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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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Beine gelegt. Wie war er nur hierher gekommen? Auch Bens Freunde waren dem Geschehen näher gekommen. Und Charly kam es vor, als habe ihn ein Stück verdrängte Vergangenheit eingeholt. Doch er verstand dieses Gefühl im Moment nicht recht. Der knöcherne Schädel schien auf ewig zu grinsen. Auf der Nasenwurzel hing schief eine alte, kleine und runde Brille vor den leeren toten Augenhöhlen. Und obwohl die Augen nicht mehr da waren, blickten sie direkt in die Gesichter von Ben und seinen Begleitern. Sie waren sprachlos. Im Gegensatz zum kleinen Mann.
    „Da, sehen sie! Das Skelett hat einen Zettel in den bleichen Fingerknochen.“
    Und tatsächlich hielt die tote Hand scheinbar krampfhaft das Stück beschriebenen Papiers fest, welches die Antwort auf die ungestellten Fragen der Auserwählten enthielt. Nur mit Mühe konnte Ben schließlich den Brief aus der Hand des Toten entnehmen. Und während er die Taschenlampe auf die Zeilen lenkte, zerfiel die Knochenklaue zu Staub, so als hätte sie nur auf diesen Moment gewartet. Ben las und erkannte:
     
    Seid verflucht, Ihr, die ihr meine letzten Zeilen lest. Ich hoffe ihr seid das, ihr beschissenen Auserwählten. Denn euch gelten meine aufgeschriebenen Worte! Ich wünschte, dass ihr es seid, die meine sterblichen Reste finden. Irgendwie habe ich es sogar gewusst, dass ihr gerade hier auftauchen werdet. In meinem Alter wird man weise! Eigentlich hoffte ich, euch zu begegnen, solange ich noch lebe, auf dass ich euch in die Hölle hätte schicken können, in der nun ich statt eurer verweile. Denn dummerweise bauen sich gerade Millionen von Ratten vor mir auf, die mein altes Fleisch jeden Augenblick vertilgen werden. Eins von den Biestern hat mir sogar schon einen Fuß stibitzt und gefressen. Doch so wie es kommt, bleibt mir nur, euch zu schreiben und euch für die Zukunft alles erdenklich Schlechte zu wünschen. Warum habt ihr mich auch in die verdammte Kanalisation befördert? Ich wollte doch nur ein paar Mal von euch  abbeißen.  Schade, ich  glaube, ihr  wärt  lecker  gewesen.  Aber  man kann nicht immer gewinnen, was? Doch eines muss ich euch lassen: Ihr wart die hartnäckigsten Gegner, die ich jemals in meinem Speisesaal hatte. Vielleicht sehen wir uns in der Hölle wieder. Und dann esse ich euch. Aber erst mal werde jetzt ich aufgefressen. Trauert nicht um mich, das tue ich ja noch nicht einmal selber. Hahaha! Alles Schlechte aus der Verdammnis! Euer Opa Hansen
     
    Und damit endete der Brief des Menschenfressers, dem die Hüterkandidaten mit Müh und Not entkommen waren. Ein komischer Kauz.
    Charly lief es eiskalt den Rücken runter. „Irgendwo hab ich ein schlechtes Gewissen, Leute. Glaubt ihr, wir sind schuld an seinem Tod? Immerhin haben wir ihn in den Kanal befördert mit einem gut gezielten Wurf.“
    „Nein, wir sind wohl nicht schuld“, meinte Ben, dessen Gedanken jedoch in dieselbe Richtung tendierten. Das haben die Ratten für uns erledigt. Bevor der Alte uns erledigen konnte. Und ich bin mir sicher, er hat uns die Sache auch nicht übel genommen. Nur, dass er nicht von uns naschen durfte. Sein Pech - unser Glück.“
    Dem Kleinen Mann wurde indes mulmig zumute.
    „Ich weiß zwar nicht, worum es genau geht bei ihrem Gespräch. Aber ich würde Ihnen vorschlagen, diesen ungastlichen Ort endlich zu verlassen. Da oben ist das Leben, hier ist nur der Tod.“
    „Sie haben Recht, Kleiner Mann! Auf geht's!“
    „Rauf geht’s, meinst du wohl, Benny!“, flachste Nessy.
    Vorsichtig, um die rutschigen und teilweise stark verrosteten Tritte nicht unter den Füßen zu verlieren, bewegten sich die Menschen nach oben. Die Katzen hatten weniger Probleme damit und bildeten die Nachhut, falls doch noch eine vorwitzige Ratte ihr Glück versuchen wollte. Aber nicht mit der Kuhkatze! Der Taure hatte die Unterseite des Kanaldeckels zuerst erreicht. Zum Glück war er der Stärkste der Gruppe, sonst hätte er das schwere Ding nicht bewegen können. Aber schließlich schaffte er es. Er hatte den Deckel in wenigen Augenblicken zur Seite geschoben. Der Weg nach ganz oben war frei. Die Sonnenstrahlen trafen die Kanalentflohenen wie ein Keulenschlag. Aber zu  ihrem Glück waren sie nicht so lange unten gewesen wie die Tuberkulaten, so dass sich ihre Augen nach zwei Minuten schon wieder an das Tageslicht gewöhnt hatten. Nacheinander stiegen sie alle aus dem Dreckloch. Die Pupillen ihrer tierischen Begleiterinnen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. Die Gruppe hielt

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