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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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augenblicklichen Gastgebern. So viel, und doch so wenig. Denn der Weg sollte noch um ein Vielfaches länger und beschwerlicher werden. Ben ahnte das irgendwie schon. Und ihn beschlich das unbestimmte Gefühl, dass Eile geboten sein würde, wollte man den Unsterblichen noch vor Ablauf der Prüfungsfrist erreichen. Von der Bedrohung durch das ominöse Böse ganz zu schweigen.
    „Und deswegen müssen wir uns so schnell wie möglich auf den Weg zum Meer machen. So gerne wir auch hier sind. Morgen früh werden wir wohl aufbrechen, wenn meine Begleiter einverstanden sind, und wenn ihr uns noch für eine weitere Nacht beherbergen wollt.“
    Harrys Gesichtsausdruck betrübte sich.
    „Gerne könnt ihr weiterhin unsere verehrten Gäste bleiben. Aber abreisen könnt ihr nicht.“
    Das saß. Die Freunde trauten ihren Ohren nicht recht. Sollten sie hier etwa gegen ihren Willen festgehalten werden? Ben wurde blass um die Nase. Rippenbiest dagegen ärgerte sich, dass er seine Axt in der Hütte zurückgelassen hatte.
    „Wie meinst du das?“, wollte der Junge wissen. „Wir sind in Eile, und so gerne wir hier bleiben würden, es geht nicht!“
    Aber Harry schüttelte traurig den Kopf. „Eile nutzt euch jetzt nichts. Es liegt weder in eurer noch in unserer Macht. Es ist der Winter. Er steht kurz bevor. Zu kurz! Ihr würdet es nicht schaffen bis zum Meer. So nah es auch erscheinen mag. Der Winter hier ist mörderisch. Ihr hättet da draußen keine Chance zu überleben.“
    Da war es wieder. Das Wort Winter. Ben hatte ohnehin danach fragen wollen. Jeremias hatte ihm ja bereits davon erzählt. Und dass sein Bruder damals im eisigen Winter umgekommen war. Nur hatte Ben das ganze irgendwie verdrängt. Bis jetzt.
    „Bist du dir sicher? Es ist sehr warm heute. Gerade gestern erst haben wir gesehen, wie die ersten Wildgansküken aus ihren Eiern geschlüpft sind. Es ist unmöglich, dass der Winter bereits naht. Und selbst wenn, wir brauchen schätzungsweise nur ein paar Tage, um das Meer zu erreichen. Auch wenn die Tage hier natürlich lang sind.“
    „Junger Freund, Ihr könnt es niemals schaffen, vor dem Winter über die Berge bis zum Meer zu kommen. Ich lebe schon so lange hier. Zuvor bin ich oft gewandert. Und ich weiß, dass der grausame Winter noch längstens drei Sonnenaufgänge warten wird, bevor er uns wieder heimsucht. Das Flusswasser wird schon kühler. Die Luft ebenfalls, wenn auch beinahe unmerklich. Ich kenne die Zeichen. Wenn ihr jetzt geht, habt ihr verloren. So leid es mir für euch tut. Ihr müsst die Kälte hier abwarten, wenn ihr überleben wollt. Denn was nutzt es eurem Auswahlverfahren, wenn ihr tot seid?“
    Der alte Mann hatte sicher Recht. Das wusste auch Ben tief in seinem Inneren. Wer außer Harry sollte wohl besser wissen, was hier passieren würde? Dennoch wollte er die Tatsache nicht ohne Weiteres wahrhaben.
    „Aber was ist mit den Küken, von denen ich dir erzählt habe? Auch sie müssen sterben, nachdem sie nur wenige Tage die Sonne genießen durften!“
    „Es scheint nur so, junger Freund. Aber die Tiere, die gestern noch Küken waren, sind längst erwachsen und in Gegenden geflogen, die für uns unerreichbar sind und wo es niemals kalt wird. Für die Gänse läuft die Zeit anders. Wie eigentlich für jedes Wesen hier im Nichts. Die Zeit verhält sich für jedes Lebewesen so, wie es sie benötigt. Für eine Wildgans dauert ein Sonnentag ein ganzes Jahr in Menschenzeit. Aber das ist die Gänsezeit in dieser Welt. Du siehst, alles sieht auf den ersten Blick aus, wie das Chaos, doch hat auch alles seinen Sinn und Zweck. Glaub mir. Und für uns Menschen ist nun die Zeit gekommen, in der wir uns vor der Kälte schützen müssen. Morgen beginnen wir mit den Vorbereitungen. Wir können nichts anderes tun, denn die Kälte kommt rasch!“
    „Das ist wahr!“,  bestätigte Pierre, der alte Tranjan. „Ich fühle es. Kann mich nicht mehr so gut bewegen. Der Winter ist eine verdammt harte Zeit für unsere Art!“
    Das stimmte. Die Gäste der Tranjans sollten nur wenige Nichtstage später die Bestätigung dafür erfahren. Harry sagte es, die Tranjans wussten es, schließlich musste auch Ben das Unvermeidliche akzeptieren: Die Reise war hier und jetzt zu unterbrechen. Die Einheimischen wussten schließlich, wovon sie redeten. Wenn nicht soviel auf dem Spiel gestanden hätte, wären Ben und seine Freunde gerne länger hier geblieben. Aber so – gezwungenermaßen – wollte das Ganze Ben gar nicht so recht

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