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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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Widersprüche entdeckt. Anomalien. Alice mochte keine Anomalien.
    Sie öffnete ein Fenster und schaute hindurch und auf das Land, das darauf programmiert war, wie Lewis Carrolls Wunderland zu funktionieren. Sie klinkte sich als die Tigerkatze in diese Realität ein und sah, daß Rox überlebt und einen sorgfältig gepflegten Garten mit weißen Rosen erreicht hatte, von denen einige rot angemalt zu sein schienen.
    Auf der anderen Seite des Gartens war ein Krocketspiel im Gange. Menschengroße Spielkarten, jede mit Schwertern auf den Bildseiten, lehnten gegeneinander und bildeten auf diese Weise Tore.
    Eine große Frau in einem schmucken roten Kleid und einer Kristallkrone in ihrem hochgesteckten Haar schrie sich die Lunge aus dem Leib. »›Runter mit seinem Kopf!‹ sagte ich. ›Runter mit seinem Kopf!‹«
    Die Wachen, die umgefallen waren, als sie zu schreien begonnen hatte, liefen hektisch durcheinander und versuchten den Stein des Anstoßes zu finden. Unglücklicherweise schien die Herzkönigin in alle Richtungen zu zeigen, erst in eine, dann in eine andere. Sie zeigte sogar auf einen Rosenstrauch, den eine übereifrige Wache bereits gestutzt hatte.
    Die Herzkönigin sah den Strauch an und heulte auf. »Jetzt runter mit seinem Kopf.« Diesmal hatte sie sich auf die Wache festgelegt, die den Rosenstrauch gestutzt hatte.
    Die anderen beiden packten die betreffende Wache und schleiften sie weg.
    Alice sah sich nach Roxborough um und entdeckte ihn schließlich in der Nähe des Garteneingangs. Er hatte sich einen großen rosafarbenen Flamingo unter den Arm geklemmt, der sich verzweifelt wehrte, während Roxborough versuchte, den kleinen Igel vor seinen Füßen so lange ruhig zu halten, daß er ihn mit dem Flamingo schlagen konnte.
    Roxborough sah Jahre älter aus als beim letzten Mal und hatte seinen fetten Leib mit einem Tischtuch bedeckt, in das er sich wie in ein Handtuch gewickelt und unter den Achseln festgeklemmt hatte. Er zuckte vor Schmerzen zusammen, als er sich langsam bückte.
    Alice wußte, daß der Lupus sehr qualvoll war und sich ständig verschlimmern würde, wenn ihr Programm den vorgesehenen Verlauf nahm.
    Roxborough verzog das Gesicht und ließ den Flamingo los, der in einer Explosion rosafarbener Federn wegflatterte. Plötzlich schrie er auf und brach zusammen. Der kleine Igel gab seine schützende Kugelform auf und hoppelte dem Flamingo nach.
    Roxborough sah Alices Tigerkatzen-Icon und funkelte sie an. »Verdammt noch mal, Alice! Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß.«
    »Oh, das glaube ich kaum, Rox. Tatsächlich warst du sehr ungezogen.«
    »Ungezogen? Werde nicht komisch, Alice.«
    Alice setzte sich hoch oben auf den nächsten Baum. »Du scheinst den einen oder anderen Datenpuls ausgelassen zu haben, was die Geschichte über deinen angeblichen Versuch betrifft, Gossamer Threads aufzukaufen.«
    Roxborough sah sie an und schüttelte dann den Kopf. Er litt ganz offensichtlich unter starken Schmerzen, obwohl er es zu verbergen versuchte. »Ein Jammer, daß du ausgerechnet jetzt auftauchen mußtest. Ich hatte das Spiel endlich begriffen. Ich glaube, ich hätte die Königin in dieser Runde schlagen können. Aber dieser verdammte Flamingo war ein Blindgänger; der nicht mal den Hals steifhalten wollte. Jedesmal, wenn sein Kopf gegen den Igel stieß, rollte der kleine Dreksack höchstens einen Meter weit.«
    Alices Tonfall war sanft. »Rox, bleib beim Thema, sonst bist du der nächste, der hier den Kopf verliert.«
    »Habe ich da jemanden etwas vom Kopfverlieren sagen hören?«
    Die Königin kam schwer atmend zum Baum gewatschelt. »Hallo, Tigerkatze. Soll ich diesem kleinen Bastard hier den Kopf abschlagen lassen?«
    Alice grinste Roxborough an.
    »Es wäre mir ein Vergnügen, müßt Ihr wissen. Wir hatten schon lange keine gute Enthauptung mehr.«
    Roxborough schnaubte. »Ihr habt noch vor ein paar Augenblicken den Wachmann enthaupten lassen.«
    Die Königin sah verblüfft aus. »Sagte ich das nicht? Wir hatten schon lange keine gute Enthauptung mehr.«
    Roxborough warf Alice einen flehenden Blick zu. »Also schön, Katze. Wie du schon sagtest, zurück zum Thema. Wessen beschuldigst du mich?«
    »Zum einen der Unwahrheit. Du hast mir gesagt, du hättest versucht, Gossamer Threads zu kaufen, aber du hast mir verschwiegen, wie du das anstellen wolltest. Und schließlich hast du die Reihenfolge ein wenig verändert, in der die Dinge sich abgespielt haben.«
    Roxborough hob eine Augenbraue.

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