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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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er, die Lehrbücher zur Seite zu legen, denn nun sollte es spannend werden: Herr Schlemil wollte seinem Amtskollegen, Herrn Dieter, in Nichts nachstehen und hatte zur Freude aller ein lebendiges Wesen zu Demonstrationszwecken mit in den Unterricht gebracht.
    „Schön, dass ihr nach all der doch recht trockenen Theorie immer noch nicht eingeschlafen seid“, scherzte er zum Einstieg in seine Tiershow. „Ihr werdet es bestimmt nicht bereuen, denn heute möchte ich euch ein seltenes Tier des Nichts persönlich vorstellen. Ich kann mir denken, dass nicht einmal alle Einheimischen die Nathair kennen. Oder weiß jemand von euch, welches Tier das ist?“
    Zögernd erhob der kleine Elmar die Hand, was ihm einen missbilligenden Blick der neben ihm sitzenden Ellen eintrug, woraufhin der Junge noch ein wenig kleiner zu werden schien. Dennoch wagte er es, dem Gelehrten eine Antwort zu geben.
    „Ich glaube, das ist eine Schlange, Herr Schlemil. Mein Großvater hat mal eine Ausgestopfte im Museum gesehen, hat er erzählt.“
    „Sei nicht so ein elender Streber“, wisperte ihm die Tekman zu. Sofort drohte der junge Auserwählte in Tränen auszubrechen, wovon der Gelehrte jedoch nichts mitbekam.
    „Sehr gut, junger Freund. Bei den Nathair handelt es sich in der Tat um Schlangen. Und zwar ganz besondere, müsst ihr wissen. Es gibt sie in hellrot und dunkelblau, wobei die Dunkelblauen die Männchen und die Roten die Weibchen sind. Beide sind rund eineinhalb Meter lang und bewegen sich, obgleich sie nach Schlangenart über keinerlei Gliedmaßen verfügen, aufrecht durch ihr langes Leben. Sie schlängeln nur das hintere Viertel ihres Körpers über den Boden und richten den Vorderteil auf, wobei sie manchmal beinahe die Größe eines halbwüchsigen Menschen erreichen. Die Nathair leben weit weg im Westen des Nichts in der Nähe der großen Mauer. Sie halten sich am liebsten in alten, längst verlassenen Tempeln und natürlich entstandenen, bislang unerforschten Höhlensystemen auf. Dort genießen sie inmitten einer wüstenartigen Umgebung die kühlen Schatten. Während die Nathairdamen sich um das Ausbrüten der Eier kümmern, machen sich die werdenden Väter in den kurzen Nächten auf die Jagd auf alles, was sich in den Höhlen, Tempeln und Einöden herumtreibt. Dabei machen sie auch vor deutlich größeren Beutetieren nicht Halt. Etliche der abgenagten, teilweise gigantischen Skelette in dieser Gegend gehen auf das Konto der Nathair. Und obgleich die Weibchen sehr zurückhaltende und harmlose Geschöpfe sind, die nicht einmal über Giftzähne verfügen, gehen die äußerst aggressiven Herren der Schöpfung bei ihrer Jagd absolut rücksichts- und gnadenlos vor. Zuerst wird das Opfer mittels eines Giftbisses ins Jenseits befördert, und dann wird der Kadaver in Windeseile abgenagt. Lasst euch gesagt sein, das Gift der Nathair ist absolut tödlich. Zwar wirkt es erst nach rund fünfzehn Minuten endgültig, abhängig von der Größe des bemitleidenswerten Opfers, doch sogleich nach dem Biss der Schlange setzen Hitzeattacken, starker Schmerz im ganzen Körper und Atemnot ein. Schließlich hört das Herz auf zu schlagen und die Nathair erledigen den Rest. Es ist in der Fachliteratur meines Wissens von keinem einzigen Fall die Rede, in dem ein Gebissener die Wirkung des Giftes überlebt hätte.“
    „Und sowas Gefährliches haben sie uns mitgebracht?“, fragte Jim aufgebracht. „Das Vieh frisst uns einen nach dem anderen auf!“
    „Cool“, meinte Charly nur, und Lisa rückte ein wenig näher zu ihm und blickte ängstlich zu der großen Transportkiste mit den Luftlöchern, die Herr Schlemil vorhin durch Schlömi in der Nähe des Versammlungstischs hatte abstellen lassen.
    Bevor die Auserwählten das Zelt zu verlassen drohten, hob der Gelehrte beschwichtigend die Arme.
    „Aber nicht doch, Jungs und Mädchen. Selbstverständlich habe ich ein orangerotes Weibchen mitgebracht, um es euch vorzuführen. Keine Sorge, es wird euch nichts tun. Es ist sogar ein sehr umgängliches Tier.“
    Während Charly mit einem Mal ein wenig enttäuscht wirkte und seine Mitstreiter sich allmählich beruhigten, öffnete der Pozza die große graue Hundebox und ließ die hellrote Schlange hinauskriechen. Kaum hatte das Tier vom Umfang eines Feuerwehrschlauchs die enge Kiste verlassen, erhob sie sich auf ihr Hinterteil und bewegte sich zischend in Richtung des Tischs. Sogleich machte Jam ein paar Schritte rückwärts, und auch Ellen Tekman schien keineswegs

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