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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hatte, ihn zwang, seine Eigenschaft als Courier des Czaren zu verheimlichen.
    »O mein braves Kind! dachte Marfa Strogoff; nein, ich werde Dich nicht verrathen und keine Tortur soll mir das Geständniß ablocken, daß Du es wirklich warst, den ich in Omsk gesehen habe!«
    Marfa Strogoff hätte Nadia mit einem Worte für ihre erwiesene Ergebenheit belohnen können. Sie konnte ihr mittheilen, daß ihr Begleiter Nikolaus Korpanoff, oder vielmehr Michael Strogoff, nicht in den Wellen des Irtysch umgekommen sei, da sie selbst ihn mehrere Tage nachher gesehen und selbst gesprochen hatte! …
    Sie hielt aber an sich; sie schwieg und begnügte sich zu sagen:
    »Gieb die Hoffnung nicht auf, mein Kind! Das Unglück kann Dich nicht für immer verfolgen. Du wirst Deinen Vater wiedersehen, ich fühle es, und vielleicht ist auch der, der Dich Schwester nannte, noch nicht todt! Gott kann es nicht gestatten, daß Dein edler Gefährte umgekommen sei! … Hoffe noch immer, meine Tochter! Mach’ es wie ich! Die Trauerkleidung, welche ich trage, gilt meinem Sohne noch nicht!«
Fußnoten
    1 Dieses Wort entspricht vollkommen dem in Europa gebräuchlichen »Sir« und wird gegenüber dem Sultan von Bukhara gewöhnlich angewendet.
Drittes Capitel.
Schlag für Schlag.
    In dieser Weise gestaltete sich also das Verhältniß Marfa Strogoff’s und Nadia’s zu einander. Die alte Sibirierin hatte Alles durchschaut, und wenn dem jungen Mädchen auch nicht bekannt war, daß ihr so aufrichtig betrauerter Begleiter noch lebte, so wußte sie doch, was seiner kindlich verehrten Mutter geschah, und sie dankte Gott dafür, daß er ihr die Freude gewährte, der Gefangenen den verlorenen Sohn einigermaßen zu ersetzen.
    Weder die Eine noch die Andere konnten aber wissen, daß der bei Kolywan gefangene Michael Strogoff sich in demselben Zuge befinde und gleichzeitig mit ihnen nach Tomsk transportirt werde.
    Die von Iwan Ogareff weiter zugeführten Gefangenen wurden mit denen, welche der Emir schon in dem tartarischen Lager bewachen ließ, vereinigt. Nach Tausenden zählten diese Unglücklichen, Russen oder Sibirier, Militärs oder Civilpersonen, und bildeten einen Zug von mehreren Werst Länge. Diejenigen derselben, welche man für die gefährlichsten hielt, waren mittels Handschellen an eine lange Kette geschlossen. Frauen und Kinder band oder hängte man an die Sattelknöpfe, um sie ohne Erbarmen auf der Straße hinzuschleppen. Man trieb sie wie eine Heerde Vieh vor sich her. Die begleitenden Reiter sahen auf die Einhaltung einer gewissen Ordnung, so daß es hier keine Nachzügler gab, außer denjenigen, welche zusammen brachen, um nicht wieder aufzustehen.
    In Folge dieser Ordnung kam es, daß Michael Strogoff, der sich in den ersten Reihen befand, die das Feldlager verließen, d.h. unter den Gefangenen von Kolywan, nicht unter die zuletzt aus Omsk angelangten Gefangenen gemischt wurde. Er konnte also die Anwesenheit seiner Mutter und Nadia’s in demselben Gefangenenzuge ebenso wenig ahnen, wie diese die seinige.
    Dieser Zug vom Lager bis nach Tomsk, unter der Knute der Soldaten und solch’ traurigen Verhältnissen, wurde für nicht Wenige tödtlich, für Alle furchtbar. Man marschirte quer durch die Steppe, auf einer Straße, die durch den mit seiner Avantgarde vorausziehenden Emir nur noch staubiger geworden war. Dazu war Befehl gegeben, möglichst schnell nachzurücken, so daß nur selten und dann nur kurze Zeit Halt gemacht wurde. Diese 150 Werft unter brennender Sonne zurückzulegen, schien, trotz der Schnelligkeit der Bewegung, ein endloser Weg zu sein!
    Es ist eine ganz unfruchtbare Gegend, die sich dort vom rechten Ufer des Obi bis zum Fuße der Vorberge erstreckt, welche zu dem von Norden nach Süden verlaufenden Sayanskgebirge gehören. Kaum unterbrechen einige magere, halb verbrannte Gebüsche die Einförmigkeit dieser grenzenlosen Ebene. Von Bodencultur ist bei dem Wassermangel hier keine Rede, und auch den von dem anstrengenden Marsche erschöpften Gefangenen fehlte es vor allen Dingen an dem erquickenden Wasser. Um einen Fluß anzutreffen, hätte man sich etwa fünfzig Werft weiter nach Osten begeben müssen, bis zu dem Fuße jenes Landrückens, der die Wasserscheide zwischen dem Obi und Jeniseï darstellt. Dort läuft der Tom, ein kleiner Nebenfluß des Obi, der auch die Stadt Tomsk durchfließt, bevor er sich in einer der großen Wasseradern des Nordens verliert. Dort wäre Wasser in Ueberfluß, die Steppe minder dürr, die Hitze nicht

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