Der Cyberzombie

Beta-Team diesem Hang folgt.« Er zeigte auf die Nordseite, die auf den See wies.
    »Inzwischen landet Dhin und setzt die beiden Drohnen aus. Eine in der Luft, eine am Boden, und zwar in Richtung des Turms. Sie werden gerade so viel Lärm machen, daß Burnout sie für uns halten wird.«
    Grinds Gesicht verzog sich zu einem knorrigen Grinsen. »Einfach und genial. Sehr nett.«
    »Danke. Das erste Team, das Burnout ausmacht, meldet sich. Das werden hoffentlich die Drohnen sein, aber wenn nicht, unternimmt dieses Team nichts, bis das andere Team in Stellung ist. Verstanden?«
    Miranda kleidete ihre Besorgnis in Worte. »Was ist, wenn Burnout uns zuerst findet?«
    Ryan nickte. »Gute Frage. Wenn es zu einem unvermeidlichen Aufeinandertreffen kommt, wird Dhin die Drohnen einsetzen, um ihn zu beschäftigen, bis Verstärkung eintrifft. Noch Fragen?«
    Axler strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ja. Was ist mit dem Schamanen? Er könnte ein paar ziemlich unangenehme Überraschungen für uns bereithalten.«
    Miranda lachte. »Überlaßt den alten Mann mir. Kein hinterwäldlerisches Stück Drek wird uns in unsere Pläne pfuschen. Ich verspeise ihn züm Mittag.«
    Ryan zuckte zusammen. Miranda war eine ausgezeichnete Magierin, insbesondere auf dem Gebiet der Theorie und der Spruchentwicklung, aber würde sie sich auch außerhalb der Konzernwelt zurechtfinden? Er wußte es nicht. »Ich hoffe, du hast recht, Miranda, andernfalls wird dieses Unternehmen in einer Katastrophe enden.«
    Miranda befingerte den Rubin-Anhänger, der um ihren Hals hing. »Vertraut mir. Der alte Mann wird auf die harte Tour herausfinden, daß ich sehr genau weiß, was ich tue.«
    Ryan starrte sie an und suchte nach Hinweisen dafür, was sich hinter ihrer Arroganz verbarg. »Hast du irgendwas gegen Schamanen?«
    Miranda schüttelte den Kopf. »Es sind undisziplinierte Burschen«, knurrte sie, wobei sie Ryan mit einem listigen Lächeln bedachte. »Nein, ich habe nichts gegen sie. Ich bin nur in Kampfstimmung. Es ist lange her, seit ich das Vergnügen hatte, das Mana wogen zu spüren.«
    Ryan lächelte. »Verpulvere nur nicht alles auf einmal.«
    Ihr Lächeln verblaßte. »Du kümmerst dich um Taktik, ich regle die arkanen Dinge.«
    Ihre Einstellung störte ihn, aber er hatte eigentlich keine andere Wahl, als in diesem Zweifelsfall zu ihren Gunsten zu entscheiden. »Okay«, sagte er mit einem Blick auf die anderen. »Noch weitere Fragen?«
    Alle schüttelten den Kopf.
    »Dhin?«
    »Ja?«
    »Alles klar?«
    Ryan hörte Gelächter in seinem Kopfhörer. »Ich bin schon in Position für den Sturzflug. Das Gewitter ist mittlerweile ziemlich heftig geworden. Ihr schnallt euch besser an. Das wird eine ziemliche Höllenfahrt.«
    Ryan schaltete die holgrafische Anzeige aus. »Jane?«
    »Bereit, Tacticom und Video von hier aus zu koordinieren, Quecksilber.«
    »Also schön. Jeder schnallt sich an.«
    In den nächsten Sekunden legten die Teammitglieder die Sicherheitsgurte an und überprüften noch einmal Waffen und Munition. Als alle soweit waren, sagte Ryan: »Dhin. Bring uns nach unten.«
    Das stete Dröhnen, das bisher ein beständiges Hintergrundgeräusch gewesen war, verstummte. Ryans Magen schoß ihm in den Hals, als der Phoenix zu fallen begann und dabei immer schneller wurde.

18
     
    Am Rande der Matrix, in einer verborgenen Nische aus reiner ultravioletter Information, streckte die Welt Wunderlands tastende Finger in den Cyberspace aus. Alice reiste nur selten durch die Matrix, um zu finden, was sie suchte. Statt dessen zog Wunderland diese Informationen zu sich heran.
    Alice und Wunderland waren ein und dasselbe. Zwei Facetten desselben Juwels. Zwei Manifestationen desselben Codes. In diesem Fall überprüfte sie Roxboroughs Geschichte über Dunkelzahns Rolle beim Crash von '29.
    Die funkelnde Stadt reckte sich rings um sie in einen glänzend schwarzen Himmel. Sie war niedergeschlagen und rauchte mehr Zigaretten, als gut für sie war. Virtuelle Zigaretten hatten nicht die schädlichen Nebenwirkungen echter Zigaretten, aber die berauschende Wirkung war einprogrammiert. Die Straße der Stadt wirkte wie eine Schlucht aus verspiegeltem blauem Glas, wie ein Graben aus gleißendem Nebel über einer leeren urbanen Landschaft. Keine Personen, nur Gebäude. Dies war ihre Stadt, und die teilte sie nur selten.
    Ich schätze, ich muß mich früher oder später mit Rox befassen. Wunderland hatte seine Geschichte überprüft, jedoch ein paar