Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
wahrlich lange genug vor dem Stein verweilt und auch mehr als genug gehört. Einiges war ihnen schon aus dem Unterricht im Zeltlager bekannt gewesen. Anderes war neu für sie. Ob das wohl das große Geheimnis des Nichts war, welches der Jongleur ihnen da gerade verraten hatte, fragte sich Ben. Er konnte es nicht glauben. Da gab es noch mehr, war er sich sicher. Aber das wusste wohl nur der Unsterbliche, der irgendwo auf seinem Felsen sitzen mochte und Däumchen drehte. Die Auserwählten wandten sich nun der Mauer zu, die hinter dem gepflasterten Platz des Heiligen Steins hoch in den Nachmittagshimmel ragte. Hellgrau und unüberwindlich. Sie schien wie in einem Stück gegossen zu sein. Keine Unebenheit, keinerlei Fugen waren zu sehen. Und auch kein Eingang. Doch hinter der Mauer vermuteten die Kandidaten das Labyrinth und vermutlich Lisa.
„So eine Scheißverwaltung! Verspricht einem erst hoch und heilig, dass die verfluchte Hauptstraße in Kürze weitergebaut wird und jetzt sagen sie, es sei kein Geld mehr da. Frühestens in zehn oder hundert Sommern wieder. So ein Gesindel, so ein verdammtes!“
Wer fluchte denn da herum wie ein Wilder, fragten sich die Teenager, obwohl sie die Stimme zu kennen glaubten. Sie drehten sich zur Quelle des verbalen Terrors um und sahen ihn sogleich mächtig wütend durch die Menge stapfen: Yoghi, den Wirt. Sie gingen ihm entgegen und waren mehr als erfreut, in wiederzusehen. Doch der tat so, als hätten sie sich gerade erst vor fünf Minuten das letzte Mal gesehen.
„Na, Boys. Was habt ihr denn hier zu suchen? Doch nicht auch irgend so ein Behördenscheiß, oder?“
„Nein, nein. Immer noch auf der Suche nach dem Unsterblichen. Aber freust du dich denn gar nicht, uns nach so langer Zeit wiederzusehen?“, wollte Charly wissen.
„Nein. So ein paar lästige Boys wie euch? Quatsch!“
„Nun gib schon zu, dass du dich freust!“, forderte Charly ihn auf und grinste.
„Also gut, verdammt! Freu mich, euch kleine Hosenscheißer zu sehen. Hätte nicht damit gerechnet. Tut gut, ein paar freundliche bekannte Gesichter zu sehen, statt der Sturköppe auf dem Bauamt. Aber ausgeben tu ich euch keinen. So was macht kein anständiger Wirt. Nicht mal ein ehemaliger Wirt, wie ich es seit eben bin.“
„Wieso ehemaliger Wirt? Hast du die Kneipe verkauft?“, hakte Ben nach.
„Nix da verkauft! Den Laden können von mir aus die Ratten fressen. Kommt sowieso kein einziger blöder Gast rein. Weil die Affen die seit Sommern versprochene Hauptstraße ums Verrecken nicht weiterbauen. Sollte eigentlich direkt an meiner Kneipe entlang verlaufen. Aber so hab ich keine Lust mehr, länger allein in der Suffbude rumzuhängen. Bin noch nicht alt genug für die Rente oder für den Friedhof. Muss mir also was anderes zu tun suchen.“
„Na, dann komm doch einfach mit uns. Wir würden uns freuen, noch einen Einheimischen dabeizuhaben“, freute sich Ben schon auf zusätzliche Begleitung.
„Seid ihr etwa immer noch nicht fertig mit eurer Mission?“
„Genau.“
„Ihr Boys meint also, ich alter Sack komm mit euch auf eine Tour, wo man tausend Tode sterben kann: Verhungern, oder - was noch schlimmer ist - Verdursten, Erfrieren, gegrillt werden in einer Scheißwüste, von diversen unbekannten Monsterkreaturen aufgefressen, Ertrinken, irgendwo Abstürzen oder in der Hölle landen? Oder vielleicht Sachen erleben, die zu schlimm sind, dass ich sie aussprechen mag? Glaubt ihr das im Ernst?“
„Ja. Warum eigentlich nicht? Du bist doch jetzt frei“, meinte der Taure. „Außerdem ist alles andere doch ganz schön langweilig, oder?“
„Alles klar, ich komm mit. Aber vorher setzen wir uns in den Ratskeller und bechern einen. Zumindest ich, ihr seid ja zu jung. Für euch reicht Limo. Aber getrennte Rechnungen, klar, Boys? Der Ratskeller ist das einzig Gescheite, was es an diesem beschissenen Rathaus samt Schloss gibt.“
Also gingen die Fünf zusammen in die Gaststätte im Keller unter dem Verwaltungsgebäude, welches wiederum im Schloss der weißen Königin des Lichts untergebracht war. Und den Freunden samt der Katzen gefiel es prächtig dort unten bei Bier und Wodka - beziehungsweise Cola – oder für die Katzen die entsprechende Milch. Sie erzählten sich gegenseitig bei guter Laune und Kartoffelchips, was sie in der letzten Zeit so alles erlebt hatten. So erfahren die Auserwählten von Yoghi, dass nach ihnen nur ein Gast da gewesen war. Eine düstere hagere Gestalt, die nach ihnen gefragt
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