Der Cyberzombie

geredet, mein Sohn. Er hat mir die Wahrheit hinter den Dingen gezeigt, sowohl den sichtbaren als auch den unsichtbaren.«
    Burnout beugte sich wißbegierig vor. »Was hat Bär dir über das Herz gesagt?«
    Die zusammengekniffenen Augen des Kodiak schauten traurig drein. »Über das Artefakt, das du Herz nennst, hat Bär nur gesagt, daß es seiner eigenen Bestimmung folgt. Es steht weder dir noch irgendeinem anderen Menschen zu, es zu besitzen und zu beherrschen. Es hat einen Platz im geheiligten Tanz, und wenngleich es dir gegenwärtig nützlich sein könnte, wird es seine Bestimmung erfüllen.«
    Burnout lehnte sich zurück, da er nicht wußte, wie er die Worte des alten Mannes auffassen sollte. »Heißt das, ich kann seine Energie anzapfen? Daß ich ...«
    Der alte Mann winkte ab. »Deine Beziehung zum... Herz ist bestenfalls nebelhaft. Du kannst das mit ihm tun, was du eben kannst. Es kann dir nicht die Gabe wiedergeben, die du weggeworfen hast.«
    Burnout nickte. Er hatte sich danach gesehnt, die Macht der magischen Künste wieder zu spüren, der er sich früher einmal mit Vergnügen bedient hatte. Jetzt verblaßte diese Sehnsucht mit einem grimmigen Seufzer.
    »Während das Herz sich im Takt des geheiligten Tanzes bewegt, könntest du in der Lage sein, dich mit ihm zu verbinden. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    Burnout wußte, daß er auf mehr nicht hatte hoffen dürfen; wahrscheinlich war das mehr, als er verdiente. Er wollte schon aufstehen, als der Kodiak weitersprach. »Bär hat auch von dem Geist gesprochen, der bei dir ist.«
    Wiederum beugte Burnout sich gespannt vor.
    »Derjenige, den du Lethe nennst, ist direkt mit dem Herz und seinem geheiligten Tanz verbunden, obwohl er jetzt durch unaussprechliche Methoden auch mit dir verbunden ist. Bär glaubt nicht, daß ihr zwei gegenwärtig getrennt werden könnt. Und selbst wenn es möglich wäre, würde diese Trennung höchstwahrscheinlich einen von euch töten, wenn nicht sogar beide.«
    Burnout fragte sich, wie Lethe sich als Gefangener in ihm fühlen mochte.
    Der Kodiak kicherte. »Also schlage ich vor, daß du dich an ihn gewöhnst, Sohn. Es sieht so aus, als würde Lethe noch eine Zeitlang bei dir bleiben.«
    Burnout nickte. »Ich will Lethe gar nicht loswerden, Kodiak. Er hat sich bewährt, und ich vertraue ihm.«
    Der alte Mann schloß die Augen und lächelte müde. »Das ist gut, mein Sohn, weil die Anwesenheit dieses Geistes der einzige Faktor ist, der dich menschlich macht. Die Ungeheuerlichkeit, zu der du geworden bist, wird durch die Nähe zu Lethe gemildert. Mit ihm in deiner Nähe bist du mehr als die Summe deiner Teile. Ohne ihn wird jede noch so geringe Chance für dich verschwinden, mit der Essenz des Herzens in Verbindung zu treten.«
    Wiederum nickte Burnout, wenngleich diesmal mehr zu sich selbst. Es war genau so, wie er es sich gedacht hatte. Lethe war derjenige, der für sein wacheres Bewußtsein und sein besseres Erinnerungsvermögen verantwortlich war.
    Das Gesicht des alten Mannes wurde ernst. »Bär hat mir außerdem noch von einem anderen erzählt, der mit dir und dem Herz verbunden ist.«
    »Von einem anderen?«
    »Von einem, der dich verfolgt.«
    Ryan. Also hat mich meine Ahnung nicht getrogen.
    Burnout erhob sich, da er plötzlich eine unbestimmte Furcht verspürte. »Ja. Er heißt Ryan Mercury.«
    »Bär sagte mir, daß derjenige, den du Mercury nennst, in eben diesem Augenblick auf der Jagd nach dem Herz ist, das du trägst.«
    Also kommt Mercury mit Gewißheit. Burnout spürte, wie ihn die bekannte Vorfreude durchzuckte. Ich werde für dich bereit sein, Mercury. Du magst der Beste sein, dem ich bisher begegnet bin, aber ich werde dich ebenso vernichten wie alle anderen.
    »Dieser andere, der dich verfolgt, dieser Mercury... Weißt du, wie mächtig er ist?«
    Burnout nickte. »Er ist der eindrucksvollste Gegner, den ich je hatte, und er wird bei jeder Begegnung besser. Er erfährt immer mehr über meine Fähigkeiten und scheint jederzeit in der Lage zu sein, mich zu überraschen.«
    Der alte Mann strich sich seinen dichten Bart. »Bär hat mir gesagt, daß er noch mächtiger ist, als du dir vorstellen kannst.«
    Burnout musterte ihn durchdringend. »In welcher Hinsicht?«
    Der Kodiak runzelte die Stirn. »Bär hat keine Einzelheiten genannt und nur gesagt, das Wesen namens Mercury sei so mächtig, daß selbst du - so verändert, wie du bist - ihm nicht gewachsen seist. Es gibt jedoch etwas, das du zu deinem Vorteil nutzen