Der Cyberzombie
heute früh einige Dinge zu erledigen hatte. Außerdem ist Carla hier. Wir können mit der Besprechung anfangen, sobald du fertig bist.«
Ryan war mit einem Schlag hellwach. Die Besprechung! Ja, er hatte ihnen eine Menge über Damien Knight zu berichten. Wie hatte er nur so lange schlafen können?
Er setzte sich auf und schwang die Beine aus dem großen Bett. Der Geruch nach Eiern, frischem Schinken und starkem Kaffee lag in der Luft.
Ryans Magen knurrte. »Wir treffen uns in einer halben Stunde, wenn das okay ist. Nachdem ich gefrühstückt habe.«
Nadja lächelte. »In meinem Arbeitszimmer«, sagte sie. »Ich sage Jane Bescheid.« Dann war sie verschwunden und ließ ihn mit dem Frühstück allein.
Ryan frühstückte und duschte dann und wünschte sich, er hätte die Zeit gehabt, beide Aktivitäten zu genießen. Doch er war erpicht auf diese Besprechung. Erpicht darauf zu hören, was Carla, Nadja und Jane dazu sagen würden. Er zog sich rasch eine bequeme Hose und ein weites Baumwollhemd an und ging dann zu Nadjas Arbeitszimmer.
Gordon Wu begegnete ihm draußen. »Ich sage ihr, daß Sie da sind«, sagte er, indem er sich zum Telekom wandte.
»Ist ihr Arbeitszimmer sicher?« fragte Ryan.
Der Mann bedachte ihn mit einem verwirrten Blick. »Selbstverständlich, Sir«, sagte er. »Der Secret Service nimmt es sich jeden Tag vor.« Wu blinzelte. »Und wenn der Secret Service fertig ist, kommen Carla Brooks' Leute und nehmen es sich noch einmal vor.« Er bedeutete Ryan einzutreten.
»Danke.« Ryan ging durch die Tür und betrat Nadjas privates Arbeitszimmer.
Vor ihrem Schreibtisch, auf dem sich Papiere und Chips stapelten, hatte Nadja drei hochlehnige Ledersessel halbkreisförmig um einen großen Trideoschirm angeordnet. Zwei der Sessel waren besetzt, und auf dem Trideoschirm war ein vierter Sessel zu sehen, der sich mit Ausnahme der Tatsache, daß er nur in der virtuellen Realität der Matrix existierte, in nichts von den drei anderen unterschied.
Carla Brooks sah auf und begegnete Ryans Blick, als er eintrat. Ihre weißen Haare waren kurz geschnitten und lagen dicht am Kopf an. Sie trug ein modisches Zoe-Kostüm und Waffen darunter. »Hallo, Quecksilber«, sagte sie. »Schön, Sie lebendig wiederzusehen. Ich glaube, Quentin Strapp will Ihnen noch ein paar Fragen stellen, und er würde sich ziemlich aufregen, wenn er sie einer Leiche stellen müßte.«
Ryan lachte. »Ich freue mich auch, Sie wiederzusehen, Black Angel. Nach dieser Besprechung werden wir, glaube ich, Strapp etwas zu sagen haben, das ihn sehr glücklich machen wird.«
Auf dem Tridschirm leuchteten Janes blonde Haare. Ihre sinnlichen Lippen formten einen Schmollmund. »Und was soll das sein?«
Ryan begegnete ihrem Blick, als er zu seinem Sessel ging und seinen Platz zwischen den drei Frauen einnahm. »Ich weiß, wer Dunkelzahn getötet hat«, erklärte er.
Niemand sagte ein Wort.
In der anschließenden Stille konnte Ryans magisch verstärktes Gehör tatsächlich den Herzschlag von zwei der drei Personen rings um ihn ausmachen. Der einzige Grund, warum er den Herzschlag der dritten Person nicht hörte, bestand darin, daß Jane sich nicht die Mühe gemacht hatte, einen Herzschlag für sich zu programmieren. Statt dessen hörte er das leise Quietschen ihres roten Leders, das sich an rotem Vinyl rieb.
Es war Carla, die schließlich das Schweigen brach. »Woher?« Es war ein kaum hörbares Flüstern.
Ryan lehnte sich in dem bequemen Sessel zurück. »Ich erzähle euch jetzt eine Geschichte«, sagte er. »Sie beginnt noch vor dem Crash von '29 ...«
Ryan schilderte ihnen das ganze Szenario, erzählte ihnen alles, was Alice ihm über Damien Knights Haß auf Dunkelzahn, über den Nanosekunden-Aufkauf und die Verbindung zwischen Knight und Kyle Haeffner berichtet hatte.
Jane hörte mit offensichtlicher Wut zu. Diese Wut wuchs, je mehr Details Ryan erzählte.
Carla lauschte ihm stumm, einen Ausdruck des Erstaunens auf ihren dunklen Zügen.
Nadja sah ihn nur an und nickte. Ryan sah förmlich, wie ihr scharfer Verstand verschiedene Schlüsse zog und ihr die Bedeutung dessen, was er sagte, aufging. »Ryan, dir ist natürlich klar, welche umfassenden Auswirkungen deine Anschuldigungen haben. Welche Beweise hast du?«
Carla mischte sich ein. »Nadja hat recht. Selbst wenn Ihre Informationen stimmen, sind das alles nur Indizien. Sie haben ein Motiv aufgedeckt. Wir wissen, daß er die Fähigkeiten und die Gelegenheit hatte. Aber das bedeutet nicht,
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