Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Zollbezirk. Das ist Strafe genug!“, maulte der Chef. „Der Boss wird sie sich persönlich vorknöpfen.“
„Die werden sich wünschen, wir hätten sie hier und jetzt abgestochen!“, behauptete das braune Monster und glaubte zweifellos, was es da sagte.
Die Nacht war schließlich vorbei. Eine aufregende und gefährliche Nacht. So wie jede in Macabra. Und es würde nicht besser werden. Im Gegenteil.
„Können wir nicht eine Pause einlegen, Benny?“, bettelte der humpelnde Charly. „Wir latschen jetzt schon seit tausend Nichtsstunden durch diese verdammte Straße. Die Schweinebande ist sicher längst weg.“
„Hast Recht. Kommt, wir setzen uns drüben auf die Stufe vor dem abgebrannten Haus.“
Die jungen Leute waren ziemlich mitgenommen. So dicht hatten sie noch nie den Tod vor Augen gehabt. Welchen Beweggrund hatte der kranke Mann wohl gehabt, Ben am Leben zu lassen? Wollte er an ihnen gut machen, was das Leben ihm angetan hat? Sie würden es nie erfahren. Nessy ihrerseits war heilfroh, dass bisher keiner ihrer Freunde die Gelegenheit oder vielleicht auch die Traute gehabt hatte, sie nach ihrer nun offenbarten Herkunft zu befragen. Beizeiten würde sie sich rechtfertigen müssen; aber je später desto besser. Vielleicht konnte sie so das Unvermeidliche noch einige Zeit hinauszögern. Die anderen würden sie beizeiten zum Teufel jagen. Zurück in ihren Pappkarton.
Die Gegend hatte sich irgendwie verändert. Nicht die verrottenden Häuser, nicht die Autowracks, nicht der Müll, auch nicht der Gestank. Es war so, als ob hier kein Leben existierte. Als wäre die Stadt ausgestorben. Niemand traute sich aus dem Haus und erst recht nicht auf die Straße. Denn eine teuflische Gefahr lauerte hier jedem auf, der so unvorsichtig, dumm oder dreist war, sich an diesem Ort blicken zu lassen. So wie die Auserwählten und deren Tiere. Alle sechs waren müde. Kuka schlief vor Bens Füßen eingerollt ein, was T2 schon lange tat. Auch die Menschen waren versucht, einfach hier einzuschlafen. Aber konnten sie es überhaupt wagen? Also dösten sie nur ein wenig mit mehr oder weniger offenen Augen und Ohren. Und sie taten gut daran, denn sonst wäre den Ohren wohl der unmissverständliche Befehl entgangen: „Los, sofort aufstehen!“
Augenblicklich waren alle wieder hellwach.
*
Kapitel 16
Das Haus am Eat-Him-Place
S ie standen auf, bereit ihren Hauseingang auf Teufel komm raus zu verteidigen, gegen wen auch immer. Denn vor ihnen, auf der wenig befahrenen, holprigen Straße, befanden sich plötzlich zig Gestalten und starrten die Auserwählten boshaft an. Sie mussten wohl doch tiefer geschlafen haben als geplant; wie sonst hätten die Kerle hier wie herbeigezaubert auftauchen können? Bis auf einen schienen es ausschließlich Soldaten oder Söldner zu sein. Aber was für welche! Mindestens zwei Dutzend riesige Burschen in Rüstungen aus schimmerndem Metall und dunklem Leder drohten wild mit ihren schweren Keulen, aus denen spitze eiserne Dornen hervorragten. Die Angreifer hatten nichts mit Menschen gemeinsam. Bestenfalls den aufrechten Gang. Sie schienen vielmehr eine üble Laune der Natur darzustellen, eine unheilvolle Mischung aus Nashorn, Gorilla und wer weiß, was noch. Die kurzen stämmigen Beine wollten nicht so recht zu den muskulösen Armen passen, deren Finger beinahe den Boden berührten. Ob die deutlich mehr als zwei Meter großen Wesen ein Fell besaßen, oder nicht, war kaum zu erkennen, denn bis auf den seltsamen Kopf waren die Soldaten von einer schweren Rüstung bedeckt. Diese bestand aus ungegerbtem, dunkelbraunem Leder und aufgesetzten Metallpanzern auf Brust, Rücken, Armen und Beinen. Sogar die Pranken mit den langen Fingern waren mit dornenbewährten Lederhandschuhen ausgestattet. Kaum zu glauben, dass sie diesen Schutz überhaupt nötig hatten, schaute man sich nur einmal die Köpfe dieser Kreaturen an. Auf dem spitz zulaufenden Maul thronte ein einsames plumpes Horn, welches im schwächer werdenden Sonnenlicht der hereinbrechenden Abenddämmerung silbern schimmerte. Hinter dem knöchernen Auswuchs blinzelten dumme kleine, schwarze Augen starr geradeaus. Den kahlen Schädel zierten schmale haarige Ohren, die denen einer Ratte entfernt ähnelten.
Die kleine Armee versperrte die Straße in Richtung Westen. Da gab's wohl kein Durchkommen mehr, denn viel kleiner als der Taure waren die Söldner nicht. Zudem wohl mindestens genausogut bewaffnet. Von den
Weitere Kostenlose Bücher