Der Countdown

um ihr Skizzen eines dreiteiligen Kostüms zu zeigen – Jacke und Rock mit einem trägerlosen Oberteil.
    “Schlichte Eleganz”, sagte er.
    Die Jacke würde Wiener Nähte und abgesetzte falsche Taschen haben. Der gefütterte Rock sollte knapp über das Knie reichen, hätte einen seitlichen Reißverschluss und einen farblich abgesetzten Saum. Das Oberteil wäre aus Satin.
    “Alles in einem gedeckten Dunkelbraun.” Er hielt ihr ein Muster hin. “Ja, das müsste Ihnen gut stehen. Kommen Sie zum Spiegel, dann nehme ich rasch Ihre Maße.”
    Während Benny genau das tat, sich Notizen machte und beide sich über das Leben in Montana unterhielten, trafen sich ihre Blicke.
    “Das wird ein einzigartiges Ereignis, Samara.” Er senkte die Stimme. “Sind Sie nervös?”
    “Nein. Sie?”
    “Nein. Ich fühle mich geehrt, teilhaben zu dürfen.”
    “Was für einen Stoff empfehlen Sie?”
    “Ein neuer Import, der gerade über New York aus Afrika eingetroffen ist. Er wird wunderbar sein.”
    Die Glöckchen klingelten, als Jake und Logan eintrafen.
    “Ich bin gleich bei Ihnen, Gentlemen.”
    “Sie sind wegen mir hier”, sagte Samara. “Das sind Jake und sein Sohn Logan.”
    Benny begrüßte sie.
    “Willkommen, willkommen.”
    Jake musterte Benny, dann zogen die große US-Flagge und die gerahmten Fotos, die US-Truppen im Kampfanzug zeigten, seine Aufmerksamkeit auf sich.
    “Kennen Sie Leute in Übersee?”, fragte Jake.
    “Freunde. Kunden von Abschlussfeiern und Hochzeiten. Ich muss die Jungs unterstützen”, erwiderte Benny. “Wie Sie und Samara wissen, ist es noch immer schwierig für die Menschen dort.”
    Jake nickte.
    “Also, Logan, Samara hat mir erzählt, dass auch du dem Papst begegnen wirst. Du bist vermutlich schon ganz aufgeregt?”
    “Es ist cool, schätze ich.”
    “Sehr cool. Jake, Sie müssen sehr stolz sein.”
    “Man erlebt so etwas sicher nur einmal im Leben.”
    “Sollen wir Ihnen zu der Gelegenheit ebenfalls einen Anzug schneidern?”
    “Für mich? Nein, ich meine, ich kann mir das gar nicht leisten …”
    “Ich mache Ihnen einen Sonderpreis, aus Respekt vor Ihrem Engagement in Übersee.”
    “Woher wissen Sie davon?”
    “Samara und ich haben uns unterhalten.”
    Jake nickte und blickte sich im Laden um.
    “Das ist nett von Ihnen. Aber in der Beziehung ist alles okay. Ich habe einen Anzug, der dem Anlass entspricht. Ich brauche keinen weiteren.”
    “Ich verstehe, doch ein maßgefertigter Anzug sitzt traumhaft. Sind Sie sicher, dass Sie keinen haben wollen?”
    “Ganz sicher.”
    “Was ist mit dir, Logan? Würdest du gern das bestangezogene Kind sein, das der Papst in Montana trifft?”
    “Ich weiß nicht.” Logan sah hoch zu seinem Vater. “Ich habe ein Hemd und eine Krawatte. Ich mag es nicht, mich so herauszuputzen.”
    “Vertrau mir. Lass uns etwas ausprobieren.” Benny taxierte Logan, holte dann einen kleinen Blazer von einem Ständer und hielt ihn Logan hin, damit er hineinschlüpfen konnte.
    “Na, der passt wunderbar”, sagte Benny und nahm auch bei Logan Maß. “Ich sage Ihnen was. Ich mache Logan einen Anzug obendrauf.”
    “Umsonst?”, fragte Jake.
    “Umsonst.”
    “Warum?”
    “Dass meine Arbeit ein Teil der Geschichte wird, ist Lohn genug für mich”, sagte Benny lächelnd.
    Jake schaute Logan an.
    “Möchtest du einen kostenlosen Anzug, der nur für dich gemacht ist, Sohn?”
    Logan zuckte die Achseln. “Ich schätze, das wäre okay.”
    “Großartig.” Benny hantierte mit dem Maßband. “Ich werde sofort mit der Arbeit an Ihrem Auftrag beginnen. Wir sind hier sehr schnell.”
    Samara umarmte Benny.
    Den Rest des Vormittags verbrachten sie beim Sightseeing in der Stadt, besuchten den Pike Place Market und fuhren dann hinauf auf die Aussichtsplattform der Space Needle. Gegen sechs brachen sie zum Baseballstadion auf und bekamen Tickets für Plätze über der Pressetribüne beim Abendspiel der Mariners gegen Cleveland.
    Neun Durchgänge und mehrere Hotdogs später kehrten sie zum Hotel zurück. Sie waren von dem langen Tag erschöpft und machten es sich gerade in ihrem Zimmer bequem, als Samaras Handy klingelte.
    Es war Benny. Das Kostüm und der Anzug waren fertig.
    Dreißig Minuten später lieferte er sie persönlich im Motel ab, wobei er sich für die späte Stunde entschuldigte.
    Logan war müde, doch Jake half ihm, den Anzug anzuprobieren. Er saß perfekt.
    Während Samara im Badezimmer ihr Kostüm anprobierte, schlief Logan bereits ein, und Jake