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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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Sie liege jetzt im Koma, und der Hirntod stehe unmittelbar bevor.
    Ryan konzentrierte sich auf seine Astralsicht und sah nach ihrer Aura, während sich die Sanitäter um sie kümmerten, aber die Aura war schwach und wurde immer schwächer.
    Die Wut krallte sich in seine Eingeweide wie ein gefangenes Raubtier, und sein Flüstern war ein harscher, freudloser Laut in seiner Kehle. »Wenn sie stirbt, wird Burnout dafür büßen.«

24
     
    In der Schwärze tief unter der Oberfläche des Cat Lake klammerte sich Burnout an einen riesigen Felsen und wartete geduldig im Schoß des eisigen Wassers. Im Laufe des Nachmittags war er mehrfach aufgetaucht, um seinen Lufttank aufzufüllen, wobei er äußerste Sorgfalt darauf verwandt hatte, sich nicht blicken zu lassen.
    Ryan Mercury und sein Team hatten die Gegend anscheinend verlassen, aber Burnout wollte kein Risiko eingehen. Lethe ebenfalls nicht, und so zapfte er die Macht des Herzens an, um ihre Anwesenheit zu verschleiern.
    Als sechs Stunden vergangen waren, kam Burnout zu dem Schluß, daß die Gefahr vorüber war. Ryan und sein Team würden vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr zurückkommen. Er ließ den Felsen los und zog die schlaffe Gestalt des Schamanen unter zwei großen Felsen hervor, wo er sie zuvor eingeklemmt hatte, dann trieb er mit ihr langsam zur Oberfläche.
    Burnout durchbrach die Wasseroberfläche wie ein Leviathan aus einem technologischen Alptraum. Nichts an ihm sah mehr menschlich aus. Sämtliche noch verbliebene Haut war zerfetzt und vom Wasser in graue, runzlige Lappen verwandelt worden, die hier und da noch an den synthetischen Muskeln seiner Metallgestalt hafteten.
    Als er die Leiche des Schamanen packte, fiel sein Blick auf seinen Unterarm. Er hatte sich den Namen Burnout als Erinnerung daran, was er verloren hatte, in die Haut tätowieren lassen, aber der Schriftzug war nicht mehr vollständig. Das ›out‹ war nicht mehr zu sehen, und nur noch das ›Burn‹ war übrig. Es kam ihm sehr passend vor.
    Die Leiche des Kodiak trieb neben ihm, und er zog sie ans Ufer. Im Schatten eines großen Felsen blieb er stehen, alle Sinne aufs äußerste angespannt. Die Abendluft über dem Cat Lake war kühl und grau. Der Geruch nach Kordit verflüchtigte sich langsam, haftete den Bäumen und Felsen aber immer noch an. Ein subtiler Hinweis auf Tod und Zerstörung.
    Es mochte immer noch Gefahr bestehen, und Burnout ging kein Risiko ein. Ryan hatte sich wiederum als Profi erwiesen, und wenn der Kodiak ihm nicht beigestanden hätte, wäre Burnout von Ryan besiegt und dieser kleine See vermutlich sein Grab geworden.
    Burnout faßte sich hinter den Kopf und ergriff seinen unbrauchbaren Gliederarm, der verbogen und verbeult direkt über seinem Kopf hing. Er mußte seine Einschätzung von Ryans Körperkraft korrigieren. Trotz der aufgetretenen Zentrifugalkräfte wäre kein normaler Mensch in der Lage gewesen, die Titanstreben zu verbiegen.
    Mit einem Ächzen vollendete Burnout Ryans Werk und riß den Arm an der Basis ab, so daß nur noch ein gezackter Stumpf übrigblieb. Ohne ihn anzusehen, warf er ihn über die Schulter, so daß er mit einem leisen Klatschen im See landete.
    Ohne ein Wort hievte Burnout sich die Leiche des Kodiaks über die Schulter und kämpfte sich den Hang hinauf. Lethe verhielt sich während der zweistündigen Klettertour still, und Burnout war froh darüber. Er dachte über das Opfer des Kodiaks nach. Er war kein Verbrecher wie die alte Frau gewesen, und obwohl Burnout den Schamanen nicht getötet hatte, fühlte er sich doch für seinen Tod verantwortlich.
    »Der Kodiak hat sein Schicksal selbst gewählt«, sagte Lethe.
    Liest du meine Gedanken?
    Keine Antwort.
    »Ich weiß«, sagte Burnout. »Aber ich habe Ryan hergeführt. Er wollte sich das Herz holen.«
    »Du hast nicht um die Hilfe des Kodiak gebeten. Er hat sie dir freiwillig gegeben. Dich trifft keine Schuld.«
    »Ich gebe mir auch keine Schuld«, sagte Burnout entschieden in scharfem Tonfall. »Ich gebe Ryan Mercury die Schuld.« Er erreichte den Klippenrand und zog sich darüber hinweg. »Aber ich trage ebenfalls eine gewisse Verantwortung.«
    Er legte den Toten vor sich auf den Boden und sah sich um. Die Bäume waren gebeugt und geknickt, die Stämme teilweise von Kugeln zerfetzt. Der ehemals so friedliche Ort sah wie ein Kriegsgebiet aus.
    Er ging zum Turm und betrat die Hütte darunter.
     
    Burnout sammelte alle magischen Gegenstände und Hilfsmittel des Kodiak und den Fellmantel ein,

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