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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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wurde hellhörig. „Der Kanal? Dann nichts wie rein mit uns.“
    Da die Nashörner mit Getöse in die Küche stürmten, war die Entscheidung schnell gefallen: Nacheinander zwängten sich die fünf Flüchtenden durch die Falltür in die Dunkelheit und fielen. Kein Nashorn folgte ihnen - waren wohl zu dick. Und die Auserwählten? Waren sie also gerettet oder etwa tot?
    Nein, tot waren sie nicht. Dafür war der Sturz glücklicherweise nicht tief genug. Aber nach ein paar Metern Flug durch die Finsternis landeten sie in einer Art Matsch. Kaum hatten sie sich vom Schock des Aufpralls erholt – der immerhin von diesem seltsamen Untergrund abgefedert worden war – kramten die Teenager in ihren verschlissenen Rucksäcken nach den Taschenlampen und blickten sich anschließend um. Zu allererst mussten sie voll Grauen feststellen, worauf sie überhaupt gelandet waren: Eine üble Mischung aus fauligen Essensresten, Fäkalien, Knochen - von wem oder was auch immer - und Ratten. Das meiste andere in der zähen Brühe war nicht mehr zu identifizieren. Es stank hier noch erbärmlicher als oben unter der Dunstglocke der Stadt. Hier schien der Keller der Hölle zu sein. Zumindest dem Gestank nach. Der Kleine Mann war noch nie hier unten gewesen. Er hatte jedoch in seiner Eigenschaft als Tiefbauamtsmitarbeiter den ganzen Wirrwarr von Gängen unter der Stadt entworfen, verriet er den anderen, aber in der Realität sah halt doch alles anders aus. Und es roch auch anders. Dennoch führte er die Besucher zielstrebig nach Westen. Auf einem Sims, welchen sie sich mit Millionen Ratten teilen mussten, kamen sie voran, ohne sich direkt in den Strom aus Fäkalien, Abfall und toten Goldfischen begeben zu müssen. Und es war ein Glück, dass die Katzen bei ihnen waren. Vor allem die Kuhkatze. Einige Ratten hatte sie schon auf dem Gewissen, und die übrigen entwickelten einen gesunden Respekt vor ihr und gingen ihr und den Auserwählten fortan aus dem Weg. Zumindest vorerst, denn sie waren in der Überzahl. Und wie! Es tat gut, dass sich die Nasen der Menschen und des Tauren nach einiger Zeit auch an diesen Gestank gewöhnt hatten, denn sie würden noch einige Zeit hier unten im wahrsten Sinne des Wortes unterwegs sein. Mindestens drei Nichtstage und Nichtsnächte lang, wenn man dem Kleinen Mann Glauben schenken wollte. Allerdings gab es hier unten weder das eine noch das andere. Immer die gleiche Dunkelheit. Immer der gleiche Pesthauch, auch immer gleich aussehende Gänge tief unter der Erde. Drei Tage und Nächte! Wenn nichts dazwischen kam...
    Es kam nichts dazwischen. Zumindest nicht auf der ersten Hälfte des Marsches. Was mochte sich wohl gerade über ihnen und dem Kanal befinden? Selbst der Kleine Mann wusste es nicht so genau. Vielleicht die Stadtverwaltung? Sie fanden nach knapp zwei Tagen ein unbenutztes Seitenrohr der Kanalisation und legten sich darin endlich einmal wieder schlafen. Trotz der abscheulichen Umgebung, des allgegenwärtigen Geruches und trotz der überall lauernden Ratten fielen die Fünf schnell in einen tiefen Schlaf. Wovon mochten sie wohl träumen? Vom Tageslicht etwa? Von grünen Wiesen unter blauem Himmel? Von Ruhe und Behaglichkeit? Wahrscheinlich von allem ein bisschen. Würden die Ratten träumen, so wäre ihr einziger Gedanke die Lust auf Nahrung gewesen. Nahrung wie die vier Menschen, der Stier und deren Katzen. Aber sie träumten nicht. Weil sie wach waren. Hellwach. Bis auf wenige Meter hatten sich Hunderttausende der kleinen graubraunen Bestien den Schlafenden genähert. Wie konnten die Fünf es wagen, in das unterirdische Reich der Könige der Kanäle einzudringen? Aufgeregt schlich sich der Teppich aus ungezählten Ratten noch dichter an die eingeplante Nahrung heran. Diese wachte jedoch gerade noch rechtzeitig auf, als Kuka sie mit einem warnenden Miau aus allen Träumen riss.
    „Ratten!“, schrie Ben. „Und zwar jede Menge! Lasst uns abhauen!“
    Die Reisenden packten schnell alles zusammen und flüchteten weiter nach Westen. Und zwar keinen Augenblick zu früh, denn fast hätten die Ratten sie doch noch erwischt. Aber dieses Mal gaben die Kanalbewohner nicht so rasch auf. Selbst, wenn einige von Mensch oder Katze getötet würden, die Ratten waren so zahlreich, dass sie letztendlich gewinnen mussten. Also folgte der fiepende unheilbringende Teppich aus lebendigen Schattenwesen den Abenteurern durch die finstere Kanalisation des Zentrums. Rippenbiest zückte sein Axt und schlug ein paar von den

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