Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
dieser uralten Methode. In dem Dorf der Bataren lebten demnach bis vor kurzem rund 729 Leute, davon war ein Viertel inzwischen tot. Wegen der Seuche. Aber wer war dieser schwarze Mensch, der doch kein Mensch war? Aber immer schön eines nach dem anderen.
„Warum sagen Sie 3x3x3x3x3x3 statt 729 und die Hälfte der Hälfte statt einem Viertel?“
„Das hat auch eure Freundin gewundert. Aber wir sind ein einfaches Volk. Wir kennen nur drei Zahlen: ein, zwei und drei. Und mehr brauchen wir auch nicht“, bestätigte Sprazzel Nessies Vermutung.
„Das stimmt wohl“ sagte Ben. „Ich hab gemerkt, dass ihr euch auszudrücken versteht, auch wenn es über drei hinausgeht. Aber jetzt erzählen Sie mir bitte mehr über diese schlimme Seuche und den geheimnisvollen schwarzen Mann, der offenbar damit zu tun hat.“
„Das werde ich gerne tun. Aber lasst uns erst einmal ein besseres Plätzchen für die Unterhaltung finden, als diese löchrige Straße.“
Viel gemütlicher war es in dieser Einöde eigentlich nirgends. Aber die Menschen, der Taure und der Batar setzten sich im kleinen Kreis auf die warme trockene Erde, ein wenig abseits der Straße. Die Katzen tobten derweil drumherum. Dann erzählte Sprazzel seine Geschichte. Und die seines Volkes.
„Wie gesagt, wir hatten ein gutes Leben im Dorf. Bis die geheimnisvolle Krankheit vor ein paar Monden kam. Viele sind daran gestorben, wie ich euch schon sagte. Und um Besucher vor diesem Schicksal zu bewahren, haben wir diese Sperre aufgebaut. Aber Leute wie ihr und Lisa erkranken wohl nicht daran. Es trifft lediglich Wesen, die schon seit längerem hier leben. Zuerst fühlten sich einige nur unwohl. Müde. Schliefen mehr als sonst. Doch dann wurde es immer schlimmer. Bei den ersten brach die Seuche aus, die immer tödlich endet. Die Haut meiner Artgenossen wurde erst rissig, dann platzte sie auf und fiel schließlich in großen Teilen vom Körper, so dass Muskeln und Knochen zu sehen waren. Die Schmerzen müssen unglaublich gewesen sein. Nach wenigen weiteren Wochen brachen ihnen und anderen Einwohnern die Knochen im Leib ohne Einwirkung von außen. Im Gehen, während des Schlafens oder wann auch immer. Die Kranken zehren sich immer weiter auf, werden dünner und dünner. Die Haut erkrankt noch schlimmer. Eiter fließt aus offenen Stellen. Die Armen altern binnen Monden und sterben unter grausamen Qualen. Nicht einmal unser Heiler mit seinem phänomenalen Kräuterwissen konnte ihnen helfen. Bis auch er starb. Und da kam ich auf die Idee, diese Absperrung zu errichten, damit kein Nichtbatar betroffen wird. Ich hatte die Bretter und das Warnschild gerade aufgestellt, da kam ein Auto, wie ihr diese Dinger meines Wissens nennt, auf der Hauptstraße vorbeigefahren. Drin saß eine junge Menschenfrau, wie sich später herausstellte, mit roten Haaren.“
„Lisa“, vermutete Ben. „Sie kann Autofahren?“
„Ja, so ist es wohl. Sie hat mich gesehen, wendete und bog in diese Seitenstraße ein. Ich konnte mich nirgends verstecken, als sie auf mich zufuhr. Und ich hatte Angst. Zwar hatte ich schon des öfteren aus einiger Entfernung diese sogenannten Autos auf der Hauptstraße fahren sehen, aber noch nie war mir eines so nahe gekommen. Ich hatte keine Ahnung, ob solch ein Eisending gefährlich ist oder nicht. Da bin ich einfach stehen geblieben und habe gehofft, das Ungetüm tötet mich nicht. Ich habe die Augen geschlossen und erst wieder geöffnet, als der Krach aus dem Innern des Eisenungetüms verstummte. Es war ein halbrundes weißes Ding, wie man oft welche fahren sieht. Aber wie gesagt, noch nie so nahe vor mir. Die Tür des Autos wurde aufgemacht und ich sah zum ersten Mal einen Menschen. Eine Frau, wie sie sagte. Damals hat sie sich erschrocken und ich mich auch. Wir werden für euch halt genauso seltsam aussehen, wie ihr für uns. Aber nach einigem vorsichtigen gegenseitigen Mustern hat sie mich auf das Schild angesprochen. Sie wollte wissen, wer ich bin, und was das mit der Seuche soll. Ob sie helfen könne. Eigentlich hatte sie nur nachfragen wollen, ob sie noch auf dem richtigen Weg zum fernen Labyrinth sei, das wir aus Erzählungen kennen. Ich nannte ihr meinen Namen, und sagte, sie solle verschwinden. Eine heimtückische Krankheit würde hinter der Absperrung alles Leben fortreißen. Aber sie wollte unbedingt mehr wissen. Also erzählte ich ihr von unserem sterbenden Dorf und dem Verlauf der Seuche. Das war dumm von mir, denn sie wollte uns unbedingt
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