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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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Biestern in die Flucht, als diese sich ihnen wieder bis auf wenige Schritte genähert hatten. Zerfetzte Ratten segelten durch den Kanal vom Sims in den Strom aus Überbleibseln der makaberen Zivilisation. Andre landeten mitten in den nachstoßenden Artgenossen. Die scherten sich wenig um ihre toten Kameraden, steigen darüber hinweg oder fraßen sie gar und nahmen die Verfolgung nur umso böswilliger wieder auf. Nach wenigen ziemlich erfolglosen Abwehrversuchen hatte der Taure die Sinnlosigkeit seines Tuns erkannt. Die Zeit, sich mit jeder einzelnen angreifenden Ratte zu beschäftigen, blieb ihnen einfach nicht. Denn jede weitere Verzögerung würde ihnen zwangsläufig den sicheren Tod bescheren. Als Futter für Millionen von Ratten. So rannten die Fünf weiter. Gen Westen. Aber was konnten auf Dauer die paar ermüdenden Beine gegen unendlich viele vierbeinige Hungerleider ausrichten? Weitere Flucht zwecklos, alles aus? Der Kleine Mann stolperte, die andere stoppten, um ihm zu helfen. Zuviel Zeit ging verloren. Die Ratten waren da! Doch bevor die erste unter ihnen auch nur einmal zubeißen konnte, geschah etwas Seltsames. Wenn es überhaupt etwas gab in dieser Welt, was man als seltsam bezeichnen konnte. Die zahllosen Ratten fiepten plötzlich lauter denn je. Etwa vor Angst? Sie ließen von ihren mehr oder weniger hilflosen Opfern ab und verschwanden eilig in alle Himmelsrichtungen. Nur nicht nach Westen. Und nur kurze Zeit später waren alle Nager in Seitengängen des schier unendlichen Kanalnetzes entschwunden.
    „Wo sind die Viecher hin?“, wollte Charly wissen.
    „Ganz egal!“, meinte Nessy. „Hauptsache weg! Aber lasst uns besser den Augenblick nutzen, um ihnen ein für alle Mal zu entkommen!“
    Die Fünf rappelten sich wieder hoch und nahmen ihre Taschenlampen zur Hand. Sie leuchteten in die Richtung, in die sie weiterzugehen gedachten. Nach Westen. Und eben dort sahen sie auch den Grund, aus dem die Ratten sich so eilig dünne gemacht hatten. Die Kanalratten waren schon ein grausiger Anblick gewesen, aber das, was sie jetzt vor sich erblickten, raubte ihnen fast den Atem vor Entsetzen. Eine der Gestalten sprach zu ihnen. In der Sprache, die jeder im Nichts verstand.
    „Na, das ist aber mal selten, dass sich Nichtratten nach hier unter verirren. Herzlich willkommen, Freunde!“
    Die Ansprache hörte sich auf Anhieb schon mehr als verlogen an. Vor allem, wenn man bedachte, aus wessen Munde sie stammte: Vor Ben, Charly, Nessy, Rippenbiest, dem Kleinen Mann und den Katzen befand sich ein Dutzend Tuberkulaten. So nannte man diese ekelhaften Rattenfresser in der Kloake. Sie waren etwas kleiner als Menschen, aber deutlich breiter, beinahe wie Kleiderschränke. Sie trugen ein zotteliges, verfilztes braunes Körperfell zur Schau. Es bedeckte nicht nur den Rumpf und die kurzen Gliedmaßen, sondern auch den massiven Kopf, der ohne Hals oder anderen erkennbaren Übergang direkt auf dem voluminösen Brustkorb saß. Sie hatten sich notdürftig in schmutzige Lumpen gehüllt, die sie mehr oder weniger zusätzlich zu ihrem dicken Fell vor der Kälte in der Kanalisation schützten. Die Rattenfresser besaßen kurze, aber kräftige Arme und Beine. Allein Hände und Füße, jeweils mit vier dicken Fingern beziehungsweise Zehen bestückt, waren nicht von Fell bedeckt. Im Kopfbereich erkannten die Menschen im Schein der Taschenlampen einen breiten Mund, aus dem vom Unterkiefer ausgehend zwei furchterregende Hauer nach oben wuchsen; vermutlich zum Rattenknacken. Darüber befand sich bei allen Exemplaren dieser illustren Gattung eine gelbliche Knollennase. Die winzigen, ebenfalls gelben Augen reflektierten das Licht der Lampen wie diejenigen von Katzen. Offensichtlich war den Tuberkulaten das grelle Licht in dieser ansonsten finsteren Umgebung sehr unangenehm. Das machte ihr Anführer - von den anderen nur durch seine schwere Holzkeule in der rechten Faust zu unterscheiden - den ungeladenen, oberirdischen Besuchern auch sofort mehr als deutlich: „Weg mit den Funzeln, ihr Wichte, sonst fressen wir euch noch vor unserem freundschaftlichen Geplauder auf!“
    Der gute Charly hatte seine große Klappe trotz des hässlichen Anblicks schnell wiedergefunden.
    „Verdammt, jetzt ist aber langsam Schluss! Dauernd wollen uns irgendwelche Typen aufessen. Habt ihr einen Tick hier in der Gegend, oder seid ihr einfach nur nicht ausgelastet? Vielleicht solltet ihr euch mal beim Arbeitsamt melden, damit ihr eine vernünftige Beschäftigung

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