Der Cyberzombie
vorzeitig ins Grab bringe, kann sich zurückziehen. Für jeden von euch liegen zwanzigtausend Nuyen auf einem Nummernkonto bereit. Ich gebe euch den Code, und ihr könnt mit meinem Segen gehen.«
Dhin schüttelte zögernd den Kopf, aber niemand sagte etwas.
»Ihr wißt alle, daß Roxborough euch niemals so einen Freifahrschein ausstellen würde«, sagte Ryan schließlich.
Axler nickte.
Ryan sah sich im Raum um Und hielt inne, als sein Blick auf Dhin fiel. »Also, will jemand aussteigen? Denn wenn ihr euch entscheidet, an Bord zu bleiben, seid ihr auch bis zum Ende dabei. Ich habe ein paar gewichtige Pläne für diese Organisation, in deren Verlauf Shadowrunner auf der ganzen Welt aufgefordert werden, eine ernste Rolle bei der Sicherung der Zukunft dieser Welt zu spielen.«
Axler horchte auf. »Ich kenne einen Haufen Runner, die ihr Gewicht gern in die Waagschale werfen würden«, sagte sie. »Aber in unserer Branche haben Runner kein großes Mitspracherecht in bezug darauf, ob wir auf der richtigen oder auf der falschen Seite stehen. Shadowrunner müssen tun, was Johnsons wollen, und wissen oft nicht einmal, auf wessen Seite sie eigentlich sind. Wie kannst du das ändern?«
Ryan lächelte. »Wir brauchen niemanden zufriedenzustellen außer uns selbst. Wir werden unabhängig finanziert und haben die Mittel, unser Gewicht in die Waagschale zu werfen.«
»Unter deiner Führung?« fragte Axler.
»Stimmt genau. Ihr werdet mir vertrauen müssen.« Er sah sich langsam um und forderte jeden von ihnen heraus, aufzustehen und den Raum zu verlassen.
Dhin war der erste, der antwortete. »Du hast mich überzeugt, Boß. Ich gehe nirgendwohin.«
Miranda hatte ein wölfisches Lächeln auf den Lippen und strahlte Ryan auf eine Weise an, wie er sie noch von Fuchi kannte, wenn sie sich auf ein bevorstehendes Projekt freute. »Ich auch nicht.«
Grind sah Axler an und lachte dann. »Ich bin dabei«, sagte er.
Ryan musterte Axler durchdringend. »Ich brauche dich, Chummer. Du bist mein verdammter Stellvertreter.«
Axler lächelte. »Schon gut, Ryan. Was soll's, ich bin bis zum Ende dabei. Laß uns mit diesem Run fortfahren.«
Ryans Blick huschte zu den Lautsprechern. »Was ist mit dir, Jane?«
Ein glockenhelles Lachen erfüllte den Raum. »Mußt du noch fragen?«
»Fürs Protokoll, ja.«
»Nun, dann also fürs Protokoll, ich bleibe bei dir. Wir mögen Meinungsverschiedenheiten haben, aber die können wir nach diesem Run bereinigen.«
Ryan nickte, und eine unsichtbare Last fiel von seinen Schultern. »Gut. Da das nun geregelt ist, können wir wieder zum Geschäft kommen. Wie ich schon sagte, Burnout hat überlebt. Er hat den Sturz nicht nur heil überstanden, er hat uns überdies ausmanövriert.«
Grind nickte. »Das ist mal ein echt zähes Stück Tech.«
Ryan nickte. »Jane, fahr das Trid ab.«
Der Hologenerator erwachte summend zum Leben, und plötzlich lief die Szene aus dem Depot mitten auf dem Tisch in Zeitlupe vor ihnen ab. Als das Trid abgelaufen war, sah Ryan sich in dem Raum um. »Irgendwelche Bemerkungen?« fragte er.
Axler nickte. »Das gibt uns nicht nur einen Hinweis auf Burnouts Aufenthaltsort, sondern es zeigt uns auch, wie zäh der Bursche ist. Trotz des offensichtlichen Schadens, den sein Äußeres genommen hat, hat er den Sturz in den Canyon wie eine Vergnügungsreise überstanden.«
»Ja«, stimmte Ryan zu. »Wir müssen davon ausgehen, daß Burnout noch hundertprozentig funktionstüchtig ist. Er ist schnell, er ist bösartig, und er ist gut bewaffnet.«
Dhin räusperte sich. »Wann wurde das aufgezeichnet?«
»Vor ungefähr acht Stunden.«
Dhin schüttelte seinen massigen Kopf. »Das ist 'ne Menge Zeit für so einen Chummer. Er könnte mittlerweile überall sein.«
Ryan lächelte. »Das stimmt, ist aber glücklicherweise unerheblich. Burnout hinterläßt eine Spur im Astralraum, eine Art Witterung. Ich habe sie schon wahrgenommen.«
Axlers Blick wechselte zwischen Ryan und Miranda hin und her, und sie sagte mit kühler Stimme: »Also können wir seine Fährte aufnehmen und ihn im Astralraum verfolgen?«
»Genau. Danach ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn stellen.«
Grind nickte. »Und dann? Wenn du den Burschen umlegen willst, hast du besser eine ganze Armee in der Hinterhand.«
Ryan lächelte. »Ich brauche keine Armee. Ich habe schließlich euch. Wir werden es nicht auf eine direkte Auseinandersetzung ankommen lassen. Eigentlich ist es mir völlig egal, was mit ihm geschieht,
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