Der Cowboy
helfen.
“Es ist wirklich schwer, sich für einen Film zu entscheiden”, sagte Dick. “Welchen mögen
Sie
denn am liebsten?”
“Kann ich nicht sagen. Ich gucke mir meine Filme nie an.”
Emmy Lou gesellte sich zu ihm, um ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Auch Jo wollte verhindern, dass Quinn sich zu tief in ein Gespräch über die Filmbranche verstricken ließ. “Also, ich falle gleich um vor Müdigkeit. Ich werde mich bald hinlegen.” Sie warf Quinn einen Blick zu. “Sie sehen auch ein wenig erschlagen aus, Brian. Das Gästebett ist wirklich außerordentlich bequem.”
Dick fiel die Kinnlade herunter. “Er
schläft
hier?” Er drehte sich zu Quinn um. “Aber wo sind Ihre Mitarbeiter? Ihre … Entourage, oder wie man das nennt.”
Quinn straffte die Schultern und warf Dick einen müden Blick zu. “Ich habe sie weggeschickt. Ich muss alleine sein, um mich in meine Rolle einfühlen zu können.”
“Wow! Ich wusste ja gar nicht, dass die Schauspielerei so viel Hingabe erfordert. Das ist echt beeindruckend, Brian. Darf ich Sie Brian nennen? Sie können Dick zu mir sagen.”
“Gerne.”
“Wie viele Oscars haben Sie eigentlich schon gewonnen?”
“Ach, wissen Sie, Dick, nach den ersten paar fängt man an, den Überblick zu verlieren …” Quinn warf Emmy Lou, die drei Finger ausstreckte, einen unauffälligen Blick zu. “Drei.”
“Dick, ich will ja nicht unhöflich sein”, unterbrach Jo das Gespräch und hakte sich bei Quinn unter. “Aber Brian ist so freundlich, dass er dir sicher die ganze Nacht lang Fragen beantworten würde. Dabei muss er dringend ins Bett. Ich habe mich bereit erklärt, während seines Aufenthalts dafür zu sorgen, dass er gut mit sich selbst umgeht. Manchmal werden Stars so sehr von ihrer Kunst beansprucht, dass sie ihre Grundbedürfnisse wie Essen und Schlafen vernachlässigen.”
Es erfüllte sie mit tiefer Schadenfreude zu beobachten, wie Dick gegen seine Eifersucht ankämpfte. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass sie mit dem Hollywoodstar auf Tuchfühlung ging. Auf der anderen Seite schien er Brian Hastings aber geradezu anzubeten. Diesen Nebeneffekt hatte sie nicht einkalkuliert. Er kam ihr vor wie das Sahnehäubchen auf ihrem Plan.
Und Quinns warmer Körper an ihrer Seite war auch nicht zu verachten. Sie hatte den Verdacht, dass es ihr großen Spaß machen würde, mit ihm zu arbeiten. Er musste noch viel lernen, ehe er einen anständigen Hollywood-Cowboy abgab.
“Dann gehe ich wohl mal besser”, sagte Dick widerwillig. Er setzte sich in Bewegung, hielt in der Tür aber noch einmal inne. “Da fällt mir noch etwas ein, Brian. Vermutlich werden Sie das andauernd gefragt, aber da wir ja nun sozusagen Nachbarn sind … Also, ich frage mich, ob ich vielleicht eine kleine Rolle in Ihrem Film bekommen könnte? Ich bin gut im Sattel. Mit dem Lasso auch.”
Quinn musterte Dick langsam und gründlich. Jo und Emmy Lou konnten sich das Lachen kaum mehr verkneifen.
Schließlich nickte Quinn bedächtig. “Möglich wäre das schon”, sagte er.
“Oh, das wäre toll! Ich bin …”
“Wenn …”, unterbrach Quinn ihn und machte eine dramatische Pause.
“Wenn?”
“Wenn Sie diese Speckröllchen loswerden. Sie sind ein bisschen schwabbelig um die Mitte, Dick. Das ist nicht leinwandtauglich. Ich würde Ihnen Gewichtheben und einen Heimtrainer empfehlen. Ein wenig Joggen könnte auch nicht schaden.”
“Joggen? Ein Heimtrainer? Auf keinen Fall!”
Quinn zuckte die Achseln. “Es liegt ganz bei Ihnen. Ich sage Ihnen nur, wie Sie es schaffen könnten, in die engere Auswahl für eine Rolle zu kommen. Ob Sie meinen Rat befolgen, ist Ihre Sache.”
Dick seufzte. “Dann mach ich es eben, verdammt noch mal. Ich hoffe nur, dass keiner meiner Männer mich dabei erwischt. Sonst werde ich die Witzfigur des Jahrhunderts. Wann fangen Sie mit dem Drehen an?”
“Wenn es so weit ist.”
“Hä?”
Jo prustete, dann riss sie sich wieder zusammen.
“Es hängt alles vom Licht ab”, fuhr Quinn fort. “Ich muss warten, bis es perfekt ist. Vielleicht legen wir in zwei Wochen los, vielleicht erst in ein paar Monaten. Am besten fangen Sie noch heute an zu trainieren.”
“Klar. Das mach ich. Wir sehen uns, Brian.”
“Bis bald, Dick. Ach ja, und was den Gemüsegarten betrifft …”
“Der Garten ist mir vollkommen egal. Ich bin Fleischesser, wie jeder echte Mann.”
Quinn hob eine Braue. “Das sieht man. Wenn Sie abnehmen wollen, sollten Sie eher auf Brokkoli
Weitere Kostenlose Bücher