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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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Obhut entkommen waren. Der Koch saß also eindeutig am längeren Hebel. Leise, aber unzweideutig vor sich hin schimpfend ging Ben zu einem der Küchenschränke und nahm sich einen weiteren Putzeimer, ein Paar Handschuhe und eine große Flasche Reinigungsmittel. Er fürchtete, dass dies wohl kaum genug sein würde für sein Jahrhundertwerk im versauten Toilettenzelt der Jungs.
    „Sobald ich hier fertig bin, komm ich nach und helfe dir“, bot Charly im Vorbeigehen an.
    „Steck deinen verlausten Kopf gefälligst zurück in den verfluchten Ofen, Fettwanst“, raubte ihm der Koch diese Illusion. „Das Ding ist immer noch dreckig. Wer hat dir überhaupt erlaubt, deine Arbeit zu unterbrechen?“
    Charly warf Ben einen bedauernden Blick zu und kroch zurück in seinen Backofen. Ben griff sich sein Arbeitsmaterial und machte sich erneut auf den Weg zu den Toilettenzelten.
    „In einer Stunde ist Unterrichtsbeginn“, höhnte Schlömi. „Sieh zu, dass du rechtzeitig fertig bist mit deiner lustigen Aufgabe, sonst gibt's Ärger mit den Gelehrten. Und die sind bestimmt nicht so freundlich wie ich!“
    „Arschloch!“, murmelte Ben, beschleunigte jedoch seinen Schritt.
     
    Eine Dreiviertelstunde später holte Charly seinen Kameraden ein. Er war unter der ranzigen Schicht aus Backfett und Ruß kaum mehr als Mensch zu erkennen. Viel besser sah allerdings auch Ben selbst nicht aus. Seine Kleider standen vor Schmutz, stanken ganz fürchterlich und waren definitiv reif für die Müllabfuhr, fürchtete Ben. Zum Glück hatte er im Schlafzelt was zum Wechseln. Inzwischen hatte der Junge von der Erde in rekordverdächtigem Tempo die gröbsten Hinterlassenschaften der Sechsbeiner von Boden, Wänden und Kloschüsseln beseitigen können. Unglaublich, wieviel Sauerei diese Viecher während nur einer Nacht produzieren konnten. Eine ganze Schubkarre voller stinkender Häufchen, schmutzigen Wischlappen und durchgescheuerten Gummihandschuhen stand nun neben dem Zelteingang. Hoffentlich war Schlömi jetzt zufrieden, dachte sich Ben. Mehr war in so kurzer Zeit einfach nicht zu schaffen gewesen. Anstandslos griff Charly nach der Schubkarre und machte sich auf den Weg zu den Abfallcontainern.
    „Lass gut sein, Ben. So sauber war's hier schon seit langem nicht mehr“, sagte er im Hinausgehen. Sehen wir zu, dass wir den Müll hier loswerden und dann halbwegs sauber zum Unterricht erscheinen. Das Frühstück müssen wir wohl ausfallen lassen.“
    Charly sollte Recht behalten. Sie schafften es gerade noch, die halbwegs gereinigte Toilette zu verlassen, bevor die ersten Müssenden des Tages selbige aufsuchten. Sie entsorgten rasch den gesammelten Unrat und schlichen sich zurück zum Schlafzelt in der vagen Hoffnung, dass niemand der anderen sie in diesem schmutzstarrendem Aufzug zu sehen bekam. Dass sie dennoch jemand aus einem der Nachbarzelte heraus beobachtete, entging ihnen. So schnell wie möglich duschten die Jungs und stiegen in saubere Klamotten. Dennoch hatten sie den Eindruck, der Gestank sei ihnen trotz allem weiter gefolgt. Sie hatten lediglich noch fünf Minuten Zeit bis zum Beginn der nächsten Vorlesung. Sicherlich war der Frühstückstisch schon abgeräumt worden, so dass sie sich nicht mal mehr ein Brötchen würden greifen können und sie mit mehr oder weniger Magenknurren zum Unterricht erscheinen mussten. Zum Glück hatte Charly wenigstens noch ein paar Schokoriegel übrig und teilte sie großzügig mit Ben.
    „Danke dir“, sagte Ben und riss hungrig das Papier von dem klebrigen Ding. „Sag mal, ob Schlömi die anderen auch so trietzt, wenn sie Küchendienst haben? Ich glaube nämlich, dass er mich ganz besonders mies behandelt. Und dich auch, weil du mit mir zusammen Dienst schieben musst.“
    „Das glaube ich auch. Gestern hatten Flaad und Elmar Dienst. Die haben mir in der Mittagspause erzählt, dass sich Schlömi wie ein sadistisches Arschloch benommen hat und sie dreimal hintereinander das komplette Besteck polieren mussten. Aber die Show, die er heute abgezogen hat, war ungleich heftiger.“
    „Aber warum ich? Er kennt mich doch gar nicht. Nur, weil ich von der Erde komme? Dann müsste er dich schließlich genauso hassen wie mich, oder?“
    „Woher ich komme, weiß er wohl nicht. Mich behandelt er nur wie Dreck, weil wir zusammen eingeteilt sind. Aber das mit deiner Herkunft scheint ihm ein Dorn im Auge zu sein. Zwar kann er keinen der Auserwählten leiden, aber dich hat er ja wohl ganz besonders gefressen.

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