Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
leuchtendviolettem Schuppenkleid.
Und schon waren die Abenteurer, wie dereinst vom alten Kasathen vorausgesagt, von Tausenden Fischen belagert. Die ja angeblich stumm, naja wie ein Fisch sein sollten. Und doch sprachen sie alle lautstark durcheinander. Im Meer der sprechenden Fische. Tatsächlich, sie alle unterschieden sich voneinander. Und jeder behauptete lautstark, der einzige zu sein, der den Weg über das Meer kannte. Diese Fische waren nicht zu vergleichen mit denen, die Charly und Ben aus ihrer eigenen Welt (gegebenenfalls aus der Tiefkühltruhe im Supermarkt) kannten. Nicht nur, dass sie alle tausend Farben des Regenbogens repräsentierten - einige waren sogar gepunktet, gestreift oder kariert - sie hatten auch ganz andere Formen und Gestalten. Manche ähnelten einem Aal, andere dem dicken Heilbutt. Massige Kugelfische waren darunter, so wie der, den die Seefahrer zuerst kennengelernt hatten. Andere schienen so etwas Ähnliches wie Haie zu sein, besaßen aber mehr Flossen als ein Tausendfüßler Beine. Ein seitlich abgeflachter Fisch schien Gemälde, wie von Picassos Meisterhand gemalt, auf seinen Seiten zu präsentieren. Ein anderer Purpurroter wies Stacheln auf wie ein Igel. Und obwohl dies hier ganz eindeutig ein Süßwassermeer war, hätte Ben schwören können, dass etliche von den Schwimmtieren eher in salzige Gewässer gehörten. Aber den Glauben an die Naturgesetze, die auf der guten alten Erde galten, hatte er hier im Nichts ohnehin schon lange verloren. Vielleicht gab es etwas Vergleichbares hier ja gar nicht. Und wieder musst du dich entscheiden - aber für wen? Alle behaupteten, den einzig wahren Weg zu kennen. Aber nur einer kannte ihn wohl wirklich, hatte zumindest der Dunkelbraune behauptet.
„Glaubt mir!“, bettelte gerade eben eine schrille, gelbgescheckte Scholle. „Ich bin die einzig wirkliche Kennerin des Weges. Hört nicht auf die anderen. Das sind doch alles Blindfische.“
Sofort überstimmten sie die anderen und prahlten mit ihrer angeblich unübertroffenen Ortskenntnis. Ein besonders großer Bursche in Zitronengelb behauptete gar, er könnte sie alle zusammen in sein Maul aufnehmen und bis ans andere Ufer chauffieren. Das Stimmengewirr war schließlich schlimmer zu ertragen, als das Gezeter von Schlömi dem Koch. Wie war es doch schön gewesen, nur endloses blaues Meer und die gute alte Sonne am Himmel um sich herum zu haben. Und keinen einzigen Fisch. Obwohl - so einen kleinen davon hätte die Kuhkatze jetzt ganz gerne. Zum Abendessen. Schließlich war Charly das ganze nervige Fischgeplapper leid, und er fuhr aus der Haut.
„So, ihr Schuppenheinis, jetzt haltet ihr aber alle mal das Maul, sonst hol ich die Bratpfanne aus dem Rucksack. Dann gibt's heute Abend Fischstäbchen und Filet. Ende der Durchsage!“
Und diese Durchsage verfehlte ihre Wirkung nicht. In Sekundenschnelle herrschte absolute Ruhe im Wasser. Bis auf das Rauschen des Meeres und das Knurren in Kukas Bauch.
Nessy war beeindruckt. „Nicht schlecht, Dicker. Solltest Pauker werden.“
„Lieber nicht, ich bin schon als Schüler nicht allzu erfolgreich.“
„Endlich Ruhe. Danke, Charly“, meinte Ben erleichtert nach all dem Gequatsche. „Ich konnte mich selbst nicht mal mehr denken hören. Jetzt lasst uns überlegen, welchem von den Plappermäulern wir Glauben schenken sollen. Wir müssen uns aber beeilen. Bald ist es dunkel, und wir werden keine Farben mehr unterscheiden können. Was meinst ihr? Schon eine Idee?“
„Wir sollten erst mal einen besonders Fetten aussuchen, den wir grillen können“, schlug der Taure vor. „Ich könnte einen für uns fangen. Sind ja genug davon da.“
„Später vielleicht“, entgegnete sein Gruppenleiter und schmunzelte. „Nicht, dass du zufällig noch den einzigen Fisch erwischst, der uns wirklich helfen könnte.“
„Schade.“
„Sag noch mal das Sprüchlein auf, das uns der Kasathengrufti mitgegeben hat“, bat Nessy.
„Warte! Ah, da ist es: Ob er dich richtig führen kann, kommt auf das Verhältnis an. Könnt ihr damit was anfangen? Was für ein Verhältnis kann er gemeint haben?“
„Keinen Schimmer“, schimpfte das Mädchen. „Warum muss eigentlich jeder Idiot, der uns über den Weg läuft, in Rätseln quasseln? Ich hasse das!“
„Lamentieren bringt uns nicht weiter. Zählen wir doch mal alle Arten von Verhältnissen auf, die uns so durch den Kopf gehen.“
„In Ordnung“, eröffnete Charly die verbale Schnitzeljagd. „Lasst mich doch
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