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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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Dunkelheit. Es war Burnout, aber er trug etwas. Den Schamanen. Burnout hatte ihnen die Leiche des Schamanen vor ihrer Nase gestohlen.
    Grind lief bereits die Rampe hinunter.
    »Dhin! Schaff Miranda und Axler zur Klinik.« Dann lief Ryan ebenfalls.
    Er und Grind umrundeten das Piniengehölz und rannten dann an der zweiten Felswand entlang. Ein steiler Hang aus lockerem Schiefer. Völlig unmöglich zu überqueren, weil der Hang vom Regen spiegelglatt war und beständig Schiefergeröll den Berg herunterrutschte.
    Sie machten einen Bogen um einen Felsvorsprung, und plötzlich stand Burnout vor ihnen. Der Cyberzombie hatte seinen jetzt nutzlosen dritten Arm um die Hüfte des Mannes gelegt und benutzte ihn als eine Art Schild. Er schoß mit seinem Predator auf Grind und traf den Zwerg an der Schulter. Grind wurde zurückgeschleudert.
    Ganz in der Nähe zuckte ein Blitz über den Himmel. Der anschließende Donnerschlag übertönte das Knattern von Ryans Ingram vollständig, als dieser das Feuer eröffnete.
    Die Leiche des Schamanen fing den größten Teil des Kugelhagels auf, aber Burnout wurde zweimal in den Oberschenkel getroffen und schwankte rückwärts.
    Dann krachte Burnouts Predator erneut, und Ryan wich zur Seite aus. Er prallte auf den Boden, rollte sich ab und kam geduckt wieder hoch, die Ingram im Anschlag. Ein Feuerstoß durchlöcherte die Luft an der Stelle, wo Burnout soeben noch gestanden hatte.
    Der Cyberzombie war wieder verschwunden, und einen Moment lang fragte Ryan sich, ob Lethe ihn abermals verborgen hatte. Doch als der Donner ausrollte, hörte Ryan das unverkennbare Geräusch einer Geröllawine. Das metallische Kreischen des Cyborgs, als dieser die Klippe herunterfiel.
    Ryan sprang auf und lief die paar Meter zum Klippenrand. Als er nach unten sah, konnte er nichts als eine steile Felswand aus Schiefer sehen, die bis zu einem kleinen dunklen See mehrere hundert Meter unter ihnen reichte. Eine Steinlawine rumpelte die Felswand herunter, aber der dichte Regen erschwerte es Ryan, Burnout auszumachen, falls der Cyberzombie überhaupt dort unten war.
    Drek, dachte er. Nicht schon wieder.

22
     
    In Burnouts Körper fiel Lethe. Der glitschige Schiefer unter ihnen war wie eine Rutschbahn mit scharfen Kanten. Die regennassen Schieferbrocken bildeten vor und neben ihnen eine Lawine, die Tonnen von Gestein nach unten riß.
    Burnout benutzte die Leiche des Kodiaks als eine Art Polster und versuchte sich bei ihrem Absturz eine Spur von Kontrolle zu bewahren. Die Luft war kalt und naß, der Wind wie Nadeln aus Eis. Lethe spürte alles, was Burnout spürte, mit absoluter Klarheit. Seine Essenz schien jetzt unwiderruflich an Burnout gebunden zu sein.
    Einstweilen ist das vielleicht sogar das beste, dachte er.
    Burnout war von Wut erfüllt, von Haß auf Ryan Mercury, weil er den Kodiak getötet hatte. Lethe konnte das Gefühl spüren wie einen Geschmack. Er empfand Burnouts Gedanken und Gefühle beinahe so, als seien sie seine eigenen. Tatsächlich fiel es ihm immer schwerer, sie zu ignorieren.
    Die Wut erfüllte ihn und brachte ein Bild mit sich. Ein Elf mit einem bemalten Gesicht lümmelte sich in einem französischen Garten. Der Garten war von uralten Mauern umgeben. Salzige Luft und das matte Tosen des Meeres. Blauer Himmel und kobaltblaues Wasser.
    Wut und Frustration brodelten in ihm, drohten ihn zu überwältigen.
    Der Elf lächelte, doch seine Augen funkelten. »Das ist ein unerwarteter Besuch«, sagte er.
    Es gab einen wütenden, hitzigen Wortwechsel. Ein Gespräch, das wie eine Collage von Gefühlen war.
    Dann verblaßte die Szene, und Lethe konnte sich an nichts mehr erinnern.
    »Was war das?« fragte Burnout, der die Fersen gegen die Felswand stemmte, um ihren Fall zu bremsen.
    »Du hast es ebenfalls gesehen?«
    »Ja.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Lethe. »Ich glaube, es war eine Erinnerung.«
    »Eine Erinnerung woran?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht war es eine von meinen Erinnerungen.«
    Burnout sagte nichts.
    Der See tauchte unter ihnen auf wie eine schwarze Mauer, wie eine undurchdringliche Schicht dunkelsten Asphalts. Doch Burnout hatte Fersen und Handballen in den Schiefer gegraben, um sie abzubremsen. Das dunkle Wasser prallte gegen sie, erschütterte ihren Körper bis in den Metallkern. Dann kam die Kälte, als sie von der eisigen Flut verschluckt wurden und auf den Grund sanken.

23
     
    Ryan stand im strömenden Regen und schaute auf das schwarze Rund des dreihundert Meter tiefer

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