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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Zeitung. Dann kam auch schon der Fotograf herein …«
    »Und der Rest ist Geschichte. Ich wette, er war für das Foto geschminkt. Jetzt sag mal – wann wird die Pressekonferenz stattfinden?«
    »Morgen Nachmittag. Seine Sekretärin hat heute Morgen einen Rundruf bei den Medien gestartet. Du bist herzlich eingeladen, aber nur wenn du dich anständig benimmst.«
    » Moi? Habe ich mich jemals schlecht benommen? An mir kann sich jeder professionelle Journalist ein Beispiel nehmen.«
    »Genau das befürchte ich. Also dann bis morgen.«
    »Mein lieber Monsieur Levitt, es wäre wahrscheinlich am besten, wenn Sie mir die Handhabung aller Fragen überlassen«, erklärte Patrimonio und blickte sich im Konferenzraum um auf der vergeblichen Suche nach einem Wandspiegel. Vom Outfit her war er bestens auf die bevorstehende Veranstaltung vorbereitet in seinem cremefarbenen Seidenanzug, dem blassblauen Hemd und der heißgeliebten Old-Etonian-Krawatte. »Falls ich Sie in irgendeiner technischen Angelegenheit zurate ziehen müsste, werde ich das natürlich tun. Aber meines Erachtens ist es am besten, wenn es für das Projekt nur einen einzigen offiziellen Wortführer gibt, finden Sie nicht auch?«
    »Absolut«, erwiderte Sam, der heilfroh war, Patrimonio den Vortritt zu lassen, wenn sie mit Fragen bombardiert wurden. Er genoss schon jetzt die köstliche Ironie der Situation: Patrimonio, der die Werbetrommel für das Projekt seines alten Erzfeindes Reboul rührte. »Abgesehen von allem anderen ist Ihr Französisch um Klassen besser als meines.«
    Patrimonios Sekretärin steckte ihren Kopf durch die Tür des Konferenzraums. »Ich glaube, jetzt sind alle da«, verkündete sie.
    »Dann herein mit ihnen, meine Liebe. Herein mit ihnen.« Patrimonio absolvierte das bekannte Ritual – Haare glätten, Manschetten zurechtzupfen und Krawatte zurechtrücken, bevor er die einmarschierenden Medien mit einem einladenden Lächeln empfing. Dem dreiköpfigen Fernsehteam von einem lokalen Sender, das die Vorhut bildete, folgten ein halbes Dutzend Schreiberlinge der Fachpresse sowie Vertreter der regionalen Zeitungen und ein kleiner Trupp Immobilienmakler, die erpicht darauf waren, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Die Nachhut bildete Philippe. Bei seinem Anblick gefror Patrimonios Lächeln für einen Augenblick, bevor er sich von dem Schrecken erholte.
    Bei seiner Präsentation achtete Patrimonio darauf, denjenigen zu ehren, dem Ehre gebührte – das heißt ihm selbst. Mit fester Hand hatte er die Führung in jeder Phase des Prozesses übernommen, angefangen bei der Wahl der Kandidaten, die in der Endrunde landeten, bis hin zur Beaufsichtigung der endgültigen Entscheidung. Wenn man seinen Worten glauben schenken durfte, handelte es sich um das Lebenswerk eines Mannes, eines Einzelkämpfers, der sich durch Hingabe an seine Aufgabe und ein gesundes Urteilsvermögen auszeichnete. Auf halber Strecke der Heldensage beging Sam den Fehler, Philippes Blick aufzufangen, und wurde mit einem schamlos übertriebenen Blinzeln belohnt.
    Als Patrimonio schließlich geendet hatte, waren die Fragen wie erhofft, lammfromm. Wie hoch würden die Kosten des Projekts sein? Wie sah der Arbeitsplan aus, und wann würde der Bau beginnen? Wie sollte für den Kauf der fertigen Wohnungen geworben werden? Patrimonio erteilte die entsprechend optimistischen Antworten und gratulierte sich selbst zum reibungslosen Ablauf der Pressekonferenz, als sich Philippe laut räusperte und die Hand hob.
    »Monsieur Patrimonio, was ist eigentlich aus dem millionenschweren Entführer geworden?«, fragte er. »Wenn ich richtig informiert bin, stand er doch in der engeren Wahl. Sie waren schließlich sehr eng mit ihm befreundet, oder? Gibt es was Neues über ihn?«
    Patrimonio, ein Meister in der Kunst der Ausweichmanöver, hatte nicht die Absicht, sich auch nur in die Nähe dieses speziellen Themas zu begeben. »Aus rechtlichen Gründen bin ich leider nicht in der Lage, mich dazu zu äußern.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Und nun, meine Damen und Herren, falls Sie keine weiteren Fragen haben – Monsieur Levitt und ich haben zu arbeiten.«
    Reboul hatte entschieden, dass die Entscheidung gefeiert werden musste. Es war noch zu früh, in Marseille mit Sam und Elena in der Öffentlichkeit gesehen zu werden, und deshalb hatte er ›ein kleines Mittagessen auf dem Lande‹ arrangiert. Zwei Wagen mit Chauffeur würden Elena, Sam, Mimi, Philippe und Daphne abholen und zu einem

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