Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
meiner Familie zu verabschieden natürlich – für ein halbes Jahr, oder von mir aus für ein paar Stunden, diese Welt zusammen mit euch wildfremden Jungs verlassen, um in einer anderen Dimension an irgendeiner bescheuerten Auswahl teilzunehmen, an deren Ende mir ein tausendjähriger Job droht, der zwar aller Ehren wert, aber auch furchtbar dröge ist? Habe ich Sie da richtig verstanden?“
„Ja, exakt, junger Mann.“
„Ich geh nach Hause“, sagte Ben, nahm sich seinen Ball und stand auf.
Die Zwillinge standen rasch ebenfalls auf und warfen sich einander reichlich verzweifelte Blicke zu.
„Ich wusste, dass es schwer werden würde, dich zu überzeugen. Schließlich sind wir Torhüter und keine Überredungskünstler.“
„S-s-sag ihm das von dem G-g-g-g-geld“, bat Stotterbär seinem Bruder.
„Ach ja, das Geld“, erinnerte sich Fielmann an sein letztes Hintertürchen. „Die Teilnahme an diesem Auswahlverfahren wird natürlich auch bestens honoriert. Man hat uns nicht gesagt, wieviel es dabei zu verdienen gibt, aber neben Essen, Trinken und einem trockenen Schlafplatz, soll es noch einen Haufen Kohle für die Teilnehmer geben. Und zwar sicher einiges mehr als den kümmerlichen Jahreslohn eines einfachen Torhüters.“
„Sicher, Geld könnte ich schon gebrauchen. Wer denn nicht? Aber ich denke, Sie haben mir nicht zugehört. Ich kauf euch diese bescheuerte Geschichte nicht ab. Ende der Durchsage.“
Stotterbär und Fielmann schauten betroffen drein.
„Außerdem habe ich von meinen Eltern was gelernt“, fuhr Ben fort. „Lass dich nicht von fremden Männern ansprechen und geh auf keinen Fall mit ihnen mit. Versteht ihr das, oder soll ich die Polizei rufen?“
„Wir wollen dir nichts tun“, warf Fielmann ein. „Im Gegenteil. Wir machen dich zu einem Volkshelden. Einem reichen Volkshelden.“
Ben drehte sich um und ging in Richtung Straße davon. „Beweisen Sie es, wenn Sie können“, rief er den Zwillingen über die Schulter hinweg noch zu.
Die Beiden folgten im Laufschritt. „Also gut“, sagte der Schielende. „Aber bitte bleib noch einen Moment stehen, Ben. Bitte.“
Ben blieb stehen und drehte sich wieder zu den beiden Quälgeistern um. „Also gut. Letzte Chance.“
„Mal sehen, was wir dabei haben“, murmelte Fielmann. Sein Bruder und er kramten in ihren Hosentaschen und förderten diverses Zeug zu Tage: Einen zerbrochenen alten Kamm, ein Wörterbuch „Nichts/Erde – Erde/Nichts“, eine Mundharmonika und ein nicht mehr ganz taufrisches Hustenbonbon fand Stotterbär in seiner Tasche und breitete seinen Fund ziemlich stolz auf dem Rasen vor Ben aus. Fielmann kramte weitere Schätze hervor: Einen Zehndollarschein (Er wies daraufhin, dass die Währung im Nichts leider dieselbe wie
in Bens Welt sei und somit als Beweis für eine andere Dimension nichts taugte), ein gebrauchtes Kaugummi, einen Schlüssel, eine Konservendose mit Kabeljau in Tomatensauce und einen Apfel. Ben schaute gar nicht so genau hin, denn er war sich sicher, dass die beiden angeblichen Hüter logen, dass sich die Balken biegen.
„W-w-wie wär's denn mit m-m-m-meinem Wörterbuch?“, fragte Stotterbär nach Durchsicht der Schätze auf dem Rasen. „Sowas gibt’s in d-d-d-deiner Welt ganz s-s-s-sicher nicht, oder?“
Ben nahm das kleine gelbe Buch zur Hand, schaute kurz auf den Umschlag und reichte es Stotterbär gelangweilt zurück. „Scheint aus dem Scherzartikelladen zu sein.“
Fielmann und Stotterbär waren kurz davor aufzugeben, als Bens Blick auf den Apfel am Boden fiel. Eigentlich hätte dieser so grün wie das Gras oder zumindest rot sein müssen. Aber beides war er nicht. Ben nahm die Frucht in die Hand und drehte sie im Sonnenlicht von links nach rechts. Kein Zweifel, das Obst war blau. Dunkelblau sogar. Dennoch schien es sich tatsächlich um einen Apfel zu handeln und nicht um einen billigen Scherzartikel aus Plastik.
„Was soll das den bitteschön sein?“, fragte er die Torhüter.
„Ein Apfel, was sonst?“, antwortete Fielmann, als sei ein dunkelblauer Apfel das Normalste von der Welt.
„Ein blauer Apfel?“, hakte Ben nach.
„Klar doch. Das ist einer aus dem Süden bei den Bunten Bergen“, erwiderte Fielmann, nahm die Frucht aus Bens Hand, biss in den Apfel hinein und kaute eifrig. „Gibt's dort in allen Farben und Geschmacksnoten. Noch nie gesehen? Dann probier doch mal.“
Er reichte den seltsamen Apfel an Ben zurück. Dieser drehte das Obst erneut und stellte
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