Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
grinste wie ein Honigkuchenpferd.
„Das war ja wohl nichts, Junge. Game Over.“
Sofort beendete Nessy ihre Fluchorgie, ging zu Ben hin und und grinste ihn spitzbübisch an.
„Damit steht es ja dann wohl unentschieden, oder?“
„Ich denke auch“, antwortete Ben und schien nur mäßig enttäuscht über seinen Fehlschuss. „Also schuldet keiner dem anderen was, weil niemand gewonnen hat.“
„Da irrst du dich, Ben. Wir haben beide gewonnen. Ich bekomme etwas von dir, und ich gebe dir etwas. Aber das hat Zeit bis Morgen. Über Nacht fällt mir bestimmt was ein.“
Daraufhin nahm sie ihre Kappe vom Kopf, verbeugte sich theatralisch vor den Anwesenden und verließ die Wiese in Richtung Hügel.
„Na, das hat mir noch gefehlt“, murmelte Ben. „Was soll ich ihr denn geben?“
„Selber schuld“, behauptete Charly und ging ebenfalls den Hügel hinauf. Bald waren alle Auserwählten in ihren Zelten und Ruhe legte sich über die kleine Siedlung mitten im Nichts.
Ben und Charly lagen bereits in ihren Betten, Rippenbiest polierte vor sich hinpfeifend noch einmal in aller Seelenruhe seine geliebten Waffen , und Otto planschte vor dem Schlafengehen noch ein wenig in seiner Wassertonne herum.
„Gib zu, Ben, du hast den letzten Elfmeter mit Absicht vergeigt! Erst haust du mir die Bälle stundenlang um die Ohren, und den entscheidenden Elfer schiebst du mir in meine Arme. Kannst wohl kein Mädchen verlieren sehen, oder?“
„Quatsch. Ich war müde, darum war mein letzter Schuss nicht mehr das Gelbe vom Ei.“
„Oder hast du dich in die kleine Nessy verliebt?“
„Du meinst, so wie du in Lisa?“
„Jetzt werd bloß nicht frech, Junge, sonst haue ich dich aus den Socken.“
„Ich trage keine Socken.“
„Außerdem ist Lisa eine schreckliche Nervensäge, die wie eine Klette an mir hängt.“
„Warum sagst du ihr das denn nicht einfach?“
„Ach halt doch den Mund.“
„Streitet euch nicht Jungs“, mischte sich der Taure ein und legte seine blinkenden Waffen beiseite. „Sind die Frauen doch gar nicht wert. Außer es handelt sich um Kriegerinnen.“
„Bei euch ziehen die Frauen in den Krieg?“, wollte Ben wissen.
„Naja, wenn es denn endlich mal Krieg geben würde, gäbe es bestimmt die ein oder andere, die zu den Waffen greifen würde. Meine Mutter zum Beispiel. Die ganz gewiss.“
Wieder wurde Ben an die Trennung von seiner Familie erinnert. Ob sie ihn entgegen aller anderslautenden Beteuerungen von Meister Athrawon bereits vermissten? Er schluckte schwer und wandte sich an den Tauren. „Vermisst du deine Familie nicht, solange du hier bist?“
„Ja, sicher, aber es ist eine große Ehre, zu den Auserwählten zu gehören. Da nimmt man die Trennung doch gerne in Kauf, will ich meinen. Außerdem bin ich eine Zeitlang von meinem großen Bruder weg. Der weiß
ganz genau, dass er irgendwann mal Häuptling unseres Clans werden wird und gibt dauernd vor mir damit an. Und wie er immer herumstolziert, der eitle Pfau.“
„Und du kannst nicht Häuptling werden?“
„Nie und nimmer als Zweitgeborener. Nur wenn mein Bruder sterben würde. Aber das will ich auf keinen Fall, dazu liebe ich das alte Ekel einfach zu sehr. Und wenn ich es schaffen sollte, Jongleur zu werden, wäre ohnehin Schluss mit seiner ganzen Angeberei. Jongleur ist schließlich um einiges wichtiger und ehrenvoller, als Stammeshäuptling zu sein.“
„Glaubst du, du hast eine Chance?“, fragte Ben den Tauren, der sich auf seiner Pritsche ausstreckte. „Wenn's auf Kraft ankommt, steckst du uns wohl alle in die Tasche.“
„Ich denke nicht, dass dies eine entscheidende Rolle spielen wird. Auf Kraft allein kommt es schließlich nicht an. Da muss auch Köpfchen dabei sein und Fleiß und Glück. Mir würde schon der ehrenvolle Beruf als Leibwächter des Jongleurs reichen, glaube ich. Denn als Hüter von Raum und Zeit bist du tausend Jahre lang an deinen Job gebunden. Wenn du endlich in Rente gehst, bist du zwar immer noch jung und knusprig, aber alle, die dir im Leben zuvor etwas bedeutet haben, sind schon lange tot. Nicht gerade ein angenehmer Gedanke; Ehre hin oder her.“
„Daran hatte ich noch gar nicht gedacht“, meinte Ben nachdenklich. „Aber ich gewinne sowieso ganz sicher nicht. Ich bin nicht von dieser Welt und kenne mich hier absolut nicht aus. Da haben mir die meisten anderen so einiges voraus. Zudem habe ich keine nennenswerten Muskeln, bin nicht überdurchschnittlich intelligent, und durch
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