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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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vorbereitet.
    Wie ein geduldiger Fischer hatte Amir sein weltweites Netz geknüpft und gestärkt. Dubiose Finanzverbindungen, Spenden, Diamanten- und Rauschgiftschmuggel, Geldwäsche und eine Internet-Lotterie sicherten einen steten Nachschub an Geld. Sein Netzwerk war undurchdringlich. Zu seinem planerischen Stab zählte er die besten Physiker, Chemiker, Nuklearforscher und Ingenieure.
    Sie alle folgten Amir, den sie als Visionär und Strategen verehrten.
    Alle arbeiteten an technologischen Vorsprüngen, um den Feind zu schlagen. Dutzende von Operationen waren in Planung, einige seit Jahren: Operationen mit Flugzeugen, mit Schiffen oder bei großen Ereignissen, Mordattacken, Geiselnahmen, Anschläge auf Pipelines, U-Bahnen, Städte, Wolkenkratzer, Einkaufscenter oder berühmte Symbole der narzisstischen Gier verdorbener Ungläubiger.
    In allen Fällen waren sich die Agierenden des vollen Ausmaßes ihrer Mission nicht bewusst. Kleine Gruppen, die jeweils einen bestimmten Aspekt im Fokus hatten, wussten nichts von den anderen. Verschiedene Zellen wurden von Offizieren geleitet, die an Kommandeure berichteten, die wiederum zuweilen – getarnt als Händler – Amir direkt Bericht erstatteten.
    Vor ein paar Tagen hatte er sich an einem geheimen Ort eingefunden, um die Menschen zu treffen, die hinter einer größeren, sehr vielversprechenden Operation standen.
    Das Treffen wurde im Norden der Hauptstadt anberaumt, in den entlegenen Dörfern in den Bergen, in denen Amir eine Gruppe Weber unter Vertrag genommen hatte. Dort blieben sie ungestört, weil man die Bewohner dieser Gegend aus Angst vor bösen magischen Kräften wie Aussätzige behandelte.
    Amir erinnerte sich, wie der Rauch ihrer Kohlefeuer über die Dörfer wehte, in denen die Ziegen überall frei herumliefen – außer in der Hütte des Anführers. Dort hatte Amir einen kleinen Trupp ausländischer Brüder getroffen, die von weither angereist waren, um ihn über ihre neue eindrucksvolle Waffe zu unterrichten.
    Im kühlen Schatten der Hütte lagen verschiedenfarbige Stoffballen in unterschiedlichen Mustern auf der strohgefüllten Matte. Die Monitore der Laptops füllten chemische und mathematische Tabellen, Formeln und Berechnungen. Einige der Männer sprachen leise über sichere Satellitentelefone.
    Die Delegation wurde angeführt von Ali Bakarat, einem Chemiker aus Libyen, und Omar Kareem, einem Molekular-Nanotechnologen aus Kuwait. Amir machte seit einigen Jahren Geschäfte mit ihnen. Begleitet vom gedämpften Klick-Klack der Webstühle in der Hütte nebenan, legte Bakarat seine Hände auf die Stoffballen und erklärte die Beschaffenheit des neuen Materials.
    In mancher Hinsicht, führte Bakarat aus, ähnele seine Entwicklung den Hightech-Materialien, die das Militär bereits bei ihren Kampfanzügen einsetzte, um Soldaten gegen Nervengasangriffe oder Hitzeeinwirkung zu schützen.
    Der Stoff sah aus wie normales Baumwollgewebe, er fühlte sich genauso an und roch auch so.
    Doch in das Gewebe waren mikroskopisch kleine Röhrchen hineingewoben. Diese durchsichtigen Röhrchen waren mit einer Flüssigkeit gefüllt, die man in einem aufwendigen Verfahren entwickelt hatte. Die Flüssigkeit war versetzt mit Millionen von Funkempfängern in Nanogröße, die in den Röhrchen hin und her schwammen und darauf programmiert waren, ein codiertes Niederfrequenzsignal zu empfangen.
    Dieses aktivierte dann innerhalb von sechzig Sekunden die Flüssigkeit, worauf das Material eine enorme Explosionskraft entwickelte.
    Eine Bombe.
    Die Explosion konnte jederzeit erfolgen – innerhalb der nächsten halben Sekunde oder im nächsten Monat. Doch sie musste durch ein zweites Signal ausgelöst werden, das über einen verschlüsselten Code empfangen werden konnte. Mit diesem Code konnte man jedes Gerät programmieren, das in der Lage war, ein drahtloses Signal zu übermitteln, sei es ein Handy oder ein Satellitentelefon, eine Kamera mit Laser-Autofokus oder ein Laptop mit WLAN-Anschluss.
    Die entscheidende Qualität des neuen Materials lag darin, dass es weder von Spürhunden noch mittels chemischer Abstriche und Analysen oder mit irgendeiner anderen herkömmlichen Methode zum Aufspüren von Sprengstoff identifiziert werden konnte.
    Es war eine unsichtbare Bombe.
    Um das zu erreichen, musste der Stoff einige Stunden in eine spezielle Lösung getaucht werden, bevor man ein beliebiges Kleidungsstück oder etwas anderes daraus schneiderte. Diese spezielle Lösung befand sich per Schiff auf

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