Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Menschen ganz zu schweigen; diese stellten für die Soldaten bestenfalls einen kleinen Imbiss dar. Nur einer der Gegner war kein Mischwesen. Die Nashörner schienen einen Anführer zu haben, der haargenau wie ein Mensch aussah. Wenn auch nicht gerade wie ein besonders schönes Exemplar seiner Gattung. Der unglaublich fette Kerl steckte in einem schwarzen Nadelstreifenanzug und rauchte eine voluminöse Zigarre. Seinen halslosen schwammigen Kopf schmückte eine blanke Glatze. Darunter erinnerten nur noch dichte schwarze Augenbrauen an ehedem vorhandenen Haarwuchs. Immerhin die kleinen dunklen Augen schien er mit seinen Nashornfreunden gemeinsam zu haben, doch zeugten diese hier nicht von Einfalt, sondern versprühten vielmehr eine gewisse tiefgründige Schläue. Vielleicht auch Gerissenheit.
„Na, wen haben wir denn da?“, fragte der Dicke breit grinsend und entblößte dabei die fauligen und vergammelten Zähne hinter seinen fleischigen Lippen.
Charly registrierte unfreiwillig den üblen Mundgeruch seines ziemlich klein gewachsenen Gegenübers. Der Fettkloß war ihm auf Anhieb mehr als nur unsympathisch, dabei hatte er normalerweise nichts gegen Dicke.
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht!“, pflaumte er den Mann schließlich an.
Der Ältere lachte laut. „Und ob mich das was angeht. Immerhin befindet ihr euch auf meinem Grund und Boden! Also, wer oder was seid ihr?“
Das Grinsen wurde eine Spur weniger breit.
„Na gut, wenn Sie es unbedingt wissen wollen“, lenkte Ben an Charlys Stelle ein. „Wir sind Touristen aus der Pfalz, und die beiden Kleinen da sind unsere Katzen. Wir wollen uns das Zentrum und den Heiligen Stein einmal ansehen. Aber wir haben uns verirrt und suchen nun nach einem Weg zurück zur Hauptstraße. Ist das ein Problem?“
„Auf euer Problem kommen wir später zu sprechen, Kinder. Erst einmal zu deiner Geschichte: Aus der Pfalz kommt ihr also? Was soll das Bitteschön sein?“
„Ein netter Landstrich tief im Süden“, log Ben ungeniert.
„Genau“, beeilte sich Nessy, die gewagte Aussage zu bestätigen. „Findet man auf keiner Landkarte, so klein ist das Gebiet.“
„Soso“, murmelte der Mann und grinste immer noch. „Und der Taure? Ich hatte gedacht, die Tauren kämen aus den Steppen im Nordosten. Der da etwa nicht?“
„Nö, bin ein Findelkind“, schwindelte Rippenbiest und grinste treudoof zurück. Es juckte ihn in den Fingern, nach seiner Axt zu greifen, doch die Anzahl der Gegner ließ ihn innehalten.
„Ihr lügt!“, stellte der dicke Mann nüchtern fest. „Es gibt im Zentrum nichts, von dem ich nichts weiß. Wenn die hochverehrten Auserwählten in meinem Einflussbereich gastieren, dann bleibt mir das nicht verborgen. Und ihr seht genauso aus, wie die kleinen Trottel aus Zeitung und Fernsehen. Lasst mich kurz überlegen: Rippenbiest, Kobanessa, Charly und Benjamin, der Erdling. Eigentlich solltet ihr ja zu fünft sein, aber egal. Kann es sein, dass ihr das seid, oder bleibt ihr bei eurer albernen Geschichte von vorhin?“
Die Entlarvten schwiegen.
„Das soll mir als Antwort reichen“, bestätigte der Mann sich selbst. „Aber mir soll es ja egal sein, wer ihr seid und was ihr treibt, solange ihr euch an die Regeln handelt. An meine Regeln.“
„Was soll das nun wieder heißen?“, motzte Nessy.
„Das solltest du als Einheimische eigentlich wissen, Kleine. Womit wir wieder bei eurem Problem wären. Denn eure Reise endet hier, wenn ihr meinen Wegzoll nicht entrichtet.“
„Aha, also bist du derjenige, den man den Zöllner nennt!“, stellte Nessy fest.
„Genauso ist es!“, meinte der Mann im Anzug. „Und ich trage meinen Namen zurecht. Ihr habt meine Straße benutzt und wollt sie offensichtlich auch weiterhin benutzen, denn es gibt dummerweise keinen anderen Weg zur Hauptstraße. Also müsst ihr zahlen!“
„Straßen gehören nicht einem alleine“, maulte Charly trotzig. „Die gehören allen.“
„Du irrst, du frecher fetter Kerl!“, antwortete der Dicke scharf, und sein Grinsen verschwand. „Ich habe nicht nur diese Straße, sondern das ganze Viertel von der Stadtverwaltung gekauft, schon vor Monaten. Hat mich nur ein paar Dollar gekostet. Die Stadt war heilfroh, das alles los zu sein.“
„Logisch!“, erwiderte Nessy grimmig. „Die wollten für diese Ansammlung aus zerbombten Ruinen, Schrott und Abfall doch keinen müden Dollar für die Sanierung locker machen. Dein ganzes Viertel ist doch nur wertloser Haufen Schutt und
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