Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
nicht? Macht einen Dollar fünfzig!“
„Ja, klar, gnädiges Fräulein. Aber sagen Sie, wie kommen ihre Lieferanten von einer Dimension in die andere? Noch dazu mit einem Laster? Wo gibt es so einen großen Durchgang?“
„Hach, was sind Sie ein komischer, penetranter Schnösel! Meinen Sie, wir verraten jedem Idioten, wo unser Geschäftsdurchgang ist? Damit die Konkurrenz nachziehen kann? Sie spinnen ja. Kein Wort sag ich. Und überhaupt, was fällt Ihnen ein, mich mit Fräulein anzureden, Sie Wicht?“
„Na, weil ich glaube, dass kein auch nur halbwegs vernünftiger Mann so eine furchtbare Schreckschraube wie Sie je heiraten würde.“
Und während die Dürre noch mit offenem Mund und verdrehten Augen unter zentnerweise Schminkspachtel ob dieser Kühnheit staunte, verließ Ben samt Zeitung und einem Lächeln im Gesicht, dafür um einsfünfzig ärmer, flugs die Abteilung. Charly hatte das Ganze schmunzelnd beobachtet und war durchaus angemessen stolz auf seinen Gruppenleiter. Eine knappe Stunde später war das Thema Einkauf erledigt. Jede Menge Getränke, Fressalien, Klamotten, Survival-Bedarf und sogar einige handelsübliche Handgranaten für den emsigen Hochseefischer waren im riesigen Kofferraum des Mercedes' verschwunden. Charly hatte nämlich solange gebettelt, bis er welche haben durfte. Denn auch, wenn er Waffen an sich hasste, vor allem deren Gebrauch, Handgranaten hatten ihn schon immer fasziniert. So was musste ein Junge von Welt doch haben! Und wenn die Dinger auch nur als nutzloses Souvenir taugten. Daher hatte Charly sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen Und Ben, dessen Vater im Gegensatz zu Charlys ja nicht beim Militär tätig war, hatte sich (ganz langweilig) schließlich nur den bezahlbaren Luxus einer coolen verspiegelten Sonnenbrille gegönnt. Rippenbiest hatte sich mit frischer Polierwatte eingedeckt, und Nessy besaß nun eine Wagenladung Kaugummis. Aber das angenehmste war erst mal: Es gab endlich etwas Neues zum Anziehen. Auch wenn es keine Fracks, Smokings oder Abendkleider waren, sondern nur wetterfeste Wanderkleidung sowie die obligatorischen Jeans und schließlich T-Shirts mit der aufgedruckten Botschaft: NICHTS ist besser!. Dazu lagen nun auch Sachen zum Wechseln im Wagen. Ein brandneues Lebensgefühl. Nessy hatte es sich zudem nicht nehmen lassen, eine Baseballkappe von den Nothing Maddogs zu kaufen. Weiß der Teufel, welcher Sportart die frönten. Charly sah ja eigentlich keinen erwähnenswerten Nutzen darin, diverse Toilettenartikel käuflich zu erwerben, doch Nessy bestand darauf. Zwar war sie keine Ellen Tekman, aber gegen Duschgel, Shampoo, Zahnpasta und Zeug, was Mädchen halt brauchen, war ihrer Meinung nach nichts einzuwenden. Ben gab ihr im Stillen recht. Sogar der Taure benutzte gelegentlich ein duftendes Shampoo, wenn ihm der Pelz juckte. Bald hatten sie alle Abteilungen des Kaufhauses abgegrast.
Aber trotz aller Nachfragen, niemand im Supermarkt konnte sich an eine rothaariges Mädchen erinnern, das tags zuvor hier eingekauft hatte. Zu viele Gesichter, zuwenig Zeit, sagte man ihnen. Ganz in der Nähe des Marktes entdeckten sie tatsächlich etwas, was sie schon seit mittelalterlichen Zeiten ausgestorben wähnten: Einen Bader. Der frisierte, rasierte, massierte, heilte im Handumdrehen Hühneraugen und Hämorrhoidenleiden. Zur Not konnte er auch jonglieren, feuerschlucken und wahrsagen. Niemand wunderte sich noch darüber, das sein Teilhaber unter der Bezeichnung Possenreißer firmierte. Viel wichtiger war den Reisenden, dass es hier tatsächlich die Möglichkeit gab, ein heißes Bad zu nehmen. Also nichts wie rein! Zwar wunderte sich dort das Personal, als sie auf die Frage „Rasieren und Haareschneiden?“ die seltene Antwort „Erst mal baden, bitte.“ erhielten, aber was machte das schon? Der Kunde ist König. So stellte der Herr Bader seine eigene Wanne im ersten Stock - natürlich entgeltlich - zur Verfügung. Nacheinander genossen alle vier den selten gewordenen Luxus und legten sich für ein halbes Stündchen ins warme Wasser. Allerdings musste sich der Taure ziemlich zusammenquetschen, da der kupferne Bottich nicht der allergeräumigste war. Otto hätte allerdings seine helle Freude daran gehabt.
Nachdem auch der letzte der Auserwählten endlich runderneuert war und man den Bader nahezu fürstlich entlohnt hatte, stanken die Vier endlich einmal nicht mehr. Wer wusste schon, wann man noch einmal in einen solchen Genuss kommen würde.
„Da
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