Der Countdown
half, erfuhren sie einiges voneinander.
Samara war in London geboren. Ihr Vater war ein britischer Professor, ihre Mutter eine irakische Krankenschwester gewesen. Samara hatte einen irakischen Medizinstudenten geheiratet, den sie an der Universität in London kennengelernt hatte. Sie zogen in den Irak, wo ihr Sohn zur Welt kam. Sowohl ihr Mann als auch ihr Sohn wurden bei dem Irrsinn getötet, der das ganze Land heimsuchte. Samara blieb nichts anderes übrig, als sich dem Dienst in einer Hilfsorganisation zu verschreiben.
Nun bereitete sie sich darauf vor, nach Amerika zu gehen, um ein neues Leben zu beginnen.
Jake dankte ihr, dass sie ihm das Leben gerettet hatte.
“Falls du jemals in Kalifornien sein solltest, melde dich.” Jake gab ihr seine E-Mail-Adresse und seine Telefonnummern.
Er zeigte ihr Bilder von Maggie und Logan. Er erzählte ihr von Amerika; von seiner Liebe zu den endlosen Highways, seinem Faible für Football, Hotdogs und Countrymusik.
Samara lächelte niemals.
Sie blickte immer nur auf das Bild von Maggie und Logan.
Dann schaute sie Jake an.
Sie offenbarte ihm nicht ein einziges Mal, was in ihrem Herzen eigentlich vorging.
Samara war ganz schön verblüfft von Jakes Ähnlichkeit mit ihrem Mann. Er sah ebenso gut aus. Und auch er hatte einen kleinen Sohn.
Während sie Jake behandelte, ließ Samara sich durch nichts ablenken. Doch als Jake sich erholte, sie miteinander sprachen und einander besser kennenlernten, geschah etwas Seltsames. Widersprüchliche Gefühle tobten in ihr, etwas, das eigentlich in ihr gestorben zu sein schien, blühte wieder auf.
In einer klaren Nacht, in der das Firmament wie ein See von Diamanten wirkte und die anderen im nächsten Dorf Lebensmittel holten, waren Samara und Jake allein im Lager.
In seinem Zelt untersuchte sie seine verheilten Wunden. Ihr Gesicht war im gedämpften Licht der Lampe wunderschön. Ihr Berührung sanft. Jake sah ihre funkelnden Augen, in denen Sterne niederzugehen schienen. Ihre Bluse war verrutscht und gab den Blick auf ein Stück nackter Schulter frei. Er legte den Arm um Samara, und sie wehrte sich nicht.
Er zog sie an sich.
Samara sah ihm in die Augen.
Sie wehrte sich nicht, als er sie küsste.
Ein langer, intensiver Kuss.
Den sie erwiderte.
Sie seufzte atemlos, als sie das Verlangen in sich aufsteigen spürte und sein Hemd aufknöpfte. Sie streichelte seine muskulöse Brust, bis auch in ihm die Lust erwachte. Bis er sich zum Innehalten zwang.
Es war falsch.
Er dachte an Maggie und Logan.
Dies hier war falsch.
Es brauchte keine Worte.
Samara verließ das Zelt.
Sie sprachen weder am nächsten Tag darüber noch am übernächsten, als zwei Geländewagen eintrafen.
“Sergeant Kyle Cash”, stellte sich der US-Soldat vor, der ihn aus dem ersten Fahrzeug heraus angrinste. “Mr. Conlin, Sir, wir dachten, Sie wären alle tot. Da werden einige Leute daheim in Blue Rose Creek aber mächtig froh sein. Mächtig froh, Sir.”
“Danke, dass Sie mich abholen, Sergeant.”
Es ging sehr schnell.
Jake dankte Samara und den anderen Helfern, dann stieg er in den Wagen. Sie stand da und sah ihm nach, als sie losfuhren. Sie lächelte nicht, winkte nicht, sondern schaute ihm lediglich nach.
Jake blickte so lange wie möglich zurück.
Zu der Frau, die sein Leben gerettet hatte. Er behielt sie im Blick, bis sie vom Staub verschluckt wurde und er sich fragte, ob er sie jemals wiedersehen würde.
“Wissen Sie, Sir, wie man es auch dreht und wendet, es ist ein echtes Wunder”, rief Cash. “Als wir hörten, dass sich hier oben eine Hilfsorganisation eingerichtet hat und einen Amerikaner bei sich hätte, nun, da wollte das niemand glauben.”
“Warum nicht?”
“Laut unserem Geheimdienst wimmelt es in dieser Gegend von Todesschwadronen.”
28. KAPITEL
C old Butte, Montana
Damals hatte ihr dieser Kuss gar nichts bedeutet, erinnerte sich Samara, während sie sich daraufvorbereitete, ins Krankenhaus zu fahren.
Sie hatte zum Himmel geschworen, dass es so war.
Schon im Augenblick danach hatte sie ihren Mann im Geiste um Vergebung gebeten und ihr Herz gegen Jake Conlin abgeschirmt – jenen Amerikaner, der sie beeindruckt und in Versuchung geführt hatte. Nach diesem Tag wurde dieser Kuss nie wieder erwähnt.
Doch Samara bewahrte Jakes Kontaktdaten auf und merkte sich sein Angebot, ihr zu helfen, wenn sie in die USA kam.
Er konnte ein Aktivposten in ihren Plänen werden.
Überraschend stellte die US-Militärbehörde in Bagdad
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