Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
gegen die Umweltsünder aus Macabra – allen voran die Firma Tekman AG – mit harten Bandagen kämpfen. Um am Ende vielleicht sogar zu siegen. Wer konnte das wissen? Doch diese Geschichte ist nicht die unsere...
Mehr als die Hälfte der Strecke zum Labyrinth im Norden lag bereits hinter ihnen. Es war ein herrlicher Flug. Befreit von der Sorge um die Seuche und dem ewigen Dahinwandern auf gefährlichen Pfaden konnten die Auserwählten den Flug auf Malans Rücken in vollen Zügen genießen. Und außerdem brachte jeder zurückgelegte Kilometer die Vier näher zu dem vermissten fünften Gruppenmitglied. Währenddessen erfreute man sich an der herrlichen Landschaft, die in der Tiefe an ihnen vorbeizog. Zuerst die schier endlosen Kornblumenfelder, die sie im Sonnenuntergang bewundern konnten. Sie erschienen den Freunden wie ein dunkelblaues Meer aus Milliarden von Blüten, die dem Tag Lebewohl zu sagen schienen. In der Nacht darauf erreichten sie die Hauptstraße Der brüchige Asphalt saugte das Mondlicht in sich auf und wies ihnen als Dunkelstes im Dunkeln den Weg nach Norden. Dann schliefen alle ein. Am nächsten Morgen konnten sie sehen, was sich rechts und links von der Straße befand. Nachdem die wüstenähnlichen Gefilde verschwunden waren, sahen sie im Westen den finsteren Wald, den man hier nur den Toten Wald nannte. Wohl, weil alle Bäume und Sträucher aussahen, als seien sie bei einem Waldbrand ums Leben gekommen. Das Labyrinth konnte demnach nicht mehr weit sein. Im Osten erblickten die Flugreisenden jetzt, wo es wieder Abend wurde, und die Dunkelheit einsetzte, in weiter Entfernung zahlreiche kleine Lichter. Wie die erleuchteten Fenster einer nächtlichen Stadt. Und genau das befand sich auch dort im Osten.
„Hier fliege ich lieber besonders schnell vorbei“, sagte Malan. „Die Gegend ist mir nicht geheuer.“
Aber dazu kam er nicht mehr. Ein Schuss fiel urplötzlich und traf den Roc …
*
Kapitel 18
Wie aus einer Mücke ein Elefant wurde
D er Schuss hatte den Roc am rechten Flügel erwischt. Er geriet hoch in der Luft ins Trudeln. Und mit ihm die Auserwählten, die allergrößte Probleme hatten, sich an Malan festzuhalten. Aber irgendwie gelang es ihnen doch. Im Sturzflug näherten sie sich bedenklich schnell der Erde.
„Verdammt!“, fluchte der Roc, was ungewöhnlich war. „Irgendwas hat mich erwischt. Ich glaube, ein Flügel ist gebrochen. Ich versuche, so gut es geht, irgendwo zu landen.“
Die Fluggäste konnten nichts darauf erwidern. Sie stellten immerhin fest, dass Malan es schaffte, den rapiden Sturzflug abzufangen und mit Hilfe seines gesunden Flügels nahezu wieder in die Waagerechte zu gelangen. Aber halt nur nahezu. Immer noch näherte sich das gewaltige Tier mit halsbrecherischer Geschwindigkeit dem Boden. Es schien unmöglich, das Tempo für eine Landung entsprechend zu drosseln. In der Nähe einer asphaltierten Nebenstraße versuchte Malan, die Wucht der unfreiwillig verunglückten Landung mit den Füßen abzufangen, aber nachdem die eher zierlichen Füße den Erdboden berührt hatten, kam er schließlich doch ins Straucheln und überschlug sich. Ebenso die Auserwählten, die in hohem Bogen von Malans Rücken geschleudert wurden und irgendwo am Straßenrand landeten und liegen blieben. Dann wurde es schwarz für sie alle. Ohnmacht.
Als erster erwachte Malan aus seiner Benommenheit. Die Menschen konnten noch froh sein, beim Absturz nicht unter ihm begraben worden zu sein, denn das tonnenschwere Tier hätte sie ohne Zweifel zermalmt. Aber so sah Malan seine Freunde nahe beieinander im trockenen Gras am Rand der Straße liegen. Und sie atmeten noch! Malan selbst hatte es ziemlich böse erwischt. Vom eigentlichen Absturz hatte er bloß einen Brummschädel behalten. Es würde wohl auf eine üppige Beule neben seinem Einhorn hinauslaufen. Doch damit konnte er leben. Aber die Schusswunde war viel schlimmer. Sie hatte den Hauptknochen des Flugarms zertrümmert. Dazu kam der Blutverlust. Wenn kein Wunder geschah, würde er verbluten. Doch dessen ungeachtet torkelte er langsam, wie ein Betrunkener, zu den Menschen hin und stupste sie mit der Spitze seines heilen Flügels vorsichtig an.
„Wo bin ich?“, fragte Ben, als er erwachte.
„Und vor allem – wer?“, wollte Charly im selben Moment wissen.
Aber kurze Zeit später hatten alle Vier die Orientierung wiedererlangt. Bei den Mitgliedern der Blauen Gruppe sah es gar nicht mal so schlimm aus:
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