Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
fest, dass das Innere des Apfels hellblau war. Schließlich nahm er all seinen Mut zusammen und biss hinein. Ganz sicher hatte er erwartet, der Apfel schmecke nach Apfel, aber dem war nicht so. Leicht angewidert verzog er das Gesicht und spuckte den Mundvoll Obst aus. Die blaue Masse verteilte sich unschön auf dem grünen Rasen.
„Bäh, schmeckt nach Ketchup!“, maulte er.
Fielmann fiel aus allen Wolken. „Wonach soll der denn wohl sonst schmecken? Nach Rindfleisch? Alle blauen Äpfel aus dem Südland schmecken nach Ketchup. Nach Rindfleisch schmecken nur die schwarzen.“
„Ich kenne nur grüne und rote Äpfel“, sagte Ben und spukte zur Sicherheit noch einmal auf den Rasen. „Und die schmecken jederzeit nach Apfel.“
„W-w-w-wie langweilig“, merkte Stotterbär an.
„Naja, mit der Botanik in deiner Dimension kennen wir uns leider nicht aus“, meinte Fielmann bedauernd. „Schließlich erklärt uns ja nie einer was. Wie sind ja nur Torhüter.“
„Ich weiß, ich weiß“, erwiderte Ben. „Wisst ihr was? Ich bin beinahe geneigt, euch zu glauben. Einen blauen Apfel mit Tomatengeschmack stellt kein Scherzartikelladen der Welt her.“
„Kommt ganz auf die Welt an“, sagte Fielmann augenzwinkernd. „Soll das etwa heißen, du kommst tatsächlich mit uns?“
„Und ich kann jederzeit zurück nach Hause, wenn ich will?“
„Selbstverständlich. Jederzeit.“
„Und hier vergehen während dessen nur ein paar Stunden?“
„Schlimmstenfalls zehn, würde ich sagen.“
„Und ich muss sofort mit euch gehen, ohne mich von meiner Familie zu verabschieden?“, fragte Ben und musste unerklärlicherweise an das Ritterburgspiel mit Birgit denken.
„So ist es“, antwortete Fielmann. „Niemand hier außer dir darf von unserer Dimension erfahren. So ist es Gesetz bei uns im Nichts. Außerdem brauchst du dich wegen ein paar Stunden Abwesenheit nicht großartig zu verabschieden. Du siehst deine Leute ja bald wieder. Zumindest bald in ihrem Sinne. Für dich dauert es halt etwas länger, wenn du weißt, was ich meine.“
„Ja, das habe ich inzwischen in etwa verstanden, auch wenn ich es kaum glauben kann.“
Ben überlegte. Er dachte an die angeblich so großzügige Bezahlung, die man ihm in Aussicht gestellt hatte. Und er dachte an seinen arbeitslosen Vater, die ewig leere Haushaltskasse seiner Mutter und an die nicht enden wollenden Demütigungen in der Schule wegen seiner alten Klamotten. So vieles ging ihm gerade durch den Kopf, dass er kaum bemerkte, wie er einen unschuldigen Grashalm nach dem anderen ausrupfte und anschließend davonschnippte.
„N-n-n-na, willst du G-g-g-gärtner werden, Ben? D-d-d-dann solltest du dir einen Ra-ra-ra-rasenmäher besorgen, meinst du n-n-n-nicht?“
Ben blickte erstaunt auf seine geschlossene Faust, entdeckte darin ein Knäuel Grashalme und ließ sie zu Boden fallen.
„Sorry, Leute! Vergesst was ich eben gesagt habe. Ich kann und will eure blöde Geschichte einfach nicht glauben. Außerdem hab ich hier doch alles, was ich mit wünsche und daher überhaupt keine Lust, woanders hinzugehen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich euch beide nicht kenne und ihr werweißwas sein könntet: Kinderschänder, Psychopathen, Entführer oder Sektenheinis. So was kann man jeden Tag in der Zeitung lesen. Wenn ich jetzt mit euch gehe, ohne wen einzuweihen, lande ich bald auf diversen Milchtüten unter dem Motto Wer hat diesen Jungen gesehen?, während ihr mir in irgendeinem Hinterhof die Nieren ohne Narkose entnehmt.“
„Nana“, schmollte Fielmann. „Sehen wir etwa aus wie Kinderschänder?“
„O-o-o-o-oder Chirurgen?“
„Eigentlich ja.“
„D-d-d-d-das ist ber nicht n-n-n-nett“, beschwerte sich Stotterbär.
„Erzählt das eurer Oma!“, schimpfte Ben, grapschte nach seinem Ball und ging. Zwar klang das Angebot der Zwillinge mehr als verlockend und schmeckte nach Reichtum, Ruhm und Abenteuer, aber das konnte alles doch einfach nicht wahr sein. Sofern es sich nicht um die Versteckte Kamera handelte, waren hier ganz eindeutig Spinner oder Kriminelle am Werk. Und mit beiden wollte er nichts zu tun haben. Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren verließ er den Sportplatz und ging schnurstracks hinüber zu Schmelzers Gastwirtschaft. Der Rest seines Taschengeldes sollte doch wohl noch für eine Cola reichen, oder?
„S-s-s-s-so ein M-m-m-m-mist!“, sagte Stotterbär zu seinem Bruder, als sie Ben enttäuscht nachschauten.
„Aber so leicht geben wir doch nicht auf“,
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