Der Cyberzombie
Bosses, eines glücklich verheirateten Familienvaters.
Er hatte ihm den Chip nur einmal Vorspielen müssen, und schon hatte der Geschäftsführer buchstäblich auf den Knien gelegen und Roxborough angefleht, sich zu nehmen, was er wolle, wenn er den Chip nur nicht seiner Frau vorspielte.
Ryan lächelte und wandte sich vom Fenster ab. »Nein, Knight wird dir gegenüber niemals etwas durchblicken lassen. Aber« - er wandte sich Nadja zu, die immer noch an ihrem Schreibtisch saß - »hast du schon einen Tischpartner für heute nachmittag?«
Janes Augen funkelten, und Nadja lächelte. »Meine Güte, Ryan, bittest du mich etwa um eine Verabredung?«
»Ich glaube immer noch, daß ihr alle verrückt seid.« Carla war auf ihrem Sessel zusammengesunken, und der Ausdruck ihrer feingemeißelten Züge schien anzudeuten, daß sie sich geschlagen gab.
Ryan wandte sich an sie. »Carla, ich verspreche Ihnen folgendes. Wenn Damien so dumm ist, heute irgend etwas auszuplaudern, setzen wir uns noch einmal zusammen, bevor irgend etwas unternommen wird. Sollten wir konkrete Beweise erhalten, die wir Strapp oder der Scott-Kommission vorlegen können, werden wir genau das tun. Wenn nicht, einigen wir uns dann auf ein Vorgehen. Einverstanden?«
Nach einer langen Pause nickte Carla zögernd, sagte dann aber: »Nein, da mache ich nicht mit.« Sie stand auf und ging zur Tür. »Quecksilber, wenn Sie in dieser Angelegenheit fortfahren wollen, werde ich Ihnen dabei nicht in die Quere kommen, aber ich halte schon dadurch meinen Kopf hin, daß ich die Augen davor schließe. Lassen Sie es nicht auf eine Konfrontation mit mir ankommen, okay?«
Sie hatte das Zimmer verlassen, bevor er Gelegenheit erhielt, ihr zu antworten. Tja, dachte Ryan. Das ist besser als gar nichts, nehme ich an.
Plötzlich schoß Jane kerzengerade in die Höhe. »Quecksilber, ich muß mich auch verabschieden. Es gibt Neuigkeiten in bezug auf unser Spezialprojekt. Es scheint so, als sei... der Mann, den du verfolgen läßt, unterwegs.« Dann war sie verschwunden.
Ryan wandte sich wieder Nadja zu, die sich der Vielzahl ihrer Pflichten widmete, die sie vor der Party noch zu erfüllen hatte. Er ging zu ihr und legte ihr die Arme um die Schultern. Er wollte wissen, daß sie noch auf seiner Seite war.
»Augenblick noch«, sagte sie, indem sie ihn abschüttelte. »Laß mich das noch abschließen.«
Sie dachte sich nichts dabei, aber es hinterließ ein Gefühl der Kälte in ihm. Er ließ sie los, ging zum Fenster und betrachtete die Azaleenbüsche, die in voller Blüte standen.
»Grüble nicht«, sagte Nadja eine Minute später, als sie zu ihm kam und ihm die Arme um die Hüften legte.
Er drehte sich zu ihr um und lachte, als er das Lächeln auf ihrem Gesicht sah. »Ich grüble nicht«, entgegnete er. »Ich weiß nur nicht, ob ich das Richtige tue.«
Sie küßte ihn. »Laß dich von Carla nicht abschrecken. Sie hat jetzt einen Job bei der Regierung und kann sich keine Verschwörungen leisten. Sie unterstützt dich, so gut sie kann.«
Ryan lächelte. Nadja hatte natürlich recht.
Ihr Tonfall wurde ernst. »Wenn Damien Knight Dunkelzahn tatsächlich getötet hat, ist er gefährlicher, als wir dachten...« Sie ließ den Satz in der Luft hängen, da sie wußte, daß sie ihn nicht zu beenden brauchte.
»Er war schon immer gefährlich«, bemerkte Ryan. »Er ist die Kobra, aber ich bin der Mungo.«
Nadja lächelte. »Sei noch vorsichtiger, als du je zuvor gewesen bist. Ich habe dich schon einmal fast verloren, und ich wäre mehr als nur ein wenig sauer, wenn du dich diesmal geeken lassen würdest.«
Ryan lachte. »Du weißt, daß ich alles tun würde, um es zu vermeiden, mir deinen Zorn zuzuziehen.«
30
Die Morgensonne schien wie ein Inferno durch die offenen Jalousien in Luceros kleines Zimmer.
Sie befand sich in der physikalischen Welt, in der Teocalli in San Marcos. Sie schien eine Ewigkeit nicht mehr in ihrem Körper gewesen zu sein und zitterte vor Schwäche.
Sie kniete sich neben ihrer schmalen Lagerstatt auf den Steinboden, ihr nackter vernarbter Körper war schweißbedeckt. Sie war ausgemergelt, fast verhungert, und kam nach ihrem langen Aufenthalt auf den Metaebenen gerade erst wieder zu Kräften.
»Señor Oscuro ist jetzt für dich bereit«, sagte einer der Tempeldiener.
Zwei junge Akoluthen halfen ihr beim Gehen. Sie wußte, daß sie ihre Nützlichkeit überlebt, daß sie dem Licht nachgegeben hatte. Sie hatte die Schönheit des Liedes willkommen
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