Der Countdown
brachten.
Dort angekommen, warteten sie, bis die Sicherheitsleute vor Ort die Dekontamination abgeschlossen hatten.
“Wir sind nicht sicher, was es ist. Wir konnten es nicht identifizieren”, sagte ein Techniker, als die Mitglieder der neuen Einheit ihre Schutzanzüge und Gasmasken anzogen. “Wir glauben, dass es kein Krankheitserreger und kein Nervengas ist. Wir wissen, dass sich in der Kiste, die Bier enthalten soll, tatsächlich zweiundzwanzig Flaschen mit Bier befinden. Zwei Flaschen enthalten eine unbekannte Substanz. Wir müssen sie identifizieren. Sorge bereitet uns vor allem die Frage, wie viele Flaschen oder Kisten die Grenze passiert haben. Jemand hat todsicher etwas vor.”
Takayasus Team trug die Ausrüstung an den Fundort. Er war mit gelbem Polizeiband abgesperrt und mit einem riesigen Segeltuch überdacht worden. Sie machten sich daran, eine Probe der Flüssigkeit zu entnehmen, sie zu analysieren und zu identifizieren, um bestimmen zu können, ob sie tödlich wirkte.
Jedes Teammitglied nahm Untersuchungen vor und führte mit modernstem Gerät Tests durch, unter anderem mit UV-Laserfluoreszenz-Biosensoren. Sie gingen viele Routineverfahren durch. Sie schrubbten, kühlten, erhitzten und rösteten die Substanz in verschiedensten Kombinationen, analysierten jeweils den Rückstand und verglichen die Daten per Laptop über sichere Internetverbindungen mit den nationalen Datenbänken.
“Ich kapiere das nicht, Tony”, sagte Dyer. “Diese Flüssigkeit ist mit unseren Testverfahren nicht zu analysieren. Was zum Teufel ist das für ein Zeug?”
Takayasu war überfragt. Er schüttelte den Kopf und arbeitete weiter. Gegen Sonnenuntergang entfernte er sich vom Fundort, nahm die Atemmaske ab und sog die kühle, erfrischende Luft tief in seine Lungen. Er blickte aufs Wasser hinaus.
Der Nebel hatte sich gelichtet, und der Wissenschaftler erinnerte sich daran, wie er als siebenjähriger Junge in das Zimmer seiner neugeborenen Schwester gegangen war. Sie war so still gewesen. Er hatte seine Mutter geholt, deren Schreie ihm noch immer in den Ohren klangen. Seine Schwester lag tot in ihrem Bettchen. Später, während seiner Highschool-Zeit, ging Takayasu zum Bezirksbüro und ließ sich ihre Akte raussuchen. Die Todesursache war plötzlicher Kindstod gewesen, ein Phänomen, das noch immer viele Eltern traf. Für ihn der Anlass, sein Leben der Wissenschaft zu widmen, um das Unbekannte zu enträtseln.
Takayasu richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine gegenwärtige Aufgabe und überlegte, ob er seine Frau im Osten anrufen sollte. Er würde das Geigensolo seiner Tochter bei ihrer Schulaufführung in Georgetown versäumen. Er griff nach seinem Handy, als einige Teammitglieder auf ihn zutraten.
“Was hältst du davon?”, fragte einer von ihnen.
Takayasu zeigte ihnen seine Notizen, wo er C3H5(NO3)3 eingekreist hatte.
“Nitro?”
“Nein, kein Nitro”, sagte er. “In mancherlei Beziehung zeigt die Flüssigkeit ähnliche Charakteristiken, doch es ist kein Nitroglycerin.” Takayasu blickte aufs Wasser.
“Du wirkst besorgt, Tony. Hast du irgendeine Idee dazu?”, fragte Dyer.
“Wir werden im Labor noch mehr Tests durchführen müssen.”
“Sicher, aber was sagt dir dein Bauchgefühl?”
“Ich vermute, dass dieser Stoff mit einem anderen zusammengeführt werden soll. Es könnte auch eine Substanz sein, die noch weiter behandelt werden muss. Ich erinnere mich an eine Konferenz in Neuseeland, auf der ich von einem abenteuerlichen Forschungsprojekt in China erfuhr. Es ging um Nanotechnologie und Funkübertragung. Alles nicht nachweisbar. Was ich hier sehe, scheint mir eine vage Ähnlichkeit mit einer der theoretisch dafür notwendigen Komponenten zu haben.”
“Sprechen wir von einem Sprengstoff?”, fragte der FBI-Bombenexperte.
“Es ist nur eine Komponente, doch ich habe keine Ahnung, womit sie verbunden werden soll.”
“Dann könnte es also alles Mögliche sein?”
“Alles Mögliche, genau.”
51. KAPITEL
R at City, Seattle
Im äußersten Süden Seattles, am Rand eines städtebaulichen Albtraums, hielt eine unauffällige Limousine der Regierung vor einem heruntergekommenen Wohnblock.
Zwei gut angezogene Bundesbeamte gingen hinein, überflogen die Namen der Mieter in der Lobby und klingelten dann bei E. R. Glaxor.
“Ja bitte”, meldete sich eine dünne Stimme durch die Gegensprechanlage.
“Mr. Edwin Glaxor?”
“Ja.”
“Special Agents Blake Walker und Melody Krover vom Secret
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