Der Cowboy
vollkommen entnervt. “Das Gewehr ist nicht geladen.”
“Das sollte keiner wissen”, wies Emmy Lou sie zurecht.
“Benny wird es sicher keinem verraten”, murmelte Jo.
Quinns Schmerzen wurden erträglicher, und er hob vorsichtig den Kopf, um Jo anzusehen. Sie trug ein Nachthemd aus Flanell, das durch den Kampf vollkommen zerknittert war. Sie sah umwerfend sexy aus. “Wer ist Benny?”
“Ich”, sagte der Fremde.
Quinn setzte sich auf und spähte auf die andere Seite des Bettes, wo jemand saß, bei dem es sich eindeutig nicht um Dick handelte. Der Typ starrte Quinn besorgt an. “Wer zur Hölle sind Sie?”, fragte Quinn.
Der Mann zuckte zurück. “Benny”, wiederholte er. “Emmy Lou, darf ich mich wieder bewegen?”
“Ihr könnt euch alle bewegen”, sagte Jo. “Ich kann mich nicht erinnern, irgendjemanden in mein Bett eingeladen zu haben.”
“Ich habe Benny für Dick gehalten”, rechtfertigte sich Quinn. “Ich wollte Sie beschützen.”
“Das ist lieb von Ihnen. Aber Benny ist nicht Dick. Benny ist mein Viehtreiber.”
“Und dann gibt es da auch noch Fred”, fügte Benny hinzu, um weiteren Missverständnissen vorzubeugen. “Er ist der Vorarbeiter und hat einen Bart.”
“Danke für die Informationen”, sagte Quinn. “Ich werde versuchen, mich nicht auf ihn zu werfen, falls ich ihm nachts im Haus begegne.”
Jo warf Benny einen Blick zu. “Was machst du eigentlich hier? … Oh Gott!” Sie sprang aus dem Bett. “Es ist wegen Clarise, oder?”
Benny nickte. “Fred hat mich geschickt. Ich wusste ja nicht, dass du Besuch von einem Filmstar hast!”
“Er ist kein Filmstar. Sein Name ist Quinn. Aber dazu später mehr. Jetzt muss ich zu Clarise. Danke, dass du mich geholt hast.”
Emmy Lou klatschte in die Hände. “Zeit zum Fohlen! Ich koche Kaffee.” Sie schulterte das Gewehr und ging zur Treppe.
“Ich muss Fred helfen”, murmelte Benny und warf Quinn einen misstrauischen Blick zu. “Sie sehen ganz genauso aus wie
er
. Tut mir leid, dass ich Ihnen zwischen die Beine getreten hab.”
“Ist schon gut, Benny.” Quinn hatte den Eindruck, dass Benny nicht unbedingt der Hellste war. Jetzt tat es ihm fast schon leid, dass er ihn erschreckt hatte. Der Typ konnte allerdings zutreten wie ein bockendes Pferd, was Quinns Gewissensbisse linderte.
“Ich geh dann mal”, sagte Benny und warf Quinn einen letzten wachsamen Blick zu, ehe er die Treppen hinunterpolterte.
Quinn kletterte aus dem Bett. Plötzlich wurde ihm klar, dass er nur seine Unterhose anhatte. “Ich, äh, ich wollte wirklich nur …”
“Tut mir leid, dass er Sie getreten hat.” Jos Blick wanderte zu dem betroffenen Teil seines Körpers. “Sind Sie okay?”
“Ich werde es überleben.” Tatsächlich verschwanden seine Schmerzen und wichen einem ganz anderem Gefühl, während Jo ihn anstarrte.
“Sie haben wirklich gedacht, dass mich jemand überfallen will, oder?” Ihr Blick wirkte jetzt eher amüsiert.
“Na klar.”
“Und dann sind Sie ohne Waffe und ohne zu wissen, was Sie erwartet, hinter dem Eindringling hergeschlichen, um ihn zu überwältigen?”
“Ja.”
Sie sah ihn voller Wärme an. “So sehr hat sich seit Ewigkeiten kein Mann mehr um mich gekümmert. Ich hatte ganz vergessen, wie gut sich das anfühlt.”
Sein Puls begann zu rasen.
Jo seufzte. “Wir sollten uns besser anziehen. Meine Stute wird gleich fohlen, und ich will bei ihr sein.”
Quinn entging weder das Bedauern in ihrem Seufzen noch das Interesse, das in ihren braunen Augen aufgeleuchtet hatte, als sie ihn musterte. “Natürlich.”
“Sie sollten sich das wirklich ansehen, Quinn.”
“Auf jeden Fall.” Er blickte ein letztes Mal in ihre wunderbaren braunen Augen, dann drehte er sich um und ging aus dem Zimmer. “Wir treffen uns in zwei Minuten bei der Haustür.”
Jo war immer wieder überwältigt, wenn sie bei einer Geburt dabei war. Und jetzt, wo Quinn wie gebannt in der Tür von Clarises Box lehnte und die Geschehnisse fasziniert beobachtete, war das Ereignis sogar noch mitreißender als sonst. Jo war in Gedanken immer noch bei dem Zwischenfall in ihrem Schlafzimmer. Den Anblick von Quinn in seinen Boxershorts würde sie so schnell nicht vergessen können. Sie hätte nie gedacht, dass Banker so aussehen konnten. Allerdings hatte sie auch nur Erfahrungen mit Mr Doobie von der First National in Ugly Bug. Sie hatte ihn zwar noch nie in Unterhosen gesehen, konnte aber auch gut darauf verzichten.
Quinns Anblick hingegen
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