Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
beginnt gleich. Ihr gestattet?“
Die Gäste freuten sich ob der guten Nachricht. Und zur Krönung lud sie der Arzt nach dem Fußballspiel - welches übrigens torlos endete - zum Essen ein. Und ein Zimmer hatte er auch für die Kandidaten hergerichtet. Denn irgendwo mussten sie ja schlafen. Und der Taxifahrer, der sich im Laufe des Abends als Entony vorgestellt hatte, verabschiedete sich. Denn, wenn er nicht rechtzeitig nach Hause kam, gab es Ärger mit seiner Frau, die ihren Schnabel dann einfach nicht halten konnte. Immerhin brachte er heute wieder einmal Bares nach Hause, denn Ben hatte ihn großzügig entlohnt.
Dr. Uhl gab sich zwar ziemlich schroff den Gästen gegenüber, war aber dennoch davon angetan, einige der berühmten Auserwählten beherbergen zu dürfen. Selbstverständlich waren ihm als eifrigen Fernsehzuschauer die Gesichter der Gäste nicht unbekannt. So mühte er sich redlich, ein anständiger Gastgeber zu sein. Beim Abendessen allerdings hielten sich die Hüterkandidaten vornehm zurück. Denn ihre Vorstellung von einem vollwertigen Menü deckte sich nicht unbedingt mit der einer Eule. Dr. Uhl nämlich hatte sich gedünstete Spitzmaus und Regenwurmkompott schmecken lassen, während Ben, Nessy, Rippenbiest und Charly sich mit dem – allerdings ausgezeichneten – Salat begnügten. Nach dem Mahl saßen sie zusammen mit dem freundlichen alten Arzt in den Sesseln seines Wohnzimmers und unterhielten sich.
„Entony hat uns gesagt, hier in der Stadt herrsche Krieg. Was kannst du uns darüber sagen, Doktor?“, wollte der neugierige Ben von seinem Gastgeber wissen, wobei es ihm immer noch unangebracht schien, den alten Arzt einfach so zu duzen. Aber so war das halt hier.
„Stimmt!“, sagte die Eule. Dann zündete sie sich ihre Pfeife an und erzählte gemütlich weiter. „Im Moment ist es ruhig. Aber den Haarlingen – unseren Kriegsgegnern – kann man nicht trauen. Jederzeit können sie mit ihren schwer bewaffneten Flugzeugen von Fellhausen aus – so nennen die Spinner ihre Stadt - angreifen. Im Osten unseres Viertels haben sie etliche Gebäude bereits in Schutt und Asche gelegt. Viele Fiederlinge sind gestorben. Ich war da – es war schrecklich. Aber das wird den Verbrechern vergolten. Unser Präsident Hennedy lässt die Truppen an der Grenze zusammenziehen, um zum Gegenschlag auszuholen. Leider haben wir keine Flugzeuge. Aber dafür eine mehr als schlagkräftige Bodentruppe.“
„Kann es sein, dass diese Bodentruppe auf alles am Himmel schließt, was halbwegs nach Flugzeug aussieht?“, fragte Ben berechtigterweise.
„Das ist wahrscheinlich. In diesen Zeiten sehen alle überall Gespenster. Ich nehme an, du spielst auf die Schussverletzung eures Freundes an, Ben. Ich denke mal, unsere Truppen im Westen haben das Flugtier für einen Spion aus der Stadt der Haarlinge gehalten. Deren Anführer Fellini ist alles zuzutrauen. Bitte nehmt es den Vögeln am Flakgeschütz nicht allzu übel.“
„Ich hasse Krieg. Wie kam es überhaupt dazu, Doktor?“
„Das ist eine lange Geschichte. Der Krieg währt schon beinahe hundert Sommer. Der Anlass war ...“
Plötzlich verstummte der alte Vogel. Die Wände seines Hauses zitterten leicht. Dann ertönte ein Brummen wie von einem gewaltigen Bienenschwarm. Doch Sekunden später wurde dieses Geräusch von einem anderen übertönt. Ein heulender Alarm bohrte sich in die Ohren der Bewohner. Dieses Signal kannte Ben aus einigen Kriegsfilmen, die er nicht leiden konnte. Aber das hier war kein Film. Die Haarlinge nutzten offenbar die Gunst der Nacht und griffen mit ihren alten Flugzeugen an, die scheinbar aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg der Menschendimension auf geheimnisvolle Weise hierher gelangt waren.
„Los! Runter in den Keller. Jetzt geht der Tanz los!“, brüllte der Arzt gegen den Lärm an. Rippe, Nessy, Ben, Charly, die Gans im Blümchenkleid und er selbst rannten in den Keller des Hauses. Es blieb ihnen keine Zeit, nach dem schlafenden Roc zu sehen, der oben im Hof lag und womöglich immer noch schlief, trotz des Lärms der Sirenen und der Flugzeuge. Hoffentlich geschah im nichts.
„Verdammt!“, schimpfte Dr. Uhl. „Jetzt habe ich mir am Treppengeländer auch noch meinen besten Anzug zerrissen!“
„Du wolltet dir ohnehin längst einen neuen machen lassen. Die Weste spannt nämlich ganz schön über deinem Bauch, Herr Doktor“, schnatterte die Haushälterin.
„Ach, was weißt du denn schon, dumme Gans. Dieser Anzug war noch keine
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