht freigeben wollen, als sie überwältigt von ihren Emotionen zusammenbrach. In Los Angeles hatte ein bedauernswerter Bauarbeiter, dessen Frau unheilbar an Krebs erkrankt war, die Absperrungen durchbrochen und das Gewand des Papstes berührt, bevor die Sicherheitsleute ihn zurückdrängen konnten. Später hatte der Papst dem Mann eine Audienz gewährt und mit ihm zusammen gebetet.
Die Untersuchung und Analyse der Grenzverletzung an der Küste der Juan-de-Fuca-Meerenge war noch nicht abgeschlossen. Die vorläufigen Ergebnisse erbrachten keine konkreten Hinweise, um von einer Bedrohung auszugehen.
Walker und seine Agenten arbeiteten weiterhin mit allen Geheimdiensten zusammen. Es war absolut nichts aufgetaucht, was die Information aus dem Verhör des Terrorverdächtigen Issa al-Issa durch US-Geheimagenten bestätigte.
Die einheimischen und ausländischen Geheimdienste überprüften nach wie vor Gespräche, Berichte und bekannte Aktivitäten ausländischer Terrororganisationen.
Walker wusste, dass man nicht jede Bedrohung vorhersehen konnte.
Nicht jeder Anschlag war zu verhindern. Doch durch harte Arbeit und Umsicht konnte man die Risiken zumindest mindern.
Von der Öffentlichkeit unbemerkt, nahm die Zahl der Drohungen gegen den Papst stetig zu.
Die Sicherheitsmaßnahmen in Seattle waren umfassend. Überall befanden sich uniformierte Officer, dazu bewaffnete Kollegen und Bundesbeamte in Zivil, die sich unter die Menge gemischt hatten. Agenten des Secret Service bildeten ein mobiles Schutzschild für den Papst.
Scharfschützen und Späher aus Seattle, vom King County, von der Washington State Patrol sowie dem FBI und dem ATF waren auf den Hausdächern verteilt. Schwer bewaffnete Ordnungshüter patrouillierten durch die Straßen.
Hoch oben, für die Menschenmasse praktisch unsichtbar, vereitelten Kampfjets jeden Versuch, mit dem Flugzeug in das gesperrte Luftgebiet einzudringen, um einen Selbstmordanschlag auf den Papst auszuführen. Einen solchen Plan hatte man vor zwei Jahren in den Computerdateien zweier Terrorverdächtiger aus Algerien gefunden.
Walker atmete noch einmal tief durch und ging im Geiste die wichtigsten Ereignisse auf dem Tagesplan durch.
Der Papst würde ein von Nonnen betriebenes Obdachlosenheim am Pioneer Square segnen. In seiner Ansprache wollte er vor allem eine aufopferungsvolle Schwester würdigen, die kürzlich während ihres Dienstes in dem Heim ermordet worden war.
Danach würde er die Menschen an den Absperrungen begrüßen und mit dem Papamobil die halbe Meile von der First Avenue bis zum Qwest Field zurücklegen, dem Heimatstadion der Seahawks. Indem man das Spielfeld nutzte, konnte der Papst seine Messe vor ungefähr einhunderttausend Menschen abhalten.
Am Abend war der Heilige Vater zu einem privaten Dinner in der Residenz des Erzbischofs der Erzdiözese Seattle eingeladen, wo er auch
Weitere Kostenlose Bücher