Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
Vom Netzwerk:
Aufgabe, eine von entscheidender Wichtigkeit. Bist du bereit, auch das größte Opfer zu bringen?”
    Die Prophezeiung der alten Frau hatte sich bewahrheitet. Samara hatte ihre Antwort in der Wüste gefunden. Sie musste ihre Familie retten, um sie im Paradies wiederzusehen.
    Auch wenn es völlige Selbstaufgabe erforderte.
    “Ja, ich bin bereit.”

26. KAPITEL
    K aratschi, Pakistan
    Als Samaras Flugzeug aus dem Jemen den Flughafen von Karatschi erreichte, spiegelten sich die Lichter der Stadt im Arabischen Meer.
    Ein Fälscher aus Istanbul war von Samaras Förderern gut bezahlt worden, um die erforderlichen Reisedokumente herzustellen. Dank seiner guten Arbeit konnte sie die Einwanderungskontrolle als britische Krankenschwester im Dienst einer Hilfsorganisation passieren.
    Am nächsten Tag standen noch vor Morgengrauen zwei Männer vom Netzwerk vor Samaras Hotelzimmertür. Ägyptische Chemieingenieure, die in Deutschland studiert hatten. Sie luden ihr Gepäck in den bereitstehenden Geländewagen und machten sich mit ihr auf den Weg, ohne das Ziel zu verraten oder überhaupt viel zu reden.
    Nachdem sie Karatschis Ausläufer verlassen hatten, passierten sie verschiedene Städte – Uthal, Bela, Khuzdar.
    Als die Straße sich schließlich talwärts nach Surab hinunterschlängelte, schaute Samara immer wieder um sich, als suche sie nach sich selbst. Die unermessliche Weite entsprach ihrem eigenen Gefühl der Leere. Sie erneuerte ihren Schwur, sich allem zu stellen, was man ihr zugedacht hatte.
    Samara wusste von den Landkarten, die sie im Flugzeug studiert hatte, dass ihre nördliche Route an der löchrigen Grenze zum westlichen Afghanistan entlang verlief. Durch das raue Terrain zogen sich verborgene Wege, die von Schmugglern, Drogenbossen und Flüchtlingen benutzt wurden.
    Bei Sonnenuntergang erreichten sie nahe dem Urak-Tal ein in den Bergen verstecktes Lager, von dem aus man Quetta überblicken konnte.
    Die Stadt glitzerte zu ihren Füßen.
    Sie wurde zu ihrem Zimmer in einer kleinen Lehmhütte gebracht, einem Raum, der nicht größer war als eine Zelle und mit einer Schlafmatte, einer Gaslampe und einer Truhe ausgestattet war. Völlig erschöpft, konnte Samara einige Stunden schlafen, bevor sie zu den Gebeten vor Sonnenaufgang gerufen wurde.
    Abgesehen von den bewaffneten Wachen und Instruktoren, befanden sich ein Dutzend Menschen in ihrer Gruppe, darunter drei weitere Frauen. Eine aus dem Oman, eine aus Syrien, eine weitere von den Philippinen. Während Samara ihr Verlust anzusehen war, leuchteten die Gesichter der Frauen vor glühender Hingabe. Doch es würde nicht lange dauern, bis Samaras Ausdruck sich von dem ihren nicht länger unterschied.
    Nach den Gebeten wurden sie zu den Trainingskursen geführt. “Zu eurem Schutz, wenn ihr als Helfer in gefährlichen Gebieten weilt.” Ein Ausbilder lächelte.
    Sie lernten Selbstverteidigung, wie man einen Angreifer mit einem Messer oder einem Bleistift tötet. Man drückte Samara eine geladene Maschinenpistole in die Hand. Man brachte ihr das Schießen bei, ließ sie auf einen Dummy feuern. Das automatische Gewehr war überraschend leicht, doch sein Rückschlag warf sie fast um.
    In den Theoriestunden, zu denen sie sich in einer kleinen Kantine versammelten, wurden Operationen und Taktiken durchgesprochen – zum Beispiel anhand welcher Kriterien man einen US-Luftsheriff identifizieren konnte.
    Die Wochen verflogen in der stets gleichen Routine.
    Dann machte ein Gerücht im Lager die Runde.
    Jemand Wichtiges ist eingetroffen.
    An jenem Abend wurde Samara zu einem geheimen Ort, noch höher und tiefer in den Bergen, gebracht. Schwer bewaffnete Wachen führten sie zu einem kleinen Lager.
    Sie wurde einer Gruppe älterer Männer vorgestellt, die um ein Feuer saßen und Tee tranken. Während die Flammen ihre Gesichter erhellten und Funken gen Himmel stoben, unterhielten sie sich einige Minuten untereinander, bis einer von ihnen sich erhob und Samara umarmte.
    “Willkommen, Schwester.” Seine Kleidung roch nach Jasmin. Dann schaute er sie aus traurigen, müden Augen an. “Wir wissen von deinem Leid. Wir wissen von all deinen Wunden. Du wirst deiner Familie Ehre machen, indem du deine Bestimmung erfüllst. Komm, teile nun den Tee mit uns, und wir werden dir einiges zu deiner Aufgabe erklären.”
    Er teilte ihr mit, dass man Samara über religiöse Gruppen und internationale Hilfsorganisationen für einen Krankenschwesterposten in einer entlegenen US-Gemeinde empfohlen

Weitere Kostenlose Bücher