Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Dreck!“
„Nicht so wertlos, wie du meinst, Schätzchen. Weder für mich noch für euch. Mir bringt es den Wegzoll ein, und für euch Dummköpfe ist es ganz eindeutig die einzige brauchbare Möglichkeit, in den Westen und damit zu eurem Ziel zu gelangen. So ist das!“
„Das glauben Sie doch selbst nicht, oder?“, fragte Ben und ballte die Fäuste. „Wir machen einfach kehrt und die Sache ist erledigt. Feierabend!“
„Dafür ist es nun zu spät, törichter Erdenmensch. Ihr habt bereits meine Straße benutzt und auf meinem Treppenabsatz gesessen. Dafür müsst ihr zahlen! Und außerdem - wollt ihr mir etwa erzählen, ihr wärt aus Versehen hier? Sicherlich nicht, denn niemand betritt ohne wichtigen Anlass meinen Grund und Boden. Entweder seid ihr noch dümmer, als ihr ohnehin ausseht oder vor irgendwem auf der Flucht. Hab ich Recht oder hab ich Recht, Kinder?“
Ben sah ein, dass er schlechte Karten hatte. Kurz überlegte er, ob er dem Tauren einen Wink geben sollte, um einen Angriff zu starten, aber den Gedanken legte er schnell unter Undurchführbar ab, als er sich die zwei Dutzend Gegner noch einmal besah. Sie hatten definitiv keine Chance, die Nashornarmee hinter dem Dicken zu überwältigen. Also lenkte er notgedrungen ein.
„Sie haben gewonnen, Zöllner. Wir sind nicht mittellos. Nennen Sie ihren Preis.“
„Schön, dass ihr zur Vernunft gekommen seid, Leute. Wir sind ja alle einsichtige Wesen“, behauptete der massige Zöllner. „Also, was hätten wir denn da: Begehen einer Straße, Abnutzung einer Treppenstufe, dazu kommen noch diverse Verwaltungskosten und der ganze Personaleinsatz – sagen wir eine Million Dollar oder ein Zentner Gold. Ihr könnt euch die Währung getrost aussuchen.“
Die Auserwählten trauten ihren Ohren nicht und warfen sich entsetzte Blicke zu.
„Sind Sie noch ganz dicht?“, wollte Ben wissen.
„Selbstverständlich!“, antwortete der Eigentümer des Viertels. „Wie wäre ich wohl sonst zu meinem Vermögen gekommen? Also entscheidet euch. Gold wäre mir allerdings lieber.“
„Wir haben Gold“, gab Ben zähneknirschend zu. „Aber längst nicht so viel, dass es für einen Zentner reichen würde. Geben Sie sich auch mit weniger zufrieden? Vielleicht ein knappes Kilo?“
„Oh nein, Kumpel! Solcher Kleinkram interessiert mich nicht sonderlich, weißt du. Ich brauche Unmengen von Gold. Wenn du wüsstest, was für Wunderdinge man mit Gold so bewerkstelligen kann, würdest du mich ganz sicher verstehen.“
„Klar“, flüsterte Charly den anderen zu. „Zum Beispiel sein Gebiss sanieren lassen.“
Der Dicke hatte zwar mitgehört, überging die Anspielung jedoch.
„Gold ist das mächtigste Material der Welt. Beinahe die Macht selbst. Irgendwann werde ich mit meinem Gold die Welt aus den Angeln heben.“
„Du bist ja größenwahnsinnig!“, behauptete Charly. „Selbst alles Gold der Welt erkauft dir nicht die Möglichkeit, zu tun und zu lassen, was du willst.“
„Wer hat denn was von Kaufen gesagt, du Traumtänzer?“, zischte der dicke Mann. „Du verstehst überhaupt nichts. Aber genug gefaselt. Kommen wir nun wieder zur Sache: Zahlt ihr oder nicht?“
„Nicht diesen Preis. Das können wir nicht“, stellte Ben fest.
„Tja, tut mir leid“, heuchelte der Zöllner. „Dann müsst ihr ins Zollhaus.“
„Und was sollen wir da?“, wollte Nessy wissen. „Etwa unsere Taschen ausleeren? Vielleicht gefallen dir ja tote Motten oder lausige Spinnweben!“
„Halt dein elendes Schandmaul!“, unterbrach der dicke Mann sie zornig. Langsam nahm sein massiges Gesicht die Farbe einer reifen Tomate an. „Folgt uns!“
Der Zöllner drehte sich auf der Stelle herum und bedeutete seinen Nashörnern, ihm zu folgen. Die Soldaten schlossen einen Kreis um die Hüterkandidaten und deren Katzen. So waren die Vier eindeutig gezwungen, dem Zöllner zu folgen. Also gingen sie – nun in unliebsamer Gesellschaft - vorbei an weiteren halb zerstörten Hochhäusern, brennenden Autowracks und wilden Müllhalden, bis sie kurz darauf im Halbdunkel des schwindenden Tages einen nagelneu wirkenden, flachen Bau erreichten. Es war ein weitläufiger, gepflegter Bungalow, der seltsamerweise massiv vergitterte Fenster aufwies. Neben der Tür entdeckten die Gefangenen ein Schild mit der Angabe des Straßennamens und die dazugehörige Hausnummer: Eat-Him-Place 42. Darunter war in großen Lettern das Wort ZOLLHAUS zu lesen.
„So, da wären wir, Freunde!“, freute sich der dicke Mann.
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