Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
es versprochen.“
„Nun, dann brauchen wir dieses Thema auch nicht weiter zu erörtern, denke ich. Die Behörden sind inzwischen informiert und ermitteln, so gut es ihnen möglich ist. Bis zur Festnahme des Angreifers werden die Auserwählten von ein paar handfesten Ogern bewacht. Das dürfte wohl reichen. Und jetzt sollten wir auch den Kollegen von der schreibenden Zunft eine Chance geben, die Kandidaten zu befragen. Und zwar alle, nicht nur Ben, würde ich vorschlagen.“
Kleinlaut zog sich Frau Kresse samt ihres ziemlich desinteressierten Kameramanns ins zweite Glied zurück.
Auch ein paar von den Zeitungsleuten stellten noch Fragen zu dem Schlangenangriff auf Ben. Doch weder dieser, noch die meisten der anderen konnten oder wollten Antworten geben, die für die Zeitung von Interesse gewesen wären. Lediglich Jam hatte eine Meinung zu dem Thema, die vom Wochenblattreporter gierig aufgenommen wurde: Nach seiner Meinung hatten rechtschaffene Nichtsbewohner die Schlangen vertauscht, um dem Schwächsten der Auserwählten dessen Grenzen aufzuzeigen. Folgerichtig habe das Ungeheuer Ben ausgewählt. Selbstverständlich wollte Jam den anderen Jungen keinesfalls tot sehen, doch hielt er es nach diesem Schuss vor den Bug für angebracht, wenn Ben nun die Koffer packen und in seine eigene Welt zurückkehren würde. Nicht, dass dieser Erdenjunge einen nennenswerte Konkurrenz für ihn darstellte. Ben und etliche andere verdrehten daraufhin die Augen, doch den Presseleuten war jede Stellungnahme recht, solange man sie nur drucken konnte. Außerdem machte sich ein Bild von dem smarten Jam auf der Titelseite immer gut. Danach ließen die Presseleute das Thema fallen. Da sich wenig Verwertbares im Rahmen der Befragung ergeben hatte, würde man halt in der jeweiligen nächsten Ausgabe beziehungsweise Fernsehübertragung auf Teufel komm raus spekulieren. Und wenn schließlich gar nichts anderes ging, würde man den Schlangentausch halt vorerst irgendwelchen Aliens mit drei Köpfen in die Schuhe schieben.
Nur ein besonders dicker und verschwitzter Fragesteller eines kleinen Käseblattes startete noch einen Versuch, ein wenig Licht ins Dunkel um den Angriff auf Ben zu bringen.
„Ben, du hast vielleicht schon mitbekommen, dass ein Killer im Zentrum umgeht. Diese Woche wurden drei offenbar mumifizierte Leichen gefunden. Es ist den Behörden bis heute nicht gelungen, die Opfer zu identifizieren. Man spricht jetzt sogar vom Mumienmacher, der im Nichts sein Unwesen treibt.“
„So einen Quatsch kann sich nur ein Käseblatt wie das deine ausdenken. Wer hat euch überhaupt eingeladen?“, unterbrach Frau Kresse den Kollegen von der schreibenden Zunft. „Die Leute, von denen du faselst, hatten sich doch wohl eher einen üblen Virus eingefangen, oder?“
„Einen Mumienvirus?“, höhnte der dicke Reporter. „Das glaubst du doch selbst nicht. Die Leute sind umgebracht worden. Was mich zu meiner Frage an Ben zurückbringt. Glaubst du, die Morde stehen im Zusammenhang mit dem Attentat auf euch Auserwählte?“
„Eigentlich nicht“, antwortete der Angesprochene. „Immerhin bin ich keine Mumie, oder?“
Die Anwesenden brachen in Gelächter aus, und das Thema wurde endgültig fallen gelassen. Im allgemeinen Lachen hörte niemand, wie Lisa sagte: „Mumien, wie meine Eltern. Das Böse ist bereits am Werk“.
Und auch keiner achtete darauf, dass Meister Athrawon eine finstere Miene aufsetzte und sich etwas notierte.
Der Rest der Fragestunde verlief mehr oder weniger ereignislos...
Nichts am Sonntag: „Welchen Lippenstift benutzt du, Ellen?“
Heut- und Morgenpost: „Schmeckt euch das Essen? Vermisst ihr eure Familien?“
Zentrum Total: „Jam, hast du schon Angebote für Werbespots?“
Krümmelsbacher Bote: „Gibt es intelligentes Leben auf der Erde?“
Erst als die allgegenwärtige Fernsehfrau über die aktuellen Punktestände der Kandidaten informiert werden wollte, hielt es Meister Athrawon erneut für angebracht, das Wort zu ergreifen.
„Die Anzahl der jeweiligen Punkte, verehrte Gundula, kennen nicht einmal die Auserwählten selbst. Sie sind ausschließlich mir bekannt und werden erst am Ende des Semesters bekannt gegeben. Dies geschieht mit der Absicht, die Spannung unter den Kandidaten aufrecht zu erhalten. Ferner wollen wir niemanden demotivieren, wenn einmal ein einzelner Wissenstest daneben gehen sollte. Denn abgerechnet wird erst zum Schluss. Und wenn nun keine weiteren weltbewegenden Fragen mehr im Raume
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