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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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Service. Wir möchten mit Ihnen über Ihre Befürchtungen sprechen, Sir.”
    “Ja gut. Kommen Sie herein. Apartment 615.”
    Der Türöffner summte. Sie traten ein und nahmen den Fahrstuhl in den sechsten Stock.
    Krover, eine neue Mitarbeiterin im Außenbüro Seattle, hatte Glaxor aus einer Liste ausgewählt. Agenten aus Seattle hatten ihn bereits zweimal aufgesucht. In ihrer Tasche befand sich seine Akte, die Kollege Walker während der Fahrt zum dritten Mal gelesen hatte. Zuvor hatte er sie bereits auf seinen ersten beiden Flügen nach Seattle studiert. Die Leute vom Außenbüro waren stolz auf ihre Arbeit und schätzten es nicht, wie akribisch Walker ihre Akten kontrollierte.
    Walker war das egal.
    Bei Edwin Richard Glaxor handelte es sich um einen 36-jährigen Nachtwächter, der den Vatikan mit Briefen bombardierte, in denen er “den Rücktritt des Papstes und das Eingeständnis seiner Verbrechen als
Antipapst“
vor den Vereinigten Nationen forderte. Andernfalls würde Glaxor ihn während seines Besuchs in Seattle “aus dem Weg räumen”.
    “Ich wurde dazu berechtigt, diese Tat durchzuführen”, schrieb er.
    Glaxors Akte, die auch Aussagen seines Arbeitgebers enthielt, deutete darauf hin, dass er mit imaginären Personen zu sprechen pflegte. Er hatte keine Vorstrafen, war nie als gewalttätig aufgefallen. Er besaß weder Waffen noch Sprengstoff und hatte auch keinen Zugang dazu. Außer dass er sich über die Jahre bei verschiedenen Präsidentenbesuchen in die erste Reihe gedrängt und den Präsidenten angestarrt hatte, war Glaxor nicht als bedrohlich aufgefallen.
    Ein beißender Geruch von ABC-Salbe und Katzenklo schlug den Agenten entgegen, als Glaxor die Tür seines Apartments öffnete.
    Seine schwarz gerahmte Brille wurde von einem weißen Klebeband zusammengehalten. Er war übergewichtig, hatte strähniges Haar und fettige Haut. Seine Wohnung war nur schwach beleuchtet.
    “Ich kann kein Licht vertragen, deshalb arbeite ich nachts”, sagte Glaxor, als er sich in einen großen, irgendwie erhöhten Sessel setzte, während die Agenten stehen blieben.
    “Ich bin froh, dass Sie hier sind. Zeit ist ein Faktor von äußerster Wichtigkeit.” Glaxor sprach deutlich und schnell. “Ich hatte kürzlich Kontakt mit dem GGD, und er fordert den Papst auf, seine Tyrannenherrschaft zu beenden und zurückzutreten, bevor das Schicksal – das wäre ich – eingreift.”
    Krover schlug seine Akte auf. “Der GGD wäre der ‘Große Gehornte Dämon’, mit dem Sie in Verbindung stehen?”
    “Ja. Der GGD manifestiert sich unten im Park als Wasserspeier, um mit mir kommunizieren zu können.”
    “Könnten wir bitte ein bisschen Licht hereinlassen, Edwin? Nur ein bisschen?”
    Walker öffnete die Vorhänge einen Spalt weit. Glaxors Sessel war ein ausschließlich aus Bibeln errichteter Thron. Nachdem sie Glaxors unsinnigen Theorien fast zwanzig Minuten zugehört hatten, unterbrach Walker ihn.
    “Edwin, wir glauben, dass Ihre Befürchtungen weitere Recherchen rechtfertigen. Wir sprachen mit Ihrer Familie über eine Einrichtung, wo Sie Ihre Situation mit den entsprechenden medizinischen Experten besprechen können.”
    Glaxor legte die Finger aneinander, führt sie zum Kinn und nickte.
    “Darf ich mein gesammeltes Material mitbringen?”
    “Ich werde das mit den Ärzten besprechen, doch es sollte kein Problem darstellen.”
    “In Ordnung, dann bin ich einverstanden.”
    “Gut. Unter den gegebenen Umständen ist es das Beste, was Sie tun können.”
    Walker griff nach seinem Handy, um Glaxors Eltern und seinen Psychiater zu benachrichtigen.
    Glaxor war einer von etwa hundert Briefeschreibern auf der Überwachungsliste des Secret Service. Es gehörte zum Job, die Liste stets auf dem neuesten Stand zu halten – einer Zusammenstellung von mehreren Hundert Menschen, die irgendwann einmal den Präsidenten oder ein anderes Staatsoberhaupt bedroht hatten, sei es auch nur per E-Mail, in einem Brief oder durch eine Bemerkung in der Öffentlichkeit.
    Leute wie Glaxor, die nicht in irgendwelchen Einrichtungen untergebracht waren, wurden vor wichtigen Staatsbesuchen aufgesucht, um den Grad ihrer Gefährlichkeit einzuschätzen. Vor allem wurde festgestellt, ob sie die Fähigkeit und die Gelegenheit hatten, ihre Drohung wahr zu machen.
    Glaxors Familie war einverstanden, dass er sich während des Papstbesuchs in einer psychiatrischen Einrichtung untersuchen ließ. Ebenso wie der Secret Service und das FBI führten ihn auch das King

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