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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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»Ach?«
    Zorn erfüllte Alice. »Du hast mir gesagt, du hättest deine Hackerin zu Gossamer Threads geschickt, nachdem du dich entschlossen hattest, den Konzern aufzukaufen. Das habe ich überprüft. Eva Thorinson hat für Acquisition Technologies gearbeitet und Routine-Runs gegen eine Reihe kleiner Konzerne unternommen. Du hast erst versucht, dir Gossamer Threads anzueignen, nachdem Thorinsons Ausrüstung verschmort war. Und du hast auch nicht versucht, den Konzern zu kaufen. Es gab nämlich keinen Verhandlungstisch, an den du dich hättest setzen können. Du hast es mit einer Übernahme versucht.«
    »Gossamer Threads hatte Schutzvorrichtungen, die so gut waren, daß sie Eva abwehren konnten, und die wollte ich auch«, sagte Roxborough mit einem nervösen Blick auf die Herzkönigin, die das Gespräch mit entrückter Faszination beobachtete.
    Alice grinste. »Aber du hast die wichtigste Regel vergessen. Laß dich nie mit Drachen ein und noch besser, versuch nie, einen Drachen über den Tisch zu ziehen. Dunkelzahn hat dir bei diesem Deal ordentlich eins auf die Finger gegeben.«
    Roxborough sah zu ihr auf und zuckte zusammen. »Hör mal, Alice, laß uns das Schritt für Schritt durchgehen. Gut, ich war nicht ganz aufrichtig, aber das spielt keine Rolle. Dunkelzahn war derjenige mit dem Code, nicht ich.«
    »Ich glaube dir nicht. Ich halte es für mindestens ebenso wahrscheinlich, daß du die Crash-Entität entwickelt hast und dazu benutzen wolltest, eine Reihe von Konzernen unter deine Kontrolle zu bekommen. Vielleicht ist der Schuß einfach nach hinten losgegangen.«
    »Du glaubst mir nicht? Warum überprüfst du nicht deinen alten Freund Damien Knight? Er war so sicher, daß Dunkelzahn hinter der ganzen Schweinerei steckte, daß er seit Jahren an einem Plan arbeitet, den alten Wurm zu geeken.« Roxborough stieß ein rauhes Lachen aus. »Und er könnte durchaus derjenige gewesen sein, der es geschafft hat.«
    Alice fühlte sich, als habe sie soeben einen Tritt in die Magengrube erhalten. »Knight?«
    »Warum nicht? Sieh dir doch nur mal ihre Beziehung an. Tödliche Züge auf einem Schachbrett mit menschlichen Figuren. Damien hat erheblich vom Tod des Drachen profitiert. Sein Lakai, Kyle Haeffner, sitzt jetzt im Weißen Haus.«
    Alice war wie vor den Kopf geschlagen. Damien war ein enger Freund von ihr. Er hatte sie am Leben erhalten, nachdem das Crash-Virus sie ausgeschaltet hatte. Damien hatte sie gerettet und eine ganze Weile dafür gesorgt, daß sie bei Sinnen geblieben war. Und die Erwähnung von Kyles Namen brachte Erinnerungen mit sich. Erinnerungen an ihren jungen menschlichen Körper. An Liebe und Heirat, an ein Leben, das vom Hier und Jetzt so weit entfernt war, daß es sich völlig fremdartig anfühlte. Vor achtundzwanzig Jahren hatte sie Kyle Haeffner geheiratet.
    Die Königin meldete sich zu Wort. »Dieser hier!« Sie zeigte auf Roxborough. »Runter mit seinem Kopf!«
    »Nein! Alice, denk darüber nach. Damien hatte das Geld, die Zeit, den Zugang und mehr als ein ausreichendes Motiv. Wie ich schon sagte, Knight glaubte immer schon, daß Dunkelzahn für den Crash verantwortlich sei. Knight hat dabei viel mehr verloren als nur Geld.«
    Alice war für einen Augenblick völlig benommen. Sie durfte Roxborough nicht trauen, aber ohne Überprüfung paßte alles zu gut zusammen, um es einfach abtun zu können.
    Wachen umringten Roxborough und führten ihn unter großer Mühe ab. Die Königin lächelte, und ihr errötetes Gesicht leuchtete vor Freude. »Endlich eine erinnerungswürdige Enthauptung.«
    »Alice!« rief Roxborough. »Alice, gib mir wenigstens eine Chance!«
    Doch Alice war bereits nicht mehr da. Sie stand im Regen, und die glänzenden Straßenlaternen reflektierten ihr Licht überall ringsumher in den verspiegelten Oberflächen. In den schwarz glänzenden Straßen und den Gebäuden, die sich in den Himmel schraubten.
    Sie ging spazieren und ließ sich vom Regen durchnässen, bis sie durchgefroren war und sich elend fühlte. Wunderland würde die Matrix nach einer Bestätigung für Roxboroughs Behauptung absuchen, und in der Zwischenzeit ging sie spazieren. Allein bis auf die leere Stadt und das Hintergrundprasseln des Regens.

19
     
    Grind und Axler johlten und hatten einen Ausdruck des Entzückens auf dem Gesicht, als der Phoenix II durch den schwarzen Gewitterhimmel stürzte. Mirandas Augen waren geschlossen, und sie wirkte zum erstenmal entspannt, seit Ryan den Angriffsplan erläutert

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