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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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Meister Athrawon und massierte sich die Schläfen. „Aber es war knapp, das könnt ihr mir glauben.“
    „Aber wie ist das möglich gewesen?“, hakte Otto nach, der sich soweit wieder beruhigt hatte. Zumindest, was die überraschende Attacke des Tauren anging. „Das war doch eine weibliche Schlange, die Ben da gebissen hat. Herr Schlemil hat gesagt, die beißen nicht.“
    „Da hat der gute Schlemil auch Recht. Die Hellroten sind völlig harmlos. Doch vorhin, als ich nach einem Löffel gesucht habe, habe ich auch noch etwas entdeckt. Wollt ihr des Rätsels Lösung erfahren, schaut in dem offen stehenden Schrank unter der Spüle nach.“
    Mit diesen Worten verließ der alte Mann das Zelt und ließ Otto und Rippenbiest verwirrt und alleine zurück. Die Beiden gingen gemeinsam zur Küchenzeile und entdeckten in dem von Meister Athrawon angegebenen Schrank einen Farbeimer mit verbeultem Deckel. Der Farbton auf dem Etikett war mit Hellrot angegeben.
     
    Ben wachte auf. Er konnte sich undeutlich an wirre Träume erinnern: Um Schlangen in allen Farben des Regenbogens war es da gegangen; ein übelriechender Gorilla hatte ihn durch die Gegend getragen, und ein alter Mann mit buschigen Augenbrauen hatte ihn mit Hühnerbrühe oder etwas Ähnlichem gefüttert. Und zwischen all diesen Traumfetzen war ein unfassbar starker Schmerz, ausgehend von seinem linken Unterschenkel, in seinem Gedächtnis eingebrannt. Was von den ganzen Erinnerungen dem Fieberwahn zuzuschreiben war und was der Wirklichkeit entsprach, konnte Ben nicht genau sagen; nur eines war sicher: Der Schmerz war definitiv echt gewesen. Doch nun war er schließlich wie weggeblasen. Blinzelnd schaute er sich um und erkannte, dass er sich – wie sollte es auch anders sein – wieder einmal in einem Zelt befand. Und offensichtlich handelte es sich um Meister Athrawons Zelt. Denn ebendieser kahlköpfige Gelehrte saß, den Rücken Ben zugewandt, auf einem schlichten Hocker und betrachtete durch eine altertümliche Lupe eine Handvoll bunter Steine, die auf dem kleinen Schreibtisch vor dem Meister in Reih und Glied lagen. Eine Weile beobachtete Ben seinen Lehrer, bis er sicher war, dass es sich beim Anblick des großen Mannes im karierten Hemd nicht um eine weitere Gestalt aus einem Fiebertraum handelte. Offenbar hatte der Alte noch nicht bemerkt, dass sein junger Gast erwacht war, denn er sah erst von seinem konzentrierten Tun auf, als Ben seine krächzende Stimme wiederfand.
    „Meister Athrawon?“, fragte er unnötigerweise.
    Der Angesprochene drehte sich zu Ben um und strahlte. „Ah, wunderbar, der junge Mann weilt wieder unter den Lebenden. Dann scheint die Behandlung ja tatsächlich die Richtige gewesen zu sein.“ Die Lupe fiel unbeachtet zu Boden und zersprang in tausend Scherben.
    „Schade“, meinte Meister Athrawon lapidar, was seiner Freude über die Genesung seines Schülers jedoch keinen Abbruch zu tun schien. „Aber die Hauptsache ist doch wohl, du bist endlich wieder bei uns, will ich meinen.“
    „Verzeiht, Meister. Ich wollte Euch nicht stören. Bei was auch immer...“
    „Ach das? Nun, das ist mein liebstes Hobby auf der Welt. Mein Steckenpferd sozusagen. Ich habe nämlich eine Schwäche für edle Steine, weißt du?“
    Der alte Mann nahm die Steine vom Schreibtisch. „Möchtest du ein paar von meinen Favoriten sehen?“
    Ben hatte nie in seinem Leben Edelsteine zu Gesicht bekommen und war durchaus interessiert. Zudem schien sich Meister Athrawon auf die Zurschaustellung seiner Kostbarkeiten zu freuen wie ein Kind auf den Weihnachtsmann, also nickte er eifrig. Auf Athrawons vorgestreckter Handfläche entdeckte Ben fünf offensichtlich ungeschliffene Steine. Sogleich fing der Lehrer an zu erklären, worum genau es sich handelte.
    „Es sind nicht unbedingt die wertvollsten Stücke meiner Sammlung, aber sie schmeicheln meinen alten Augen am meisten. Der kleine Schwarze hier mit den grauen Flecken ist ein Obsidian, der Dunkelblaue, der ausschaut, als sei er von Nebeln umwoben, ist ein Amethyst, und den kantigen Roten nennt man Rubin. Dann hätte ich noch einen Türkis, der aussieht wie ein hellblauer Zahn. Mein Favorit ist der längliche Königsblaue hier; der trägt der lustigen Namen Lapislazuli. Wie gesagt, es sind zwar keine kostbaren Diamanten, aber schön sind sie allemal, findest du nicht?“
    „Und wie“, bejahte Ben ehrlich. „Wo findet man so tolle Steine?“
    „Oh, dafür muss man sich tief durch das Gestein des Nichts

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