Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
aus eigener Tasche zu entlohnen. Habe ich dir eigentlich schon einmal von meinem kleinen Schmuckladen erzählt, Ben?“
„Nein, Meister. Ich dachte, es wäre nur ein Hobby. Ihr handelt also auch mit Edelsteinen?“
„Richtig, junger Freund. Neben meiner Schwäche für Marzipan habe ich einen Narren an edlen Steinen jedweder Art gefressen. Ich stöbere sie überall im Nichts auf, lasse sie in meiner Werkstatt zu Schmuck verarbeiten und verkaufe sie mit bescheidenem Gewinn an meine Kunden weiter, wenn ich denn Glück habe. Nur von meinen Lieblingsstücken, die du ja bereits kennst, würde ich mich nie trennen. Aber da stehe ich hier dumm in der Gegend herum und langweile dich schon wieder mit meinen uninteressanten Spielzeugen und habe ganz vergessen, dass du dich ja gerade quasi von deinem Totenbett erhoben hast. Verzeih mir meine Selbstverliebtheit bitte, Ben.“
„Aber nicht doch, Meister Athrawon. Ich finde Euer Hobby sehr interessant.“
„Charmanter Lügner“, entgegnete Athrawon schmunzelnd. „Aber nun trink noch einen Schluck Cola, iss dein Marzipan auf und dann hinaus in die Sonne mit dir. Du hast lange genug im Zelt gelegen. Ich denke, dass dich deine Kameraden draußen schon erwarten.“
Mit diesen Worten ließ der Lehrer den Jungen auf der Pritsche sitzend allein im improvisierten Krankenzelt zurück und ging augenzwinkernd von dannen. Ben nahm noch einen Schluck der Cola, stopfte sich den Rest der Süßigkeit in den Mund und dachte bei sich, dass ihm der greise Lehrer seine Lieblingssteine wohl nur gezeigt hatte, um ihn von seinem schlimmen Erlebnis abzulenken. Und genau das war Meister Athrawon auch gelungen, denn der Schmerz und die Angst, die Ben in den letzten Tagen verspürt hatte, waren nur noch eine vage Erinnerung. Die Sonne lockte außerdem; wer wollte da noch ans Sterben denken?
Tatsächlich wurde er draußen von etlichen Mitstreitern erwartet. Der hünenhafte Taure zerquetschte ihn beinahe im Rahmen seiner freudigen Umarmung. Und während er sich noch die schmerzenden Rippen rieb, hielt ihm Otto eine seiner zahlreichen Fangarme entgegen. Ohne zu zögern ergriff Ben das noppenbewehrte Ding und schüttelte es wie bei einem feierlichen Handschlag.
„Du hast mir wohl das Leben gerettet“, sagte Ben und schenkte dem Festlandkalmaren ein breites Grinsen.
„Naja, eigentlich waren es eher dieser hirntote Stier da und unser guter Meister Athrawon“, antwortete Otto und nahm nun auch noch einen zweiten Fangarm zum Händeschütteln hinzu. „Rippenbiest hat mich so erschreckt, dass ich meine Tinte freigesetzt habe und der Meister hat sie auf deine Wunde geschmiert.“
Bei diesen Worten grinste der Taure breit. „Im Erschrecken bin ich Klassenbester“, polterte er.
„Aber woher wusste Meister Athrawon, dass deine Tinte mich heilen konnte?“, wollte Ben erfahren und wurde bei dieser Gelegenheit endlich aus den Fangarmen des Kalmaren entlassen.
„Das hat er mir inzwischen erklärt“, sagte Otto stolz. „Unser stellvertretender Leiter ist nicht nur ein Lehrer, sondern auch ein begnadeter Forscher. So hat er sich jahrelang mit Giften und Gegengiften beschäftigt. Und mehr als einmal hat sich bei seinen Experimenten schließlich herausgestellt, dass sich die Gifte von absolut gegensätzlichen Wesen in ihrer Wirkung gegenseitig aufheben. Wusstest du zum Beispiel, dass Adlerblut eine Substanz enthält, die die Wirkung eines Höhlenskorpionsbisses neutralisiert? Also ein Wesen der Lüfte und ein Skorpion aus den Tiefen der Erde. Was lag da näher, als beim Biss durch einen Wüstenbewohner das Erzeugnis eines Meereswesens als Heilmittel einzusetzen?“
„Vor allem, weil gerade nichts anderes im Angebot war“, ergänzte Rippenbiest ungerührt. „Auf so eine verquere Logik kann nur der alte Athrawon kommen. Unglaublich, aber genial!“
„Völlig egal“, meinte Ben. „Ich danke auf jeden Fall euch beiden, ihr Helden.“
„Nun langweilt den Jungen doch nicht mit eurem pseudowissenschaftlichen Geschwafel“, mischte sich nun auch der dicke Charly in das Gespräch ein. „Na, Kleiner, wie geht’s? Auferstanden von den Toten?“
„Danke, Mann“, antwortete Ben und ging ein wenig in die Knie, als sein Kamerad ihm ziemlich heftig einen Klaps auf die schmale Schulter gab. „Mir ging es nie besser, würde ich sagen.“
„Warte mal ab, bis du siehst, was du im Unterricht alles verpasst hast. Dann vergeht die deine gute Laune gleich wieder. Lisa hat dir alles
Weitere Kostenlose Bücher