Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
mitgenommen“, murmelte der Junge vor sich hin, hatte jedoch nicht die geringste Lust, zurück in die Küche und zu Schlömi zu gehen. In weniger als zehn Minuten war Ben mit seiner ersten Putzaktion durch und hielt anschließend das Ergebnis seiner Mühen für blitzblank genug, um selbst den kritischen Blicken des paranoiden Kochs standzuhalten. Nichts wie weg, dachte er sich und flutschte durch den Ausgang ins Freie. Glück gehabt, niemand hatte ihn gesehen. Ein wenig erleichtert nahm er sich die nächste Toilette vor; und hier traf ihn beinahe der Schlag. Offensichtlich hatte hier seit der letzten Auswahl zum Jongleur der Zeit niemand mehr sauber gemacht. Und dieser Akt lag immerhin schon fast tausend Jahre zurück. Was war passiert? Erst gestern Abend hatte er selbst noch die Toilette benutzt, und da war alles in Ordnung gewesen. Nun war alles weit und breit vollgepinkelt, außerdem bedeckten übelriechende braune Häufchen beinahe flächendeckend den Boden. Kaum hatte Ben einen Fuß in das Innere des kleinen Zeltes gesetzt, rutschte er schon auf einem Gemisch aus flüssigem und halbwegs festem Elend aus und setzte sich unfreiwillig auf den Hosenboden; quasi mitten hinein in die stinkende Bescherung. Er ließ Eimer, Reiniger und Bürste auf dem Boden liegen, rappelte sich mühsam auf, stolperte beinahe noch einmal und rannte schließlich aus der Toilette des Grauens. Nichts wie weg vom Dreck und vom Gestank, dachte er sich. Wütend stapfte er schließlich in Richtung Versammlungszelt. Von Charly sah er nur das üppige Hinterteil. Sein Kopf war im Backofen verschwunden. Wie es schien, hatte Schlömi den dicken Jungen dazu verdonnert, die Reste seiner letzten Backorgie von den Grillrosten zu kratzen.
„Was soll denn das gewesen sein?“, brüllte Ben dem schmierigen Koch entgegen. „Hast du die verdammte Toilette in einen stinkenden Morast verwandelt?“
„Na, hat dir meine kleine Überraschung gefallen, Penner?“
„Was soll der Schwachsinn? Du kannst doch nicht mehr ganz dicht sein!“
Bei dem Geschrei kroch Charly neugierig aus dem Backofen hervor. Er war über und über mit einer Mischung aus Fett und Schmutz beschmiert. Er sah und roch Ben und konnte sich erneut ein Grinsen nicht verkneifen. „Bist du neuerdings inkontinent oder was?“
„Von wegen! Unser verehrter Schlömi hat es sich nicht nehmen lassen, die Toilette vollzukacken!“
„Jetzt werd bloß nich frech, Kleiner“, drohte der Koch. „Für die kleine Überraschung habe ich mir nämlich von den Jungs vom Amt ein paar Dutzend von diesen verdammten sechsbeinigen Katzen ausgeborgt. Haben die ganze Nacht in deiner Toilette verbracht und scheinen sich dabei prächtig amüsiert zu haben.“
„Toll! Ganz tolle Idee! Und wo sind die Biester jetzt? In unserem Schlafzelt etwa?“
„Leider nicht“, antwortete Schlömi heiter. „Mach ich vielleicht nächstes Mal. Aber an deiner Stelle würde ich mir die Fleischgerichte, die ich in den nächsten Tagen zum Mittagessen serviere, ganz genau anschauen!“
„Du glaubst doch nicht, dass ich auch nur eine halbe Frikadelle essen würde, die aus deiner Küche stammt? Und die verdammte Toilette mach ich auch nicht sauber.“
„Na, das wär aber schade“, meinte der Koch und grinste breit. „Wenn du deinen Küchen- oder Latrinendienst nicht machst, sorg ich dafür, dass du rausfliegst. Da steht der Meister voll und ganz hinter mir. Ein Kandidat, der sich weigert, seine wöchentlichen Arbeiten zu verrichten, hat keine Aussichten, irgendwann mal der Jongleur zu werden. Merk dir das, du Weichei von der Erde!“
„Und wenn ich Meister Athrawon von deiner kleinen Überraschung erzählen würde?“ Ben spürte, wie ihm nun endgültig die Zornesröte ins Gesicht stieg. Zu gerne hätte er den Koch ans Messer geliefert.
„Dann streite ich einfach alles ab, Knilch! Und wem wird der Meister wohl mehr Glauben schenken: Einem dahergelaufenen Erdling, den er kaum kennt und der sich fürs Latrinenschrubben zu fein ist, oder seinem Leibkoch, den er seit Jahren schätzt und dem er blind vertraut? Na, was meinst du?“
Insgeheim musste Ben dem unverschämten Kerl Recht geben. Wer war er schon, dass er glaubte, den Koch beim Meister in Misskredit bringen zu können, ohne ein stichfesten Beweis in Händen. Die Sechsbeinkatzen konnte schließlich auch jeder andere eingeschleust haben. Die Jungs vom Amt, von den Schlömi sprach, würden bestimmt kein Wort darüber verlieren, wie die Biester ihrer
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