Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Beschriftung. Die Zwillinge führten Ben an der ersten der drei Türen vorbei.
„Hier sind nur die Putzmittel drin“, sagte Fielmann. „Staubsauger, Eimer, Essigreiniger und so ein Zeug. Glaub nicht, dass dich das großartig interessiert.“
„Nicht wirklich“, antwortete Ben lapidar.
An der nächsten Tür gingen sie ebenfalls vorbei ohne anzuhalten.
„Hier ist das Büro von unserem geschätzten Vorgesetzten“, erklärte der schielende Zwilling. „Den lernst du gleich noch kennen.“
Endlich hielten sie vor der dritten und letzten Tür an. Stotterbär öffnete sie und ließ die anderen hineingehen.
„Und d-d-d-das hier wäre also unser B-b-büro“, sagte Stotterbär und folgte seinen Begleitern in die kleine Amtsstube. Und die hatte nicht viel zu bieten: Auf der Fläche einer mittelgroßen Besenkammer waren zwei billige Schreibtische aus Buchenholz gequetscht worden. Darauf sah Ben neben dem zu erwartenden Allerweltsbüromaterial jeweils zwei blaue Plastikbehälter, fein säuberlich beschriftet mit Eingangspost und Ausgangspost. In den ersteren beiden stapelten sich Papiere und Schriftstücke in allen Formen und Farben bis beinahe zur niedrigen Zimmerdecke hinauf. In den jeweils anderen tummelten sich, ähnlich wie im kurz zuvor besuchten Heizungsraum, nur ein paar gelangweilte Spinnen.
„Hübsch habt ihr's hier“, meinte Ben und konnte ein Lachen nur mit Mühe und Not unterdrücken.
„N-n-nicht wahr?“, bestätigte Stotterbär offensichtlich allen Ernstes. „Unsere B-b-büros auf der anderen S-s-s-seite sind sogar noch ein bisschen sch-sch-sch-sch-sch-sch-sch...“
„Schöner, wollte mein Bruder sagen.“
„D-d-d-danke, Fielmann.“
„Glaub ich euch aufs Wort“, sagte Ben und schaute sich weiter um. Viel anders sah es nach seiner Vorstellung in den normalen Büros seiner Welt auch nicht aus. Allerdings fehlten hier die Computermonitore auf den Schreibtischen. Stattdessen sah er zwei wuchtige alte Schreibmaschinen mit der Aufschrift Siemag Meisterin Mod. 1954.
„Tun's die denn noch?“, wollte er wissen.
„Klar, Ben. Auch wenn die Farbbänder mal wieder gewechselt werden müssten. Aber die meisten Formulare füllen wir ohnehin per Hand aus. Stimmt doch, Stotterbär?“
„Ja ja“, meinte dieser geistesabwesend. Er kramte in diversen Schubladen und Rollcontainern, fand aber offensichtlich nicht das Gewünschte. Am Ende seiner Suche hielt er nur einen sehr kurzen Bleistift und eine verbogene Büroklammer in Händen. „Sch-sch-sch-scheiße, hier sind auch keine Zigaretten m-m-m-mehr!“
Auch Fielmann schaute ein wenig geknickt drein. „Sieh nur, wieviel Arbeit wir hier jeden Tag haben“, sagte er zu Ben, um das Thema zu wechseln, und deutete auf die Posteingangskörbe.
Ben griff sich mäßig interessiert ein paar Dokumente aus einem der hoch vollen Plastikkörbe. Ein vergilbter Antrag auf Erteilung einer Erlaubnis der Einreise vom Nichts auf die Erde von 1962 lag obenauf, versehen mit einem erstaunlich frischen Stempelaufdruck Antragsteller zwischenzeitlich verstorben.
Fielmann hatte die Aktion mitbekommen, wurde ziemlich rot im Gesicht und antwortete: „Oh, ja, also, das wollte ich gleich Morgen abheften. Ganz bestimmt sogar.“
„Ja, klar doch“, sagte Ben und musste diesmal wirklich lachen.
Vorsichtig stimmte Fielmann in das Lachen mit ein. Die weitere Durchsicht der Papiere ergab ähnliche Ergebnisse: Ein Vordruck 42.20/94H, von dem wohl nicht einmal die Zwillinge wussten, wofür der gut war; ein handgeschriebener Brief einer älteren Dame aus der anderen Dimension, die wissen wollte, ob ihr Fluffi (womöglich ihr Hund) vielleicht in Richtung Erde entlaufen sei und zu guter letzt ein Werbezettel der FIDSLP, die, wie sich herausstellte, die im Nichts ansässige Faul-In-Der-Sonne-Liegen-Partei war, welche doch untertänigst darum bat, bei der nächsten Wahl des Regierenden ihrem Kandidaten Schlomo Müller die Stimme zu geben. Das Foto auf dem Zettel zeigte offensichtlich jenen Schlomo Müller in einem todähnlichen Zustand in einer Hängematte versunken. Immerhin war diese bunte Reklame noch deutlich jüngeren Datums, wie der Eingangsstempel bewies. Ben hatte genug gesehen und legte alles wieder ziemlich amüsiert an Ort und Stelle zurück.
„Sag aber nichts unserem Chef davon, dass wir mit unserer Arbeit minimal zurückhinken“, bat Fielmann. „War halt ziemlich stressig in letzter Zeit hier unten.“ Dumm nur, dass in genau diesem Augenblick
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