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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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kannst du dem Käpt'n eine lautstarke Kostprobe deiner Kunst kredenzen. Klar?“
    „Aber wenn ich mich doch so doll schäme. Außerdem habe ich heute fremdes Publikum, falls es dir noch nicht aufgefallen ist.“
    „Spielt keine Rolle. Du weißt, worum es geht. Also – Sing endlich!“
    „Und was?“
    „Mir egal, Hauptsache laut. Wenn ich mich recht entsinne, hast du damals La Paloma Blanca gesungen Und dazu wirst du heute mit der Klampfe begleitet.“
    „Wenn's denn sein muss... haltet euch bloß die Ohren zu.“
    Gesagt, getan. Und dann legte Charly mit seiner Galavorstellung los. Und er sang den Refrain (den Rest kannte er nicht) dem Halunken in höchsten und lautesten Tönen ins Schweineohr:
    „Oh, La Paloma Blanca, lalalalalalala.
    Oh, La Paloma Blanca, lalalalalalala.
    Oh, La Paloma Blanca, lalalala ……..”
    „Gnade, Gnade! Aufhören!“, winselte das Schwein schon nach dem dritten auf übelste Weise gejaulten La Paloma Blanca. „Ich sage euch alles, was ihr wissen wollt. Ehrenwort!“
    Charly stoppte seine schaurig-laute Darbietung zur Erleichterung aller. Wie kann man nur so falsch singen? Schlimmer als die Geräusche, die das stampfende Ungeheuer zu Lebzeiten gemacht hatte. Schließlich ergriff wieder Ben das Wort, dieses Mal an Käpt'n Warzman gewandt.
    „Also, wir hören. Erzähl uns mal alles von Anfang an. Wer ihr seid, wer euch schickt. Warum ihr dauernd hierher gekommen seid, und was ihr da vorhin ins Wasser geworfen habt. Und – sollte mir irgendwas an deiner Story unglaubwürdig vorkommen – dann werde ich meinen netten Freund hier bitten, die weiße Taube noch ein paar mal musikalisch hochleben zu lassen.“
    „Musikalisch nennst du das? Ich nenne so was versuchten Mord. Aber sei's drum. Ich hab eh nichts mehr zu verlieren. Ich erzähle alles: Also, ich saß mit ein paar Kumpels in einem Rinnstein von Macabra und hab um gepökelte Ratten gewürfelt. Dann kamen ein paar Menschen in Maßanzügen und haben uns ein paar Penunzen gegeben. Die meinten, wenn wir an einem nicht ganz koscheren Job interessiert wären, könnten wir noch viel mehr davon sehen. Klar wollten wir das. Hat an die zwanzig Typen zusammengekriegt für die Nachtschicht, der Oberfuzzi in seinem Anzug. Unser Job war's, im Atomkraftwerk von Macabra jeden Tag eine Schiffsladung verstrahlten Müll abzuholen und im Rattenfluss vor der Stadt auszukippen. Das Schiff hat uns diese Firma zur Verfügung gestellt. Hieß Tekman AG oder so ähnlich der Laden, dem das Kraftwerk gehört. Aber dann war der Fluss  voll und wir wussten nicht mehr, wohin mit dem Mist. Und auch die Leute in Macabra haben angefangen, sich zu beschweren. Die wollten das Dreckszeug nicht mehr haben. Also haben wir uns gedacht, suchen wir uns ein paar andere Blöde, denen wir das Zeug in den Fluss kippen können. Hauptsache, weit genug weg von Macabra und der Hauptstraße, wo uns jeder hätte sehen können. Also sind wir bis hierher geschippert. Der Fluss hinter dem Dorf war geradezu ideal. Weit genug weg von der Hauptstraße und das Flussbett ist sehr tief. Da hätten etliche Fässer reingepasst, ohne das jemand sie gefunden hätte. Nur die Bataren, oder wie die sich nennen, die waren noch ein Problem in unseren Augen. Aber da hatten die Chefs in Macabra einen guten Plan.“
    „Langsam verstehe ich. Weiter!“
    „Die haben gewusst, dass die Bataren ein paar bescheuerte Hinterwäldler sind, die von Technik und Atommüll nie was gehört haben. Also haben die uns nachts mit dem Schiff im Nebel losgeschickt. Und wenn das Stampfen der Motoren den Landeiern noch nicht genug Angst gemacht hat, dann waren es unsere Hörner. Ein paar von uns standen dann auf dem Deck und haben in große gebogene Hörner von Roc-Kadavern geblasen, die wir am Ufer gefunden haben. Schaurig hat sich das dann angehört. Und die Bataren haben sich planmäßig Nacht für Nacht in die Hosen gepisst und uns in Ruhe die Fässer entsorgen lassen. Schließlich ist so die Legende vom Stampfenden Ungeheuer entstanden. Bis heute Nacht ...“
    Das mussten die Zuhörer erst einmal einen Augenblick lang verdauen. Vieles davon hatte sich Ben selbst zusammengereimt, aber jetzt fielen in seinem Hirn erst die letzten Hüllen um den Kern des Geheimnisses. Die Betreiber des Reaktors, den die Menschen in Macabra aus der Ferne gesehen hatten, nutzten die Naivität, oder besser gesagt die Unkenntnis der Einheimischen über Schiffe, Motoren und Technik aus, um ihnen mit dem Atomabfall den Fluss zu versauen.

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