Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
herum.
„Warum bin ich nicht im Blauen Team? Am liebsten würde ich den ganzen Kram hinwerfen und nach Hause schwimmen. Wer hat schon Lust, hinter Gruppenleiterin Ellen herzudackeln? Bestimmt will Elmar Blutsbrüderschaft mit mir schließen, Flaad schweigt mich zu Tode und Jam haut mir seine Pokale und Poster um die nicht vorhandenen Ohren, bis ich ihn in Notwehr achtfach erwürge.“
„Find ich auch blöd“, sagte Ben und schaute von dem seltsamen Gedicht auf. „Aber du hast ja Meister Athrawon gehört: Diskussion zwecklos.“
„Und denk bloß nicht ans Aufgeben“, riet der Taure dem Kalmaren. „Du würdest einen prima Hüter des Gleichgewichts abgeben. Lass dir von der beschissenen Tekmann oder dem Schwätzer Jam doch nicht diese Riesenchance versauen. Außerdem: Wenn du die Brocken hinwirfst, schadest du auch Elmar und Flaad. Die kriegen dann null Punkte. Und die beiden sind doch eigentlich ganz in Ordnung.“
„Abgesehen davon, dass Elmar in die Tekman verliebt ist“, warf Charly ein.
„Jaja“, erwiderte der junge Taure altklug. „Wo die Liebe hinfällt.“
„Was schaust du dabei mich an?“, wollte Charly wissen.
„Keine Ahnung. Frag doch mal Lisa. Die wird eine Antwort parat haben.“
„Ach, halt doch den Rand.“
Die Zeltgenossen mussten lachen, und auch Otto stimmte schließlich ins Gelächter mit ein.
„Nun, was soll's? Hat halt jedes Team seinen Exoten: Die Blauen einen Ochsen und die Roten einen Tintenfisch.“
„Ich dachte, du hasst es, wenn man dich einen Tintenfisch nennt“, erinnerte ihn Ben.
„Solange ich das selbst mache, ist das schon in Ordnung. Und nun sollte ich wohl zu meinen neuen Freunden von der Roten Gruppe gehen. Die haben bestimmt schon das Gedicht auseinandergepflückt, die Streber. Und wer weiß? Vielleicht haben die Roten ja tatsächlich schon was herausgefunden.“
Ein wenig verstimmt kletterte der Kalmar aus seinem Fass, erhob einen der zahlreichen Fangarme zum Abschiedsgruß und verließ das Zelt der Jungs.
„Da ging er hin“, sagte Charly.
„Und hinterließ eine feuchte Spur auf dem Boden“, ergänzte der Taure.
„Aber Recht hat er wohl“, meinte der frischgebackene Gruppenleiter. „Wir sollten uns auch mal mit unserem Gedicht auseinandersetzen. Ich hab's jetzt dreimal durchgelesen und noch kein Wort davon kapiert. Wie soll uns das denn auf unserem Ausflug durch Nichts weiterhelfen?“
„Vielleicht sollten wir später unsere Mädels danach fragen“, schlug der Taure vor. „Ich denke, die haben da mehr Ahnung von als wir. Ich kann mit der verqueren Poesie nämlich gar nichts anfangen.“
„Recht hast du“, beendete Charly fürs Erste das unliebsame Thema. „Lasst uns erst mal zum Abendessen gehen. Voller Bauch denkt auch.“
Das Abendessen fiel heute deutlich reichhaltiger aus als an den Abenden zuvor. Vermutlich hatte Meister Athrawon die Lagerkasse zu diesem Zweck geplündert, denn immerhin sollte dies ja das letzte Abendessen in dieser Art für lange Zeit sein, beinahe schon so etwas wie eine Henkersmahlzeit. Und wer wusste denn schon, wovon sich die Auserwählten auf der Reise ernähren mussten. So gab es heute Gulaschsuppe, belegte Brötchen mit allerlei Wurst und Käse, Rührei mit Schinken und ein großes Stück Schokoladentorte für jeden.
„Ach könnte doch alle Tage Sonntag sein“, schwärmte Charly.
Nach dem Essen versammelte sich das Blaue Team im Zelt von Ben und seinen Freunden. Dass Mädchen in seiner Unterkunft weilten, war Ben irgendwie peinlich, doch er sagte nichts, da sich niemand sonst daran zu stören schien. Zum Einstieg in die Besprechung, die an diesem Abend das Fußballspiel ersetzte, las Lisa für alle noch einmal besagtes Gedicht vor. Als sie schließlich am Ende angelangt war, schaute sie in reichlich fragende Gesichter.
„Also Mädels“, nahm Charly das Wort auf. „Ihr lest doch dauernd so einen Müll. Was soll uns dieses Geschmiere sagen?“
„Keinen blassen Schimmer“, nörgelte Nessy. „Hab mich noch nie für Gedichte interessiert. Ein paar Comics wären mir lieber. Wie steht's mit dir, Lisa? So ein Geschreibsel ist doch bestimmt was für dich oder?“
„Gedichte mag ich“, sagte das Mädchen leise. „Aber das hier ist wirklich verzwickt. Vielleicht sollten wir es Strophe für Strophe angehen. Meint ihr nicht auch?“
„Dann las uns mal loslegen“, schlug Ben vor. „Wiederhole bitte noch einmal die erste Strophe.“
„In Ordnung“, meinte das blasse Mädchen mit den langen
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